The dark Side of Light: Lichtverschmutzung und ihre Konsequenzen

Bunt leuchtende Werbetafeln, strahlende Straßenlaternen und illuminierte Häuserfassenden – Lichtverschmutzung ist vor allem in den Städten allgegenwärtig und wird zum immer größeren Problem für die Umwelt und unsere Gesundheit

Lichtverschmutzung

Autor: Haus von Eden

Licht gilt als Quelle des Lebens – doch zu viel davon, kann auch schädlich sein. So versteht man unter Lichtverschmutzung oder auch Lichtsmog die übermäßige Beleuchtung in der Nacht, die vor allem in Städten auftritt. Diese ist ein wachsendes Problem und wirkt sich wie andere Arten der Umweltverschmutzung negativ auf unsere Gesundheit, die Umwelt und die Tierwelt aus. Das Phänomen der Lichtverschmutzung hat in den letzten Jahrzehnten aufgrund der zunehmenden Urbanisierung, des Bevölkerungswachstums und der weit verbreiteten Nutzung energieeffizienter Beleuchtungstechnologien wie LEDs erheblich zugenommen. Während künstliche Beleuchtung für viele Aspekte des modernen Lebens unerlässlich ist, müssen auch die negativen Effekte mitgedacht werden. Immerhin sind die Auswirkungen von Lichtverschmutzung weitreichend. Es ist also wichtig, dieses Problem zu verstehen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Schattenseiten des Lichts zu bekämpfen.

Welche Auswirkungen hat Lichtverschmutzung auf unsere Gesundheit?

Die zunehmende Lichtverschmutzung kann negative Folgen für die menschliche Gesundheit haben. Einige der Hauptauswirkungen sind:

  • Innere Uhr gerät aus dem Takt: Übermäßige Beleuchtung in der Nacht kann den zirkadianen Rhythmus durcheinanderbringen. So wird die 24-Stunden-Taktung der biologischen Abläufe in unserem Körper genannt. Dies kann zu Schlafstörungen, Müdigkeit und Erschöpfung führen. Außerdem kann die Lichtverschmutzung negative Auswirkungen auf unsere Produktivität, Stimmung und das allgemeine Wohlbefinden haben.
  • Hormonelle Störungen: Blaues Licht, das von vielen modernen Lampen ausgestrahlt wird, kann die Melatoninproduktion beeinträchtigen. Melatonin ist ein wichtiges Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert und antioxidative Eigenschaften hat.
  • Erhöhtes Krebsrisiko: Einige Studien deuten darauf hin, dass eine anhaltende Exposition gegenüber künstlichem Licht in der Nacht mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten in Verbindung gebracht werden kann.
  • Psychische Gesundheit: Schlafmangel und hormonelle Störungen, die durch Lichtverschmutzung verursacht werden, können sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. So erhöht sich zum Beispiel das Risiko für Depressionen und Angstzustände.

Andauernde Lichtverschmutzung kann unsere Gesundheit also ernsthaft gefährden. Daher ist es wichtig, die Exposition gegenüber künstlichen Licht in der Nacht zu reduzieren.

Was bedeutet Lichtverschmutzung generell für die Umwelt?

Neben den gesundheitlichen Auswirkungen hat die Lichtverschmutzung auch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Dazu zählen folgende Punkte:

  • Freisetzung von Treibhausgasen: Übermäßige und ineffiziente Beleuchtung führt zu einer unnötigen Verschwendung von Energie und Ressourcen. Die Erzeugung der Energie, sofern sie nicht aus erneuerbaren Quellen stammt, ist zudem mit der Freisetzung von Treibhausgasen verbunden. Das wiederum trägt zur Beschleunigung des Klimawandels bei.
  • Störung sensibler Ökosysteme: Lichtverschmutzung verändert das Gleichgewicht in Ökosystemen, da sie in komplexe Wechselwirkungen eingreift. Beispielsweise wird die Beziehung zwischen Räubern und Beutetieren oder Bestäubern und Pflanzen beeinflusst. Auch aquatische Ökosysteme wie Seen oder Flüsse können durch Lichtverschmutzung beeinträchtigt werden.
  • Verschlechterung der Bodenqualität: Der Bodenzyklus, insbesondere die Aktivität von Mikroorganismen, wird durch Lichtverschmutzung gestört. Dadurch kann die Bodenqualität und die Zersetzungsprozesse von organischem Material beeinträchtigt werden.
  • Erhöhung der Luftverschmutzung: Künstliches Licht fördert chemische Reaktionen in der Atmosphäre. Dazu gehört zum Beispiel die Bildung von Ozon in bodennahen Schichten. Dies führt zur Verschlechterung der Luftqualität und kann gesundheitliche sowie ökologische Schäden zur Folge haben.

Wie wirkt sich Lichtverschmutzung auf die Tierwelt aus?

Vor allem Tiere haben unter der Lichtverschmutzung zu leiden. Schließlich haben sie, anders als wir Menschen, kaum Möglichkeiten, sich vor der künstlichen Beleuchtung zu schützen. Folgende Effekte kann die durchgehende Bestrahlung für Tiere haben:

  • Störung der Fortpflanzung: Künstliches Licht in der Nacht kann die Fortpflanzungszyklen der Tiere beeinträchtigen.
  • Fehlende Orientierung: Nächtliche Beleuchtung kann den Orientierungssinn von Vögeln stören und dazu führen, dass sie von ihren Routen abkommen oder in beleuchtete Städte gelockt werden. Hier laufen sie zudem Gefahren mit Gebäuden zu kollidieren.
  • Verändertes Jagdverhalten: Künstliches Licht in der Nacht kann das Jagdverhalten von Raubtieren und anderen Tieren beeinflussen. Dies hat eine Störung der natürlichen Nahrungsketten zur Folge.
  • Anziehung von Insekten: Viele Insekten werden von Lichtquellen angezogen und sterben durch Erschöpfung oder werden leichte Beute. Das hat Folgen für die Bestäubung von Pflanzen und damit die gesamte Nahrungskette.
  • Beeinträchtigung der Nachtaktivitäten: Viele Tiere sind nachtaktiv und nutzen die Dunkelheit für ihre natürlichen Aktivitäten. Lichtverschmutzung kann bei diesen Tieren zu extremen Stress und Verhaltensänderungen führen.

Welchen Einfluss hat die Lichtverschmutzung auf Pflanzen?

Die Auswirkungen der Lichtverschmutzung beschränken sich nicht nur auf Tiere, sondern betreffen auch die Pflanzenwelt. So reagiert die Flora besonders sensibel auf künstliche Lichtquellen:

  • Störung des Wachstumszyklus: Künstliches Licht kann den natürlichen Wachstumszyklus von Pflanzen beeinflussen. Einige Pflanzen blühen dadurch zu früh oder setzen keine Samen an.
  • Beeinträchtigung der Photosynthese: Die Photosynthese ist ein lichtabhängiger Prozess. Übermäßiges künstliches Licht in der Nacht kann diesen Prozess stören.
  • Beschleunigung von Algenwachstum: Künstliches Licht beeinflusst das Wachstum von Algen in Gewässern, da es deren Fotosyntheseprozesse verlängern kann. Dies kann zu einem Überwuchern führen. Dadurch wird die Wasserqualität verschlechtert und das Leben anderer Organismen im Wasser gefährdet.

Wie lässt sich Lichtverschmutzung verringern?

Angesichts der weitreichenden Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf unsere Gesundheit, die Umwelt sowie die Flora und Fauna ist es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um dieses Problem anzugehen. Dazu gibt es zum Beispiel folgende Möglichkeiten:

  1. Effiziente Beleuchtungssysteme: Die Verwendung energieeffizienter und gezielter Beleuchtungssysteme, die Licht nur in die gewünschten Bereiche lenken, kann die Lichtverschmutzung erheblich reduzieren.
  2. Lichtmanagement: Die Implementierung von Lichtmanagementstrategien, wie die Anpassung der Beleuchtungsstärke und -dauer an den tatsächlichen Bedarf, kann zur Reduzierung der Lichtverschmutzung beitragen.
  3. Sensoren und Bewegungsmelder: Der Einsatz von Sensoren und Bewegungsmeldern, die die Beleuchtung nur dann aktivieren, wenn sie tatsächlich benötigt wird, kann die unnötige Beleuchtung reduzieren.
  4. Bewusstseinsbildung: Die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Auswirkungen der Lichtverschmutzung ist notwendig, um das individuelle Handeln zu verbessern und zudem Druck auf die politischen Entscheidungsträger auszuüben.
  5. Gesetzliche Regelungen: Die Einführung von Gesetzen und Vorschriften zur Regulierung der Beleuchtung in öffentlichen und privaten Bereichen kann dazu beitragen, die Lichtverschmutzung zu reduzieren. So gibt es vielerorts bereits Gesetze, die die Nutzung von hellen Leuchtreklamen, Schaufensterbeleuchtung und übermäßiger Beleuchtung in privaten Bereichen begrenzen.

Lichtschutzgebiete – Dark Sky Parks

Angesichts der zunehmenden Lichtverschmutzung in städtischen, aber auch in ländlichen Gebieten sind verschiedene Initiativen entstanden, um die ursprüngliche Dunkelheit der Nacht zu bewahren. Eine davon sind die sogenannten "Dark Sky Parks" oder Lichtschutzgebiete. Dark Sky Parks sind Zonen, die von der International Dark-Sky Association (IDA) als Orte mit außergewöhnlich dunklen Nächten zertifiziert wurden. Diese Parks befinden sich oft in abgelegenen Gegenden, abseits von städtischen Lichtquellen. Sie folgen zudem strengen Richtlinien für die Verwendung von Außenbeleuchtung, um die natürliche Dunkelheit zu erhalten. Einige der bekanntesten Dark Sky Parks befinden sich in den USA, Kanada, Neuseeland und Europa. Hier sind einige Beispiele:

  • Natural Bridges National Monument, Utah, USA: Dieses Gebiet wurde 2007 als erster zertifizierter International Dark Sky Park anerkannt und bietet hervorragende Bedingungen für die Beobachtung des Nachthimmels.
  • Jasper Dark Sky Preserve, Alberta, Kanada: Dieses riesige Schutzgebiet in den Rocky Mountains wurde 2011 zertifiziert und ist für seine atemberaubenden Aussichten auf die Milchstraße bekannt.
  • Aoraki Mackenzie International Dark Sky Reserve, Neuseeland: Diese Region auf der Südinsel Neuseelands wurde 2012 zertifiziert und ist eines der größten Lichtschutzgebiete der Welt.
  • Naturpark Westhavelland, Brandenburg, Deutschland: Dieser Park in der Nähe von Berlin wurde 2014 als erster International Dark Sky Park in Deutschland anerkannt.

Diese Lichtschutzgebiete dienen nicht nur der Erhaltung dunkler Nachthimmel für die Astronomie und die Bewunderung des Sternenhimmels, sondern auch dem Schutz der Ökosysteme und der Artenvielfalt. Die Anerkennung und Förderung solcher Lichtschutzgebiete ist ein wichtiger Schritt zur Erhaltung dunkler Nachthimmel für zukünftige Generationen.

Wie kann jeder Einzelne zur Reduzierung der Lichtverschmutzung beitragen?

Die Bekämpfung der Lichtverschmutzung ist zwar in erster Linie eine Aufgabe für Regierungen, Industrie und Städteplaner:innen, aber auch Einzelpersonen können einen Beitrag leisten. Hier sind einige Möglichkeiten, wie wir selbst unsere persönliche Lichtverschmutzung verringern können:

  1. Effiziente Beleuchtung verwenden: Ersetzen älterer Glühbirnen und Leuchten durch energieeffiziente LEDs mit Abschirmung und Ausrichtung nach unten.
  2. Bewegungsmelder und Zeitschaltuhren verwenden: Installation von Bewegungsmeldern und Zeitschaltuhren für Außenbeleuchtung, um die Beleuchtung nur dann einzuschalten, wenn sie tatsächlich benötigt wird.
  3. Fensterläden oder Vorhänge nutzen: Schließen von Fensterläden oder Vorhängen in der Nacht, um zu verhindern, dass Licht nach außen dringt und zur Lichtverschmutzung beiträgt.
  4. Dekorative Leuchtmittel reduzieren: Vermeiden von übermäßiger dekorativer Beleuchtung, insbesondere in den Nachtstunden.
  5. Für das Problem sensibilisieren: Informieren von Freunden und Familie über die Auswirkungen der Lichtverschmutzung und Unterstützung von Kampagnen wie zum Beispiel der International Dark-Sky Association (IDA).

Fazit: Die Schattenseiten des Lichts

Wer an Umweltverschmutzung denkt, hat oft zuerst Berge von Plastikmüll oder den übermäßigen Ausstoß von Treibhausgasen im Kopf. Dabei spielt auch die Reduzierung der Lichtverschmutzung eine wichtige Rolle, um langfristig das ökologische Gleichgewicht zu erhalten. Immerhin hat künstliches Licht, das für viele Aspekte unseres modernen Lebens unerlässlich ist, auch große Auswirkungen auf die Umwelt und unsere Gesundheit. Durch die Sensibilisierung für dieses Problem und die verantwortungsvollere Verwendung von Beleuchtung können wir jedoch Maßnahmen ergreifen, um die Lichtverschmutzung zu reduzieren. Nur durch gemeinsame Anstrengungen wird es möglich sein, eine ausgewogenere Beziehung zwischen künstlichem Licht und der natürlichen Dunkelheit zu erreichen und so unser eigenes Wohlergehen sowie das der Tier- und Pflanzenwelt zu sichern.

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