Schöne neue Welt: Ist das Metaverse schlecht für die Umwelt?

Technologien wie VR, Gaming, Krypto, Blockchain und NFT vereinen sich nun zum digitalen Metaverse - Wie nachhaltig ist der Hype?

Second Life NYFW
Jonathan Simkhai Fall/Winter 2022 in Second Life, Source & Copyright by Everyrealm and Blueberry Entertainment

Autor: Haus von Eden

Technologien wie Virtual-Reality, Augmented-Reality, Gamification, Kryptowährungen, Blockchain und NFT erleben einen regelrechten Hype und sammeln sich nun offiziell zum digitalen Metaverse. Der Ort an dem Facebooks Mark Zuckerberg und Microsofts Satya Nadella die nahe Zukunft sehen. Eine Parallelwelt, bei der die Übergänge zwischen Digital und Realität langsam schwinden.

Nicht umsonst übertrug Sonys Second Life diese Woche erstmals eine digitale Fashion Show als Teil der offiziellen New York Fashion Week. Laut Bloomberg könnte die Gaming-Industrie einer der größten Gewinner der Pandemie sein, mit einem Umsatzwachstum von 23% für das Jahr 2021. Newzoo prognostiziert bis 2024 für den Gaming-Markt einen Umsatz in Höhe von 219 Milliarden US-Dollar. Manche Expert*innen behaupten, es handle sich dabei um eine kurzzeitige Blase, viele fordern bereits jetzt Regularien für die Meta-Welt und wir fragen uns, ist das Metaverse schlecht für die Umwelt?

Was ist das Metaverse?

Wer, wie, was? Die Wahrheit ist: Das Metaverse zu begreifen, ist ähnlich diffizil wie es in den 70er Jahren war, das Internet zu verstehen. Das Metaverse ist nicht etwas, was man auf ein System reduzieren kann, sondern nimmt vielfältige Formen an und ist eher die gesamte Veränderung, wie wir das Internet benutzen. Das Metaverse ersetzt den Begriff Cyberspace und ist das kollektiv aller virtuellen Welten zu einem Universum.

Eine beständige parallele Realität in der Menschen miteinander jederzeit interagieren können. Angeführt von den große Spieleherstellern Epic Games und Roblox, wurde dieser Übergang durch die Corona-Pandemie deutlich beschleunigt. Mittlerweile haben auch Tech-Giganten Amazon (Twitch), Sony (Second Life), Google (Stadia), Apple (Arcade) und Facebook (Horizon Worlds) ihre Virtual Reality, Streaming und Gaming-Plattformen etabliert. Es sind genau diese Tech-Firmen, die das Metaverse zukünftig maßgeblich gestalten werden.

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Alexandre Arnault Twitter Account CryptoPunk

Daneben treiben Auktionsplattformen wie OpenSea und Christie's den digitalen NFT Art Boom weiter an. Im letzten Jahr haben vor allem die Verkäufe der Kunstwerke des digitalen Künstlers Beeple sowie Larva Labs' CryptoPunks für viel Aufsehen gesorgt. Insgesamt wurden, laut Bloomberg, im Jahr 2021 NFTs in Wert von 41 Milliarden US-Dollar verkauft. Aber auch der Verkauf virtueller Grundstücke nimmt rasant zu. So wurde neulich im Sandbox-Metaverse ein digitales Grundstück zu einem Rekordwert von 4,3 Millionen US-Dollar verkauft. Kürzlich offenbarte sogar die New York Stock Exchange seine Ambitionen hinsichtlich der Einführung einer Plattform für Kryptowährung.

Phygital und Omnichannel: Mehr als eine digitale Erweiterung des Retail

Um junge Zielgruppen zu erreichen, wagen auch traditionelle Offline-Marken den Schritt in das Metaverse. So zeigte zum Beispiel das Luxus Label Gucci seinen eigenen Gucci Garden im Roblox Spiel und ermöglichte es Konsument*innen durch eine Kollaboration mit ZEPETO eigene Avatare und virtuelle Welten zu personalisieren, Louis Vuitton brachte zu seinem 200-jährigen Jubiläum das digitale Spiel 'Louis the Game' auf den Markt und Balenciaga lancierte eine exklusive digitale Kollektion auf Fortnite, die Fans auch offline erwerben können. Das Metaverse entwickelt sich also zu einer digitalen Wirtschaft, wo man Güter kreieren, kaufen und verkaufen kann. Die Bedeutung digitaler Erlebnisse nimmt rasant zu und hat die Landschaft des Retail gänzlich auf den Kopf gestellt.

Knapp 70% der Kaufentscheidung sollen zukünftig auf der digitalen Reise getroffen werden. Schlagworte wie Omnichannel und Phygital werden von Marken immer noch als digitale Erweiterung des Ladenerlebnisses gesehen. Sie sind aber viel mehr als das: In einer idealistischen Vorstellung wird davon ausgegangen, dass man Produkte, wie virtuelle Kleidung, Autos oder Grundstücke, von der Verkäuferplattform auf eine persönliche digitale Ebene bringen kann. Genauso wie man in der echten Welt einen Pullover aus dem Retail mitnimmt und anzieht. Behilflich sind dabei personifizierte Avatars. Diese digitale Form des eigenen Ichs kannte man zuvor lediglich aus dem Gaming, aber sie revolutionieren derzeit die Branchen des E-Commerce, Retail und Social Media.

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Balenciaga für Fortnite, Quelle & Copyright by Fortnite

Vor- und Nachteile des Metaverse

Vorteile

Das Metaverse bietet viele Vorteile, die vor allem den Ansprüchen der Gen Z nachkommen. Anhand von VR-Tools kann zum Beispiel die individuelle Passform von Interior, Fashion oder Kosmetik besser überprüft werden. Dies führt zu weniger Fehlkäufen. Eine bessere Personalisierung erlaubt es Konsument*innen genau das Produkt zu finden wonach sie suchen, unabhängig von großen Brands und Retailern. Somit können kleinere Designer an Visibilität gewinnen und die Monopolstellung großer Marken gebrochen werden. Das Metaverse erleichtert zudem den Aufbau und direkten Zugang zu Communities, wodurch sich Konsument*innen zum Beispiel aktiv in die Produktentwicklung mit einbringen können. Produkte können dann individuell, made-to-order und on-demand hergestellt werden, was Abfälle reduziert.

Nachteile

Die Generation Z verbringen Studien zufolge durchschnittlich 7-9 Stunden vor dem Bildschirm. Viele Menschen befürchten deshalb eine Entfernung von der Realität und den Sog in eine rein digitale Welt. Der menschliche Kontakt und soziale Aspekte gehen verloren, Hemmungen fallen, digitales Mobbing und Shit-Storming nehmen zu. Die Erfahrung mit Social Media hat bis heute gezeigt, dass eine digitale Welt oft nicht der Realität entspricht, aber vor allem bei jüngeren Menschen zu psychischen Problemen führen kann, die einer perfekten Welt nachstreben. Es fehlt zudem an Regularien für die Ökonomie des Metaverse, denn die Umsatzzahlen der Gaming-Plattformen und die hohen Auktionswerte für NFTs werfen viele Fragen auf.

Ist das Metaverse schlecht für die Umwelt?

Digitale Währungen, wie Bitcoin, erreichten in den letzten 12 Monaten neue Höchststände. Aber noch viel mehr gab es einen regelrechten NFT-Hype. Die Non-Fungible Tokens (NFTs) sind heute allgegenwärtig, in Form von Pixelbildern, Grundstücken, ganzen Studioalben und anderen digitalen Erweiterungen der Realität. Nach Bitcoin sind NFTs zur zweitwertvollsten Kryptowährung geworden. Vor allem für junge und unbekannte Künstler*innen dienen sie als ein neuer Vertriebskanal. Die meisten NFTs sind in der Ethereum-Blockchain gespeichert. Ethereum hat sich zum Standard-Marktplatz für NFT erklärt.

Im Gegensatz zu Bitcoin ist Ethereum keine reine Kryptowährung, sondern eine Plattform zum Erstellen, Verwalten und Ausführen von dezentralen Programmen wie Crowdfunding oder Online-Voting. All diese Prozesse verbrauchen viel Energie, daher stellt die CO₂-Bilanz ein Umweltproblem dar. Diese Stimme wurde bereits 2018 laut, als der Digiconomist-Autor Alex de Vries in einer Studie schätzte, dass der jährliche Stromverbrauch von Bitcoin dem jährlichen Gesamtverbrauch Irlands entspricht. Dies ist besonders problematisch für die Umwelt, da diese Energie hauptsächlich aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird. Doch Lösungen sind in Aussicht.

Lösungsansätze für ein umweltfreundliches Metaverse

  1. Green NFTs Bounty System und Github Eco-NFT
  2. Streamline, Effizienz und Transparenz
  3. Proof-of-Stake Verfahren

1. Green NFTs Bounty System und Github Eco-NFT

Ein nachhaltiger Ansatz ist das Green NFT's Bounty System. Dieses setzt sich dafür ein, das Bewusstsein für grüne Technologien zu schärfen und nachhaltige NFT-Systeme zu entwickeln und zu fördern. Das Bounty System ist vergleichbar mit einer Crowdfunding-Kampagne, man kann direkt an die Organisation spenden, die nachhaltige NFTs entwickeln. Die Github Eco-NFT-Liste zeigt außerdem NFT- und Blockchain-Technologien, die noch unterbewertet, aber bereits nachhaltig sind. Darüber hinaus gibt es auch grüne Tokens. Beispiel ist die Carbon Utility Token (CUT), die größtenteils darauf ausgelegt sind, Unternehmen bei der Verwaltung ihrer Kohlenstoffzertifikate zu unterstützen. Der Verkauf jedes CUT-Tokens fließt in Investitionen für Carbon-Capture-Programme.

2. Streamline, Effizient und Transparenz

Blockchain ist zudem eine unvergleichbare Plattform, die Daten in Echtzeit zur Verfügung stellen kann. Dies ist von unschätzbarem Wert, wenn es um die Vereinfachung komplexer Strukturen geht. Zum Beispiel für die Rückverfolgbarkeit und Transparenz innerhalb Supply Chains mittels QR-Code oder Label-Passport. Das indische Stahl Konglomerat Tata Steel hat außerdem zusammen mit HSBC eine Blockchain-fähige papierlose Handelstransaktion durchgeführt. Internationale Abwicklungszeiten können mit diesen 'Smart Contracts' von Wochen auf wenige Tage verkürzt werden. Die verminderten Trasnkationszyklen verbrauchen weniger Energie, sparen Kosten und bedeuten eine erhöhte Transparenz und Sicherheit.

3. Proof-of-Stake Verfahren

Nicht zuletzt gibt das Proof-of-Stake-Verfahren (PoS) Hoffnung, welches das derzeit etablierte und energieintensive Proof-of-Work (PoW) ablösen soll. PoS zeigt in Bezug auf Rechenleistung und damit in Bezug auf Energieverbrauch und CO2-Bilanz eine erhebliche Verbesserung. Dieses Verfahren wird derzeit im Ethereum-Netzwerk als 'ETH 2.0' entwickelt und lässt auf eine umweltfreundlichere Technologie hoffen. Der ETH 2.0 wird eine Energieeffizienz von 99% vorausgesagt. Wie hoch der Energieverbrauch aber auch sein mag, die Energiewende ist und bleibt ein Schlüsselfaktor.

Die Zukunft des Metaverse bleibt unbekannt

Es ist eine regelrechte Beschleunigung der Realität in eine derzeit noch undurchsichtige Welt. Eine digitale Welt bedeutet zwar weniger physischen Konsum und somit eine geringere Produktion von Gütern, aber was kommt danach? Die Schaffung einer künstlichen Exklusivität, kann den digitalen Konsum ins unermessliche treiben. Eine Welle der Gegenbewegung kann aber gleichzeitig zu einer radikalen Entschleunigung und hoffentlich langfristig zu einem Mittelmaß führen. Fakt ist, dass das Metaverse kommen wird und derzeitige Offline-Strategien überholt sind. Wie die Menschen darauf langfristig reagieren, bleibt mit Spannung zu beobachten.

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