Home Report 2020 – Zukunft des Wohnens und Bauens

Wie kann die Architektur unserer Städte, unserer Gebäude, aber vor allem auch die Architektur unseres Lebens besser gestaltet werden?

Food report 2021
Quelle & Copyright by Guillaume Alan

Autor: Oona Horx-Strathern

    • Megatrends, die das Wohn- und Bauverhalten maßgeblich prägen, sind Urbanisierung, Individualisierung, Konnektivität, Mobilität und Flexibilität sowie Silver Society. Darin eingebettet sind die verschiedenen kleinteiligeren Wohntrends.
    • Der Trend McLiving beschreibt, dass es als Antwort auf den Mangel an verfügbarem Wohn- und Lagerraum nachhaltiger und erschwinglicher Lösungsansätze bedarf.
    • Der ganzheitliche Ansatz der Healthcare Architecture zielt darauf ab, Gesundheitsbauten so zu konzipieren, dass Architektur und Design einen positiven Einfluss auf psychische und körperliche Gesundheit der Patienten, Besucherinnen und Beschäftigten haben. Es steht nicht mehr die reine Funktionalität im Zentrum.
    • Die Luft in Innenräumen ist häufig verschmutzter als die Außenluft. Das beeinträchtigt nicht nur die Produktivität, sondern kann sich auch negativ auf die Gesundheit auswirken. Der Trend Indoor Air Care beschreibt die neuesten Entwicklungen auf diesem Gebiet: Air-Purification-Technologien einerseits und eine Rückbesinnung auf natürliche Baustoffe andererseits sollen dem entgegenwirken.
    • In der Stadt spielen alle Sinne eine Rolle: Durch eine multisensorische Stadtplanung soll in Zukunft die Lebensqualität in Städten gesteigert werden, der Alltag durch olfaktorische, auditive oder taktile Erfahrungen erleichtert werden.
    • Soziale Isolation und Einsamkeit gelten als das größte Problem der Städte. Inklusive Lösungen zu finden ist eine herausfordernde Aufgabe, um in der Stadt der Zukunft hohe Lebensqualität zu ermöglichen.

Wohntrends für ein besseres Zuhause

Wohntrends beschreiben die Trendentwicklungen in Design und Architektur, auf den Wohnmärkten und in der Baubranche. Sie spiegeln die gesellschaftlich geführten Diskurse über die Frage wider, wie Menschen in Zukunft wohnen und leben werden und geben Orientierung in den dynamischen Märkten rund ums Wohnen und Bauen.

1. Vertical Village – Neue urbane Dorfgemeinschaften

In Zeiten, in denen die mobile Gesellschaft nach “Heimat” sucht, gewinnen Vertical Villages an Bedeutung. Sie sollen es möglich machen, das ideale dörfliche Modell von Gemeinschaft in den Großstädten auf minimalem Raum in der Höhe nachzubauen und gelten als Vorzeigeprojekte für zukünftiges soziales Zusammenleben. Das Konzept wurde als Antwort auf politische und soziale Herausforderungen der mobilen und urbanen Gesellschaft entwickelt und soll in Zukunft auch die progressive Provinz erobern.

wohntrend

Projekt Ried Hofen Quelle & Copyright by Neubau-Team

2. Tidyism – Besser leben in Ordnung

Das Trendphänomen Tidyism ist eine Reaktion auf eine geringere Wohnfläche und fehlenden Stau- und Lagerraum vor allem in Städten. Besitz wird zunehmend als Ballast empfunden. Gurus, Berater und Coaches, die helfen, die virtuellen und physischen Besitztümer zu ordnen und zu managen, versprechen auch positive psychische Effekte. Tidyism wird zum Lebensstil, bei dem das individuelle Bedürfnis nach Achtsamkeit und Reduktion im Zentrum steht. Eine Alternative zum kompletten “Decluttering” bieten Selfstorage-Units – flexibel anmietbare Lagerräume, in denen Dinge, für die in den kleinen Wohnungen kein Platz ist, zwischengelagert werden können.

3. McLiving – Wohnen nach dem Fast-Food-Prinzip

Nach dem Fast-Food kommt das Fast-Home: Als McLiving beschreibt Oona Horx-Strathern den Trend zu billigen, praktischen, modularen und massenproduzierten Mikrohäusern. Immer mehr Menschen sehen Micro-Living und Tiny-House-Gemeinschaften als kostengünstige Alternative zum traditionellen Haus. Doch die Massenproduktion von billigen Mini-Homes hat negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit. Den Grund für Letzteres beschreibt der Neurowissenschaftler Dean Burnett in seinem Buch „The Happy Brain“ so: „Unsere Häuser sollen der Ort sein, an den wir uns zurückziehen können, wenn wir gestresst oder ängstlich sind. Aber wenn sie zu klein sind, bleibt das Bedrohungserkennungssystem unseres Gehirns aktiv. Aber genau das sollen unsere Häuser ja verhindern“ (Dean Burnett, The Happy Brain, 2018).

wohntrend

Gesundheit treibt die Baubranche

1. Healthcare Architecture – Heilende Gebäude statt Krankenhäuser

Welchen Einfluss die gebaute Umwelt auf unsere psychische und körperliche Gesundheit hat, dieser Frage geht der diesjährige Branchen-Insight Gesundes Bauen auf den Grund. Lange Zeit lag der Fokus bei Gesundheitsbauten ausschließlich auf deren funktionalen Bedingungen. Inzwischen ist klar, dass Healthcare Architecture positive Effekte auf den physischen und psychischen Heilungsprozess hat. Beim Bau neuer Gesundheitseinrichtungen wird auf ein möglichst ganzheitliches Baukonzept gesetzt. Healing Architecture verbindet Funktionalität mit Wohlbefinden. Hierbei soll etwa das Konzept des präventiven Urbanismus dazu beitragen, ein Gefühl der Normalität zu vermitteln und so negative Gefühle wie Einsamkeit und Isolation zu verhindern. Nicht zuletzt aufgrund der alternden Weltbevölkerung und der Zunahme an psychischen Krankheiten ist das Design von adäquaten Gesundheitsorten eine wichtige Zukunftsaufgabe.

2. Indoor Air Care – Bessere Luft in Innenräumen

Neben der Atmosphäre spielt beim Healthy Living auch die Luftqualität eine Rolle – inzwischen ist die Luftverschmutzung in Innenräumen häufig gravierender als auf der Straße. Das Sick-Building-Syndrom ist ein wissenschaftlich anerkanntes Phänomen, das auf Schadstoffen in Möbeln und Baumaterialien zurückzuführen ist. Dementsprechend gewinnt Indoor Air Care an Bedeutung und der Markt für Luftreiniger boomt. Eine Alternative zu einem technischen Air Purifier bietet das Biophilic Design: luftreinigende Pflanzen, natürliche Baumaterialien und Frischluftzufuhr. In Zukunft soll nicht mehr nur schadstoffarm gebaut, sondern auch eine gesunde Wohnumgebung geschaffen werden.

BRAND-GUIDE

Leben in der Stadt – mit allen Sinnen

1. Senses and the City – Wie unsere Sinne über die Lebensqualität eines Ortes bestimmen

Das Schwerpunktkapitel Urban Living setzt sich mit den sozialen und oft politischen Herausforderungen eines zukunftsorientierten Stadtlebens auseinander. Städte sind mehr als ihr visueller Eindruck, die Städte der Zukunft sollen alle Sinne ihrer Bewohner und Besucherinnen ansprechen. Das Interesse an der urbanen Sinneslandschaft (Senses and the City) steigt – durch die Förderung positiver Geräusche und Gerüche kann ein positiver Einfluss auf die emotionale Stimmung und das Zusammenleben in Großstädten genommen werden. Noise-Cancelling-Apps und Systeme zur Lärmverminderung bahnen sich ihren Weg auf den Markt. Immer mehr Städte investieren in Strategien der multisensorischen Stadtplanung, die durch olfaktorische, auditive und taktile Erfahrungen den Alltag in der Stadt bereichern sollen. Durch sogenannte Public-Smell-Strategien, zum Beispiel ein Essverbot in der U-Bahn oder die Aufstellung von öffentlichen Öko-Toiletten, soll der Geruch im gemeinschaftlichen Raum verbessert werden. In Tokio ermöglichen Melodien die auditive Orientierung in der Metro und lösen Warnsignale und Ansagestimmen ab.

2. Disconnection in der Connected Society – Verbindungen schaffen gegen die urbane Einsamkeit

Soziale Isolation und Einsamkeit ist das Hauptproblem in den Städten – und das, obwohl es so viele Vernetzungsmöglichkeiten gibt wie noch nie. Die Disconnection in der Connected Society betrifft alle, sie lässt sich nicht an Geschlecht, Alter oder sozialer Zugehörigkeit festmachen. Die Gestaltung des öffentlichen Raumes kann dazu beitragen, dass sich Menschen wohl, sicher und eingebunden fühlen. Sie kann eine Grundlage für das Knüpfen von neuen sozialen Kontakten bieten. Nachbarschafts- und Wohngemeinschaftsprojekte sowie Dienstleistungen in den Bereichen Begleitung und Gemeinschaft sind erste Ansätze, die Herausforderung zu meistern, in Dienstleistungen in den Bereichen Begleitung und Gemeinschaft sind erste Ansätze, die Herausforderung zu meistern, in Großstädten ein Gemeinschaftsgefühl und dadurch bessere Lebensqualität zu schaffen.

Quelle: Zukunftsinstitut aus der Trendstudie Home Report 2020

NEWSLETTER
ANMELDUNG

Immer informiert über die neuesten Lifestyle Trends, Architektur, Design & Interior, sowie aktuelle Technologien rund um Nachhaltigkeit.

[ninja_form id=3]

Autorin: Oona Horx-Strathern

Seit über 25 Jahren ist Oona Horx-Strathern Trendforscherin, Beraterin, Rednerin und Autorin. Sie schrieb Bücher über die Geschichte der Futurologie und die Architektur der Zukunft, arbeitete an zahlreichen Studien des Zukunftsinstituts mit und spricht unter anderem über Architektur als Lebensstil, Stadtentwicklung und soziodemographischen Wandel. Sie teilt ihr Leben zwischen Deutschland, England und dem “Future Evolution House”, dass sie mit ihrem Mann Matthias Horx in Wien baute.

Verwandte Themen
Jan Boelen
Rektor der HfG Karlsruhe Jan Boelen – Elemente des Sustainable Design Existiert so etwas wie Sustainable Design und warum Upcycling eine reine Illusion...
iconic award nachhalitkgeit
Iconic Awards 2022: Innovative Architecture – Bewusstsein für nachhaltiges Bauen Die Iconic Awards 2022: Innovative Architecture honorieren zukunftsweisende Projekte und neue Ansätze für...
News: Gewinner des German Design Award 2022 beweisen innovatives Eco Design Zum Jubiläum zeigen die Gewinner*innen des German Design Award 2022 Innovation, Nachhaltigkeit & Ästhetik mit...