Mit zunehmender Urbanisierung nehmen auch die Herausforderungen für die Stadtplanung zu - Eine mögliche Lösung bieten zirkuläre Städte
Autor: Ilka Bröskamp
Bereits mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten und hier werden laut Ellen MacArthur Foundation 85% des BIP erwirtschaftet. Urbane Lebensräume spielen zudem eine bedeutende Rolle als Produzent*innen und Konsument*innen natürlicher Ressourcen. Denn sie sind für 50% der globalen Müllproduktion und 60-80% der Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Steigende soziale Ungleichheiten, der Klimawandel und globale Pandemien stellen Städte vor wachsende Herausforderungen. Für die urbane Stadtplanung gilt es diese in Zukunft zu meistern. Eine Lösung, diesen Problemen zu begegnen, sind zirkuläre Städte. Diese modernen urbanen Städte kombinieren dabei Ansätze der Smart City und Circular Economy. Car-Sharing, Co-Housing, Inklusion und autarke Wirtschaftsmodelle sind einige Trends die hierbei aufgegriffen werden. Wir werfen einen Blick auf das vielversprechende Modell und seinen Nutzen.
Was sind zirkuläre Städte?
Während noch keine universelle Definition für das Konzept zirkulärer Städte festgelegt ist, so gibt es doch eine klare Vision: Circular Cities binden die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in allen Bereichen ein. Dazu zählen zum Beispiel:
- Grüne Infrastruktur und Regeneration
- Smart City und moderne Mobilität
- Inklusion und Barrierefreiheit
- Stärkung lokaler Märkte und Produktion
- Nachhaltige Führungsstrukturen
Circular Cities: Neue urbane Systeme und moderne Technologie
Dadurch entsteht ein urbanes System, das regenerativ und barrierefrei zugänglich ist. Somit können Klimaziele, wie die Vermeidung von Müll, die Nutzung erneuerbarer Energien und Ressourcen oder das Senken von CO2-Emissionen, standardmäßig verfolgt werden. Hierbei erfüllen der Einsatz und die Weiterentwicklung moderner Technologien eine wichtige, unterstützende Funktion. Vor allem gilt dieser Ansatz für neue Modelle der Mobilität und einer grünen Infrastruktur.
Doch nicht nur wirtschaftliche Faktoren sind von Bedeutung. Auch soziale Aspekte rücken notwendigerweise zunehmend in den Fokus der Gestaltung zirkulärer Städte. Neben der Erzeugung von Wohlstand verfolgen zirkuläre Stadtsysteme vor allem auch das Ziel, den Lebenswert ihrer Bewohner*innen zu steigern.
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Förderung lokaler Märkte und Autarkie
Neben Waren und Kapital müssen also auch die Menschen in den zirkulären Wertefluss integriert werden. Zirkuläre Städte bieten dabei viele Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen. Durch die Stärkung lokaler Märkte können beispielsweise Arbeitsplätze geschaffen werden. Unterbeschäftigte oder arbeitslose Menschen, die vom linearen Wirtschaftssystem zurückgelassen wurden, erhalten dabei einen Zugang zum Arbeitsmarkt. Sie werden so wieder ein aktiver Teil der Wirtschaft.
Darüber hinaus verfolgen Circular Cities das Ziel, die lokale Produktion von Waren wiederzubeleben. Auf diesem Weg werden gleichzeitig regionale Versorgungsnetzwerke gestärkt. Die Corona-Pandemie hat nicht zuletzt gezeigt, wie fragil Lieferketten in Krisen sein können und wie wichtig es daher für Städte ist, autark zu sein.
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Integration
Unerlässlich für die Umsetzung dieser zirkulären Strategien ist vor allem eine Veränderung der Führungsstrukturen – politisch, ebenso wie in Unternehmen und der Gesellschaft als Ganzes. Die Kreislaufwirtschaft, ökologische Energie und Nachhaltigkeit, müssen ein selbstverständlicher, sowie unverzichtbarer Teil des Wirtschaftens und Handelns sein.
Zirkularität bedeutet außerdem immer auch Verbundenheit. So ermöglichen zirkuläre Städte nicht nur eine Verbindung zwischen den Menschen untereinander. Sie verbinden auch besonders wohlhabende mit einkommensschwächeren Stadtteilen. Es wird ein Austausch zwischen großen Konzernen und jungen, aufstrebenden Unternehmen geschaffen. Dies sorgt nicht zuletzt für eine Zusammenarbeit von Regierung und gemeinnützigen Organisationen.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Die Stärkung der Gemeinschaft bietet die Chance, aus individuellen Konsument*innen, Nutzer*innen gemeinschaftlicher Waren und Dienstleistungen zu machen. Car-Sharing-, Co-Housing- und ähnliche Modelle machen es vor und zeigen, wie Sharing Economy funktioniert. Die Vorteile vor allem in Bezug auf die Nachhaltigkeit liegen auf der Hand.
Fazit: Zirkuläre Städte als Modell der der Zukunft
Zirkuläre Städte sind vor allem ein systemischer Wandel. Weg von alten Handlungsmustern hin zu Strukturen, die zukunftsfähig sind. Vor allem im Westen Europas finden zirkuläre Prinzipien in urbanen Lebensräumen Umsetzung. So gelten Städte wie Amsterdam, Rotterdam, Glasgow oder Peterborough in den Niederlanden und Großbritannien hier als Vorreiter. Mit dem Projekt TXL gibt es auch ein Best Practice Beispiel in Deutschland.
Durch ihre hohe Konzentration an Menschen, Ressourcen, Kapital und Technologie auf verhältnismäßig relativ kleinem geografischem Raum, haben Städte das Potenzial, den globalen Wandel hin zu einer nachhaltigen, kreislauffähigen Wirtschaft maßgeblich voranzutreiben.
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