Digital Passport – das Tool für mehr Transparenz in der Modeindustrie?

Der Digital Passport soll Transparenz und Empowerment schaffen sowie die Kreislaufwirtschaft vorantreiben - das steckt hinter dem Buzzword

Digital Passport mr porter
Source & Copyright by Yoox Net-a-Porter

Autor: Haus von Eden

  • Was ist ein Digital Passport (DPP)?
  • Wie Digital Passports Transparenz in der Modeindustrie fördern
  • Welche Herausforderungen die innovative Technologie noch zu bewältigen hat

Lieferkettenprobleme, Ressourcenmangel und Wegwerfmentalität führen zu globaler Kritik an der Modeindustrie. Gleichzeitig gelten diese Herausforderungen allerdings auch als Quelle der Inspiration für die Suche nach Lösungen. Immer mehr Unternehmen lancieren Strategien für eine nachhaltige Textilwirtschaft, Modelle zur Kreislaufwirtschaft sowie richtungsweisende Innovationen. Und in letzter Zeit geht es dabei immer häufiger um ein Buzzword: Digital Passport. Eine innovative Technologie, die Transparenz in der Modeindustrie fördern soll.

Das hat es mit dem Digital Passport auf sich

Grundlegend ist ein Digital Passport eine digitale Aufzeichnung, die Informationen über ein bestimmtes Produkt enthält. Im Falle der Modeindustrie handelt es sich also um Produktinformationen von Materialien über Recycelbarkeit bis hin zu Produktionsprozessen sowie Transportwegen. Somit gewährleisten die DPPs die detaillierte Rückverfolgbarkeit von Kleidungsstücken entlang jeder Phase der Liefer- und Wertschöpfungskette.

Digital Passports können in verschiedenen Formen verwendet werden. Am häufigsten verwenden Brands aktuell QR-Codes, die sich einfach mit Hilfe des Smartphones scannen lassen. So beispielsweise auch Patagonia, Pangaia, Gabriela Hearst oder Yoox Net-A-Porter. Doch auch Hardware-Tags wie Bluetooth und NFC sind relativ leicht bedienbare Varianten, die das Aufrufen von Digital Passports ermöglichen. Allgemein ist es wichtig zu betonen, dass diese Technologien immer zugänglicher werden - beispielsweise via EON, dem weltweit ersten cloud-basierten Netzwerk für die Kreislaufwirtschaft.

Transparenz und Rückverfolgbarkeit für mehr Customer Empowerment

Die Verwendung von DPPs ermöglicht es Verbraucher:innen bewusstere sowie informiertere Entscheidungen zu treffen. Ausschlaggebende Faktoren wie Produktionsort und Arbeitsbedingungen lassen sich nämlich übersichtlich sowie unverfälscht einsehen. Und zwar ohne großen Suchaufwand, der heute noch oft als Grund für die fehlende Bereitschaft, nachhaltig zu konsumieren, genannt wird.

Insbesondere im Hinblick auf das Ausmaß an Greenwashing, das den Markt noch immer durchflutet, kann dieses neue Level an Transparenz maßgeblich dazu beitragen, nachhaltige und ethische Produkte klar von ihrer vermeintlichen Konkurrenz zu unterscheiden. Wer Umweltschutz und Fairness in seinen Lifestyle integrieren möchte, findet in Digital Passports also das Tool für Konsumentscheidungen.

Neben diesen Vorteilen auf Seite der Konsument:innen, könnte die steigende Verbreitung von Digital Passports auch Unternehmen zu mehr Verantwortung motivieren. Immerhin positioniert Transparenz Unternehmen im kontemporären Klima als attraktiv. Was eben auch bedeutet, dass eine mangelnde Bereitschaft, DPPs zu verwenden, zu Kritik sowie Skepsis führen kann. Die Verwendung von Digital Passports kann somit direkt in Wettbewerbsvorteile übersetzt werden, während Unternehmen gleichzeitig zur Einhaltung ihrer nachhaltigen und ethischen Commitments verpflichtet werden.

Digital Passports als Motor des Übergangs zur Circular Economy

Darüberhinaus kann Recycling durch den DPP gefördert werden. Die meisten enthalten nämlich ausführliche Informationen über die Beschaffenheit der verwendeten Materialien sowie darüber, wie diese bewusst wiederverwendet, repariert und recycelt werden können. Bis dato war der Mangel an genau diesen Informationen zu Materialkomponenten und ihrer effizienten Verwaltung eine der größten Hürden für erfolgreiches End-of-Life-Management. Dadurch, dass der Digital Passport diese jetzt überwinden kann, ermöglicht er die Hochskalierung zirkulärer Geschäftsmodelle. Und erleichtert damit den Übergang zur Kreislaufwirtschaft.

So kann er auch zur Erreichung des Ziels der EU-Strategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien beitragen. Als Instrument, das Daten standardisiert, schafft er eine einheitliche Sprache für die Unternehmenslandschaft, wie Textilprodukte bis 2023 nicht nur langlebig, sondern auch recycelbar werden können.

Herausforderungen der innovativen Technologie

Jedoch gibt es auch Herausforderungen bei der Einführung von Digital Passports. Darunter die notwendige Gewährleistung, die versichert, dass Daten wahrheitsgemäß sowie verlässlich sind. Unternehmen müssen sicherstellen, dass jegliche Information transparent und präzise weitergegeben wird, um Täuschungen vorzubeugen. Zu viele Unternehmen verweigern oder verzerren ein transparentes Bild ihres Status quo - was eine drastische Veränderung erfordert.

Zudem stellt sich die Frage, wie Unternehmen sensible Daten unter Wahrung der Vertraulichkeit offenlegen können. Was es braucht, sind Mechanismen, die sowohl standardisierte Daten sorgfältig berechnen, als auch dynamische Bereiche wie Arbeitsbedingungen einbeziehen können.

What's next?

Um Digital Passports zukunftssicherer zu etablieren, müssen die Politik, Institutionen und Unternehmen sich gemeinsam engagieren und ergänzende Maßnahmen beschließen. Genauer: Es braucht eine Synergie zwischen der innovativen Technologie und anderen Vorhaben wie politischen Incentives für nachhaltige Geschäftsmodelle, Investitionen in die Infrastruktur sowie Education für Verbraucher:innen. Transparenz und Rückverfolgbarkeit sind nur ein positiver Schritt zur Erreichung der Netto-Null-Ziele.

Insgesamt sind Digital Passports natürlich trotzdem ein vielversprechender Ansatz zur Förderung von Nachhaltigkeit. Sie steigern die Effizienz der Prozesse entlang der Liefer- und Werschöpfungskette, ermöglichen zirkuläre Geschäftsmodelle und stärken das nachhaltige Mindset von Verbraucher:innen und Unternehmen. Und das ist ein sehr guter Startpunkt, um die Zukunft der Textilindustrie in eine grüne Richtung zu lenken.

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