Digital Dressing als Game Changer für die Modeindustrie

Pixel statt Textil: Digital Dressing könnte zum Katalysator für die ökologische Transformation der Fashion Branche werden und zeigt auch außerhalb der virtuellen Welt Wirkung…

Digital Dressing
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Autor: Haus von Eden

An der Schwelle zur digitalen Transformation: Die rasante Entwicklung innovativer Technologien hat die Modeindustrie in den letzten Jahren stark beeinflusst. Von virtuellen Anproben über KI-gestützte Designprozesse bis hin zu blockchain-basierten Authentifizierungssystemen – die Branche erlebt derzeit einen tiefgreifenden Wandel. Dieser revolutioniert die Art und Weise, wie wir Mode entwerfen, produzieren und konsumieren.

Diese Entwicklungen machen nicht nur Hoffnung auf eine nachhaltigere und effizientere Modeindustrie, sondern eröffnen auch völlig neue Möglichkeiten für Kreativität und Individualität. Digital Dressing ermöglicht es Verbraucher:innen, virtuelle Kleidungsstücke und Accessoires allein für ihre Online-Präsenz z.B. auf Roblox oder Instagram zu erwerben. Somit hat es das Potenzial, den physischen Konsum zu reduzieren und einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Gleichzeitig revolutioniert die On-Demand-Fertigung die Produktionsseite, indem sie eine bedarfsgerechte und individualisierte Herstellung von Kleidungsstücken ermöglicht. Diese Innovationen, gepaart mit den Möglichkeiten des Web3, wie beispielsweise NFTs zur Authentifizierung und Eigentumsnachweis digitaler Mode, läuten eine neue Ära in der Fashion-Branche ein. Sie versprechen nicht nur eine Reduzierung von Überproduktion und Abfall, sondern auch eine Demokratisierung des Designprozesses.

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Was versteht man unter Digital Dressing?

Im Kern geht es beim Digital Dressing darum, dass Kleidungsstücke und Accessoires als digitale Assets erstellt werden. Nutzer:innen können diese erwerben und in verschiedenen digitalen Umgebungen tragen – sei es in sozialen Medien, Videospielen oder virtuellen Welten. Die Technologie dahinter basiert auf fortschrittlichen 3D-Modellierungs- und Rendering-Techniken, die es ermöglichen, hochdetaillierte und realistische digitale Kleidungsstücke zu erschaffen. Ein wesentlicher Vorteil des Digital Dressing liegt in seiner Flexibilität und Nachhaltigkeit. Anders als physische Kleidung verbraucht digitale Mode schließlich keine materiellen Ressourcen und produziert keinen Abfall. Zudem können digitale Kleidungsstücke beliebig oft getragen werden, ohne an Qualität zu verlieren.

Die Anwendungsbereiche für Digital Dressing sind vielfältig. Auf den Social-Media-Plattformen können Nutzer:innen ihre Profilbilder oder Posts mit virtuellen Outfits aufwerten. In Videospielen und virtuellen Welten dient digitale Mode dazu, den eigenen Avatar individuell einzukleiden. Auch virtuelle Anproben und digitale Showrooms macht Digital Dressing möglich. So hat etwas Zalando bereits als Pilotprojekt virtuelle Umkleidekabinen eingeführt. Hier können Kund:innen einen 3D-Avatar erstellen und Jeans anprobieren. So wird es leichter, auch online die perfekte Passform zu finden – und es fallen weniger Retouren an. Designer:innen und Marken können zudem ihre Kreationen als digitale Assets verkaufen, ohne die Kosten und Risiken der physischen Produktion tragen zu müssen. Dies ermöglicht es auch kleineren Labels und unabhängigen Designer:innen, ihre Reichweite zu vergrößern und neue Zielgruppen zu erschließen.

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Plattformen für Digital Dressing

So unterschiedlich wie die Anwendungsbereiche sind auch die Anbieter von Digital Dressing. Hier haben wir drei innovative Tools gelistet, die bei modebegeisterten Verbraucher:innen, aber auch bei Fashion-Professionals für Aufsehen sorgen:

      1. DressX: Hier finden Nutzer:innen einen fantasievoll bestückten virtuellen Kleiderschrank, den sogenannten "Metacloset". Die Looks, die von digitalen Designer:innen, aber auch von bekannten Brand wie z.B. Adidas oder Bershka stammen, lassen sich mit Hilfe von Augmented-Reality auf eigene Fotos oder Videos übertragen. Unter dem Einsatz von generativer KI-Technologie kann man auch individuelle digitale Outfits aus Textvorgaben erstellen und auf das eigene Foto anwenden.
      2. One: Das Start-up Resonance Companies hat mit One eine KI-gestützte Plattform für die Produktion von Made-to-Order-Fashion entwickelt. Brands können ihre Designs über einen Online-Konfigurator erstellen, die Styles in ihren eigenen Shop integrieren und je nach Eingang der Kundenbestellung in der hauseigenen Produktion von One fertigen lassen.
      3. The Fabricant: Die niederländische Plattform richtet sich sowohl an Verbraucher:innen als auch Designer:innen. Zum einen gibt es hier NFTs von digitalen Kreationen wie z.B. die neuen "MetaTabi"-Boots, die in Kooperaton mit Maison Margiela entstanden sind. Auf der anderen Seite finden Designer:innen auch innovative Tools, die zum Beispiel Entwurfskizzen in Sekunden in Schnittmuster oder direkt in fotorealistische Bilder für den Online-Shop umwandeln.

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Digital Dressing in der realen Welt

Auch, wenn es am nachhaltigsten ist, die digitale Mode tatsächlich nur im virtuellen Raum zu tragen, gibt es einen Schritt vom Digital Dressing in die wirkliche Welt. On-Demand-Fertigung macht es möglich, die digital erstellen Kleidungsstücke nachhaltig zu produzieren. Denn durch die individuelle Fertigung auf Bestellung werden Überproduktion und Lagerbestände minimiert. Ermöglicht wird die kostengünstige Einzelanfertigung durch fortschrittliche Technologien wie 3D-Druck, automatisierte Schnittmuster-Erstellung oder robotergestützte Nähverfahren. Diese Tools erlauben es, Kleidungsstücke schnell und effizient nach individuellen Kund:innenwünschen herzustellen.

Da sie nur das produzieren, was tatsächlich bestellt wurde, können Marken ihre Ressourcen effizienter einsetzen und gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern. Dies kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern kann auch die Profitabilität der Brands steigern, die On-Demand produzieren. Auch die Personalisierung von Mode könnten fortschrittliche On-Demand-Fertigungstechnologien auf ein neues Niveau heben. Kund:innen werden zukünftig in der Lage sein, Kleidungsstücke nicht nur in Bezug auf Größe und Farbe anzupassen, sondern auch komplexere Designelemente zu modifizieren. Dies könnte zu einer Renaissance des individuellen Stils führen, die bereits von führenden Designer:innen wie Miuccia Prada prophezeit wurde. Damit könnte die Abhängigkeit von ständig wechselnden Trends reduziert und die Massenproduktion standardisierter Designs zurückgedrängt werden.

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Digital Dressing und On-Demand-Produktion als unschlagbares Duo

Ein zentraler Trend in der Modebranche wird in Zukunft die zunehmende Verschmelzung von physischer und digitaler Mode sein. Wir können erwarten, dass immer mehr Marken "Phygital"-Kollektionen anbieten werden – Kleidungsstücke, die sowohl in der realen als auch in der virtuellen Welt existieren. Diese könnten als NFTs verkauft werden und den Käufer:innen sowohl ein physisches Produkt als auch ein digitales Asset bieten.

Auch die Kombination aus digitaler Mode und On-Demand-Produktion bietet einen spannenden Ansatz, um die Nachhaltigkeit in der Modeindustrie zu fördern. Immerhin haben diese beiden Technologien das Potenzial, einige der drängendsten ökologischen Herausforderungen der Branche anzugehen – von der Überproduktion bis zur Ressourcenverschwendung. Digital Dressing ermöglicht es Konsument:innen, ihren Wunsch nach Abwechslung und Selbstausdruck zu befriedigen, ohne dabei physische Ressourcen zu verbrauchen. Virtuelle Kleidungsstücke benötigen keine Rohstoffe, verursachen keinen Transportaufwand und produzieren keinen Abfall am Ende ihres Lebenszyklus. Dies kann zu einer signifikanten Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks der Modeindustrie beitragen.

Ein weiterer Nachhaltigkeitsaspekt liegt in der Möglichkeit der Personalisierung. Durch On-Demand-Fertigung können Kleidungsstücke genau nach den Wünschen und Maßen der Kund:innen hergestellt werden. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Kleidung tatsächlich getragen und länger behalten wird, was wiederum den Konsum und die damit verbundenen Umweltauswirkungen reduziert. Die Integration von Web3-Technologien kann zudem zur Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette beitragen. Durch die Nutzung von Blockchain-Technologie können Herkunft und Produktionsbedingungen von Kleidungsstücken lückenlos dokumentiert werden. So wird es Verbraucher:innen möglich, bewusstere Kaufentscheidungen zu treffen, und die größere Transparenz zwingt Unternehmen dazu, verantwortungsvoller zu handeln.

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Fazit: Digital Dressing läutet eine neue Ära der Mode ein

Die virtuellen Innovationen in der Fashion Branche haben das Potenzial, nicht nur die Art und Weise, wie wir Mode produzieren und konsumieren, grundlegend zu verändern, sondern auch unsere Beziehung zu Kleidung und persönlichem Stil neu zu definieren. Dabei haben diese Entwicklungen vielfältige Vorteile. Durch Digital Dressing und virtuelle Mode eröffnen sich neue Möglichkeiten für kreativen Selbstausdruck, die nicht durch physische Beschränkungen limitiert sind. Die On-Demand-Fertigung verspricht zudem eine signifikante Reduzierung von Überproduktion und Abfall, während sie gleichzeitig eine höhere Personalisierung ermöglicht. Außerdem bieten Web3-Technologien neue Wege für Authentifizierung und Nachverfolgbarkeit von Lieferketten.

Dennoch steht die Modewelt erst am Anfang dieser Transformation und es gibt noch viele Herausforderungen zu bewältigen. Dabei ist die Nachhaltigkeit digitaler Technologien selbst ist ein wichtiger Aspekt. Der Energieverbrauch von Rechenzentren und die Herstellung elektronischer Geräte müssen bei der gesamten Öko-Bilanz berücksichtigt werden. Dabei steht die Branche vor der Challenge, Lösungen zu finden, die die Vorteile digitaler Technologien nutzen, ohne neue Umweltprobleme zu schaffen. Denn fest steht: Die Zukunft der Mode ist digital, on-demand, vernetzt – und nachhaltig!

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