Das ungenutzte Potenzial im Textilrecycling

Entdecken Sie das Textilrecycling Potenzial und wie das Faser-zu-Faser Recycling bis 2030 18-26 Prozent der Textilabfälle wiederverwerten könnte

Textilrecycling Potenzial

Autor: Haus von Eden

  • Jährlich werden weltweit über 100 Billionen neue Kleidungsstücke produziert, was zu einer massiven Überproduktion führt und mehr als 15 Kilogramm Textilabfälle pro Person pro Jahr generiert
  • Das Faser-zu-Faser Recycling zeigt großes Potenzial, zwischen 18 und 26 Prozent der Textilabfälle bis 2030 wiederzuverwenden. Dies könnte erhebliche ökonomische, ökologische und soziale Vorteile bieten
  • Maßnahmen wie Übergangsfinanzierungen, Investitionen, ausreichende Mengenbereitstellungen, Zusammenarbeiten und öffentliche Förderungen sind notwendig, um das Textilrecycling zu fördern und dessen vielversprechende Zukunft zu realisieren

Jährlich werden weltweit mehr als 100 Billionen neue Kleidungsstücke produziert, obwohl wir diese gar nicht brauchen. Durch diese Überproduktion entsteht eine Menge an Müll. Genauer entstehen pro Person mehr als 15 Kilogramm und das jedes Jahr. Von den Textilabfälle stammen lau einer McKinsey Studie ungefähr 85 Prozent von aussortierter Kleidung oder Haushaltsabfällen. Die meisten dieser Abfälle werden auf Mülldeponien verbrannt, was eine problematische Herangehensweise darstellt. Unter dieser Entsorgungsmethode und ihren Auswirkungen leiden sowohl die Umwelt als auch wir Menschen enorm.

Das Entgegenwirken gegen diese Abfallentstehung und -entsorgung sollte höchste Priorität haben. Um die Entstehung von Textilmüll zu minimieren, gibt es verschiedene Optionen. Erstens kann die Überproduktion und den Überverbrauch reduziert werden, zweitens kann der Produktlebenszyklus verlängert werden, und drittens kann ein Produkt unter dem Aspekt einer stärkeren Kreislaufwirtschaft gestaltet werden. Bis zu dem Wendepunkt, an welchem eine oder mehrere dieser Optionen erfolgreich umgesetzt werden, können die existierenden und weiterhin aufkommenden Textilabfälle nicht weiterhin verbrannt werden. Eine ökologisch sowie ökonomisch bessere Variante ist das Umwandeln in neue Produkte, also das Recyceln der Textilabfälle. Die Studie hat das Potenzial des Recyclings von Textilabfällen genauer untersucht:

Textilrecycling Potenzial

Es gibt bereits eine Auswahl an verschiedenen Textilrecycling Methoden. Eine der nachhaltigsten und am stärksten skalierbaren Ansätze ist das Faser-zu-Faser Recycling. Dabei werden Textilabfälle in neue Fasern umgewandelt, welche dann für die Produktion neuer Stoffe verwendet werden. Diese Branche ist durch rasante Innovationen und Größenwettstreite gekennzeichnet. Einige Recyclingprozesse, wie das mechanische Recycling von Baumwolle, sind bereits auf dem Markt etabliert, wohingegen andere, wie das chemische Recycling von Polyester, noch in der Entwicklung stecken. Sobald sowohl organische als auch anorganische Textilien recycelt werden können, sollen rund 70 Prozent der Textilabfälle durch Faser-zu-Faser Recycling wiederverwendet werden können. Die übrigen 30 Prozent könnten in offenen Recyclingkreisläufen Verwendung finden.

Das Textilrecycling Potential ist sehr hoch und große Mengen an Textilabfällen können vermieden werden. Bisher verwendet die Industrie jedoch nur weniger als 1 Prozent der Textilabfälle durch Faser-zu-Faser Recycling wieder.

Hindernisse des Textilrecyclings in der Vorverarbeitung

Es gibt drei große Hürden die dem Textilrecycling bereits in seinem ersten Schritt, der Vorbereitung der Textilabfälle, im Weg stehen.

  • Sammeln: Die Sammelquote der Textilabfälle liegt im Durchschnitt bei nur 30 bis 35 Prozent. Das schließt einen großen Teil der potenziell recycelbaren Textilabfälle direkt aus dem Recyclingkreislauf aus.
  • Sortieren: Bevor überhaupt mit dem Sortieren begonnen wird, wird bereits ein großer Teil der unsortierten Textilabfälle ins Ausland exportiert. Die Textilabfälle, die es bis zur Sortierung schaffen, müssen strenge Anforderungen erfüllen. Die Zusammensetzung und Homogenität der Textilien sind von großer Bedeutung, daher werden diese gescannt und nach den jeweiligen Arte und Zusammensetzungen sortiert.
  • Vorbehandeln: Textilabfälle setzet sich aus verschiedenen Arten von Textilien zusammen, unter anderem aus alten oder nie verkauften Kleidungsstücken. Einige von diesen enthalten Knöpfe, Reißverschlüsse oder andere Materialien durch den Produktionsprozess. Diese Kleidungsstücke müssen vor dem Recycling vorbehandelt werden, wobei alle Zusätze von den Textilien entfernt werden müssen.

Es existiert noch kein Mechanismus, der das Sortieren und Vorbehandeln von Textilen genau und automatisiert durchführen kann. Bisher werden diese Schritte manuell per Hand durchgeführt. Um das Potenzial von Faser-zu-Faser Recycling jedoch vollständig auszuschöpfen, muss die Verarbeitung von Fasermischungen ausgebaut und der Kostenaspekt gesenkt werden.

Die McKinsey Studie fand heraus, dass durch die Überwindung dieser Hindernisse das Faser-zu-Faser Recycling im Jahr 2030 zwischen 18 und 26 Prozent der Textilabfälle ausmachen könnte. Dies würde Investitionen im Wert von 6 bis 7 Milliarden Euro voraussetzen. Wenn die Aspekte eintreffen und sich die Textilrecycling Branche eine gewisse Größer erreicht hat, könnte diese bis 2030 zu einer eigenständigen und profitablen Branche, mit einem Gewinnpotenzial von 1,5 bis 2,2 Milliarden Euro, werden.

Vorteile vom Textilrecycling Potenzial

Die Potenziale des Textilrecyclings erstrecken sich über direkte wirtschaftliche Vorteile hinaus und beinhalten auch zahlreiche ökologische und soziale Aspekte. Eine bedeutende Ausweitung des Textilrecyclings könnte nicht nur zu einer Stärkung der Wirtschaft führen, sondern auch bis zu 15.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Darüber hinaus könnte die Reduzierung von CO2-Emissionen um bis zu 4 Millionen Tonnen einen erheblichen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Die umsichtige Nutzung von Wasser, Land und Chemikalien im Rahmen des Textilrecyclings trägt nicht nur zur Ressourceneffizienz bei. Sie minimiert auch die negativen Umwelteinflüsse der Textilindustrie. McKinsey schätzt, dass die kumulierten Auswirkungen dieser Vorteile den jährlichen Gesamtwert der Textilrecyclingbranche bis 2030 auf 3,5 bis 4,5 Milliarden Euro steigern könnten. Eine beachtliche jährliche Kapitalrendite von 55 bis 70 Prozent würde dies wiederum entsprechen. Die Integration dieser nachhaltigen Praktiken könnte somit nicht nur wirtschaftliche Gewinne generieren, sondern auch langfristig positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft haben.

Textilrecycling Potenzial

Maßnahmen für erfolgreiches Textilrecycling

Um die Förderung des Textilrecyclings in den kommenden Jahren zu gewährleisten, ist sowohl das aktive Handeln verschiedener Akteure als auch die zügige Umsetzung von Maßnahmen erforderlich. Im weiteren Verlauf werden fünf essenzielle Hauptziele näher erläutert:

  1. Übergangsfinanzierung: Für den Übergang zu der, von McKinsey vorhergesagten, Größe, bei welcher die Textilrecyclingbranche rentable sein könnte, wird eine Übergangsfinanzierung benötigt. Diese Finanzierung kann durch verschiedene Möglichkeiten gewährleistet werden. Zum Beispiel durch eine Umweltprämie, die Marken und Verbraucher:innen gemeinsam tragen.
  2. Investitionen: Es steht eine umfassende Neugestaltung verschiedener Abschnitte der Wertschöpfungskette bevor, was erhebliche finanzielle Mittel erfordert.
  3. Ausreichende Mengenbereitstellung: Die Wirksamkeit des Textilrecyclings in kleinen Maßstäben ist begrenzt. Um die erforderlichen Technologien für das Faser-zu-Faser-Recycling effektiv zu nutzen, muss die gesamte Wertschöpfungskette genügend Rohstoffe bereitstellen und den Einsatz dieser Recyclingtechnologien in großem Umfang ermöglichen. Daher ist es notwendig, dass die Branche anspruchsvolle Ziele für die Skalierung setzt und konsequent darauf hinarbeitet, diese zu erreichen.
  4. Zusammenarbeit: Ein effektiver Weg zur Bewältigung zahlreicher bevorstehender Herausforderungen besteht darin, ein umfassendes Maß an Zusammenarbeit zu fördern. Führungskräfte aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen, Investor:innen und Leiter:innen öffentlicher Einrichtungen sollten sich in bisher nicht gekannter Weise zusammenschließen, um gemeinsam und hochgradig koordiniert die bevorstehenden Hindernisse überwinden.
  5. Impuls der Öffentlichkeit: Es liegt unteranderem in der Verantwortung der Leiter:innen von öffentlichen Institutionen, die Förderung des Textilrecyclings aktiv voranzutreiben. Dazu gehört das Durchführen von Maßnahmen wie die Steigerung der Sammelraten, die Beschränkung des Exports von nicht sortierten Textilabfällen, die Förderung der Nachfrage und die Schaffung einheitlicher Rahmenbedingungen für eine intensivere Kreislaufwirtschaft.

Die Zukunft des Textilrecyclings

Das Textilrecycling steht vor einer vielversprechenden Zukunft, in der es nicht nur zur Lösung des Abfallproblems beitragen kann, sondern auch erhebliche ökonomische, ökologische und soziale Vorteile bietet. Das Faser-zu-Faser-Recycling, insbesondere, zeigt großes Potenzial, um die gegenwärtigen Herausforderungen zu überwinden. Die überwältigende Überproduktion von Kleidung und die damit verbundenen Textilabfälle könnten in wertvolle Ressourcen umgewandelt werden.

Die McKinsey Studie verdeutlicht, dass bis zum Jahr 2030 zwischen 18 und 26 Prozent der Textilabfälle durch Faser-zu-Faser Recycling wiederverwendet werden könnten. Dieser vielversprechende Ausblick geht jedoch mit aktuellen Hindernissen in der Vorverarbeitung einher und erfordern innovative Lösungen und einen erhöhten Investitionsaufwand.

Die Vorteile, angefangen bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze bis hin zur erheblichen Reduzierung von CO2-Emissionen, machen deutlich, dass das Textilrecycling Potenzial nicht nur wirtschaftlich vielversprechend, sondern auch nachhaltig und umweltfreundlich ist.

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