Im Dialog mit Martina Hacker, Geschäftsführerin der KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin. Eine starke Frau führt die traditionsreiche Porzellanmarke in die Zukunft
Bildquelle: KPM
- Martina Hacker im Gespräch mit Haus von Eden
Seit Juni 2019 ist Martina Hacker die neue Geschäftsführerin der KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH. Martina Hacker gestaltet bereits seit einigen Jahren den Betrieb maßgeblich mit und wird die Porzellanmarke in enger Abstimmung mit dem Firmeneigentümer Jörg Woltmann weiter in die Zukunft führen.
Martina Hacker, Geschäftsführerin der KPM Berlin, Bildquelle: KPM
Frau Hacker, die Jahre des Bauhauses waren Teil einer wichtigen Schaffungsphase für die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin. Mit den Entwürfen von Marguerite Friedlaender und Trudi Petri kamen historisch prägende Designs hervor. Inwieweit prägen die Bauhausjahre noch immer das heutige Design und die heutige Arbeitsweise in der KPM?
Martina Hacker:
Die Jahre des Bauhauses waren ein großer Umbruch in der Geschichte der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin. Erstmals wurde reinweißes Porzellan, sogenanntes „Gesundheitsgeschirr“, angeboten. Zwar benötigte es noch ein paar Jahre, bis diese klare Linie der Manufaktur auch beim Endkunden ankamen, aber der lange Atem zahlt sich bis heute aus. Dieser sehr gewagte Schritt ist heute fest in der Marken-DNA der KPM Berlin verknüpft, denn das weiße Porzellan macht heute den Großteil unseres Alltagsgeschäfts aus. Auch Formen aus früheren Stilepochen sind heute in Weiß nicht mehr aus unserem Portfolio wegzudenken.
Büste des KPM Gründers Friedrich der Große, Bildquelle: KPM
Von der Historie zur Moderne. In der heutigen Welt der Schnelllebigkeit und Vergänglichkeit, welchen Stellungswert tragen da die Tischkultur und wie können Sie unseren Alltag Ihrer Meinung nach beeinflussen?
Martina Hacker:
Bekanntermaßen gibt es zu jedem Trend einen Gegentrend. Das trifft auch auf die Tischkultur zu. Zwar wird vieles schneller, die Digitalisierung und Mobilisierung bestimmt unseren Alltag, aber genau darum sehnen wir uns immer mehr nach einer Entschleunigung. Ob ein gutes Buch oder eben ein gemeinsames Essen mit Familie und Freunden. Diesen Trend spüren wir auch stark. Auf der anderen Seite werden wir immer urbaner und der Wohnraum als solcher wird kleiner.
Daher kommt es eher selten vor, dass wir Service für 12 Personen verkaufen wie es noch vor 20 Jahren üblich war. Auf einen solchen Trend mussten wir natürlich reagieren. Angefangen bei modernen Set-Zusammenstellungen unseres besehenden Portfolios bis hin zu der multifunktionalen Serie LAB, bieten wir für die Kundengruppen passende Lösungen an.
In diesem Zusammenhang, Frau Hacker, welches KPM Produkt verwenden Sie zu Hause am liebsten?
Martina Hacker:
Morgens ist ein absolutes Muss meinen ersten Kaffee aus dem LAB-Becher zu trinken. Ich liebe die Haptik und die schlichte, dünnwandige Form. Den gleichen Becher verwende ich auch oft am Abend, um gerade in den Sommermonaten einen eisgekühlten Cocktail zu trinken.
Becher No. 1 LAB-Serie KPM; Bildquelle: KPM
Frau Hacker, Sie haben vor kurzem die Geschäftsführung der KPM Berlin ergänzend zu ihrer Tätigkeit als Kaufmännische Leiterin sowie Geschäftsführerin der KPM Berlin Vertriebs-, Handels- und Verwaltungs- GmbH übernommen. Welche Ziele haben Sie sich für die neue Position gesetzt?
Martina Hacker:
Mein erstes Ziel ist es, das Unternehmen verantwortungsbewusst zu führen. Das bedeutet, die Balance zwischen unserem Kulturauftrag und den wirtschaftlichen Interessen zu halten. Ich bin seit drei Jahren in diesem Unternehmen und habe in dieser Zeit die Mitarbeiter kennen und schätzen gelernt. Die Marke KPM Berlin wird hier erfolgreich mit Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit gelebt. Das möchte ich weiterhin bewahren und dem Vertrauen gerecht werden, das man mir entgegenbringt.
Es gab in der langen Historie sehr viele verschiedene Ansätze, die KPM Berlin zu leiten. Für mich ist es wichtig, das Rad nicht neu zu drehen, sondern aus den gemachten Erfahrungen zu lernen, den Experten auf den jeweiligen Arbeitsplätzen zuzuhören und dann unter Betrachtung aller Informationen in Absprache mit unserem Firmeninhaber die nötigen Entscheidungen zu treffen. Ab und an innezuhalten, sich selbst zu hinterfragen, Demut empfinden, vor dem, was man geschenkt bekommt hat, kann auch nicht schaden.
Handmalerei, Bildquelle: KPM
Die KPM wagt sich als einzige traditionelle Porzellan-Manufaktur zu ausgefallenen Kooperations-Projekten mit Bugatti, Birkenstock oder Burmester. Was sind die Beweggründe für solche Projekte?
Martina Hacker:
Viele Unternehmen versuchen neue Märkte mit einer Brand Extension zu erreichen. Wir haben uns ganz bewusst dagegen entschieden und machen nach wie vor das, was wir am besten können: Porzellan. Nichtsdestotrotz müssen auch wir Strategien erarbeiten, das Unternehmen gesund wachsen zu lassen. Daher haben wir uns an strategische Partner gewandt, die in ihrem spezifischen Markt die besten sind.
Für uns spielt bei der Kooperationspartnerwahl neben dem Brand fit auch immer die Augenhöhe eine wesentliche Rolle. Entstanden sind daraus überaus fruchtbare Kooperationen, die beiden Partnern gewinnbringende Erfolge gebracht hat und nach wie vor bringt. So werden jeweils neue Zielgruppen erreicht, aber auch neue produktionstechnische Erkenntnisse gewonnen.
Die Currywurst-Schale, der Gin-Becher oder der Coffee-to-Go Becher sind kreative und innovative Stücke aus Ihrem Hause. Sind dies Wege um an ein jüngeres Klientel wie den Millenials heranzutreten?
Martina Hacker:
Ja, auf jeden Fall. Wir screenen den Markt sehr genau und beobachten die gesellschaftlichen Entwicklungen. Außerdem haben wir das große Glück unserer Marke das Siegel „Handmade in Berlin“ geben zu können. Nachhaltige Produktion und Produkte, aber auch die Regionalität spielen gerade bei den Millenials eine übergeordnete Rolle.
KPM To-go Becher, Bildquelle: KPM
Umweltschutz ist ein Thema das die Welt bewegt. Was verstehen Sie unter Nachhaltigkeit und inwieweit wird diese bei KPM in Sachen Design, Technologie oder Herstellung umgesetzt?
Martina Hacker:
Als Manufaktur arbeiten im Hause KPM Berlin deutlich mehr Menschen als Maschinen. Trotzdem ruhen wir uns nicht darauf aus, sondern versuchen auch in den Produktionsprozessen regelmäßig Stellschrauben zu drehen, um unseren ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu halten. So haben wir beispielsweise unsere Brennöfen an das Berliner Fernwärmenetz in Kooperation mit Vattenfall angeschlossen, so dass die überschüssige Prozessabwärme direkt in Berlin Charlottenburg für eine warme Dusche genutzt werden kann.
Auch unser Produktportfolio ist sehr nachhaltig. Wir bringen nicht jede Saison neue Service auf den Markt, sondern ergänzen mit zeitgemäßen Stücken. So kann bei beispielsweise das klassische Kurland-Service von 1790 noch heute erwerben, aber es wurde im letzten Jahr mit den Kurland To-go Becher um ein It-Piece ergänzt.
Vielen herzlichen Dank Frau Hacker, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben.
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