Paris verbietet E-Scooter – Neue Wendung in der urbanen Mobilität

Paris, einst Vorreiter beim Einsatz von mietbaren E-Scootern, ist nun erneut Vorreiter, diesmal beim Verbannen der E-Scooter aus der Stadt.

E-Scooter Paris

Autor: Haus von Eden

  • Paris verbietet E-Scooter nach Referendum
  • Studie zweifelt an Nachhaltigkeit von E-Scootern
  • Implikationen für Mikromobilität und Städteplanung

Am 1. September ist in Paris ein Verbot für die Vermietung von E-Scootern in Kraft getreten, private Roller sind davon ausgenommen. In den letzten Monaten mussten die drei Betreiberunternehmen, nämlich Tier, Dott und Lime, insgesamt 15.000 E-Scooter aus Paris entfernen und sie in neue Einsatzgebiete verlagern.

Maßnahmen zur Verhinderung des Verbots

Im Dezember 2022 führte Paris strengere Vorschriften für den Verleih von E-Scootern ein, in der Hoffnung das Verbot zu umgehen. Diese Bemühungen erwiesen sich jedoch als wenig erfolgreich. Die Stadt verlangte von den Nutzer:innen, ihren Personalausweis bei der Registrierung zu scannen und montierte Nummernschilder an den Scootern. Außerdem reduzierte Paris die Höchstgeschwindigkeit in vielen Bereichen auf 10 km/h und ermutigte die Betreiberunternehmen dazu, problematische Nutzer:innen zu sperren. Die Stadt verfolgte mit diesen Maßnahmen das Ziel, Verkehrsverstöße im Zusammenhang mit den Rollern zu minimieren, sie besser zu überwachen und Verantwortlichkeit durchzusetzen.

Gründe für das E-Scooter-Verbot

Die Gründe für das Verbot sind vielschichtig. E-Scooter-Nutzer:innen hielten sich oft nicht an die Verkehrsregeln und ließen die Scooter wild auf Gehwegen oder am Straßenrand stehen. Das rücksichtslose Fahren mit den Rollern führte im vergangenen Jahr zu 459 Verletzten und drei Todesfällen. Die Betreiberunternehmen wurden kritisiert, da sie nicht ausreichend gegen problematische Nutzer:innen vorgingen. Die Überwachung der Abstellvorschriften wurde vernachlässigt, und die Unternehmen sparten an Personal, was die Durchsetzung der Regeln erschwerte.

Die Entscheidung in Paris

Im April fiel die Entscheidung im Rahmen eines Referendums, welches die Bürgermeisterin Anne Hidalgo organisierte. Nur 7% der wahlberechtigten Bürger:innen nahmen an den Wahlen teil. Dies stoß auf Kritik, da es sich um lokale Wahlen handelte und keine Online-Beteiligung möglich war. Die Wahlen zogen hauptsächlich ältere Menschen an, obwohl die meisten regelmäßigen Nutzer:innen junge Erwachsene sind. Nur 11% der teilnehmenden Wähler:innen sprachen sich dafür aus, die E-Scooter in der Stadt zu behalten.

Die Zukunft der E-Scooter und urbane Mobilität

Das Verbot von E-Scootern in Paris könnte Auswirkungen auf andere Städte haben. Die Debatte über die Rolle von E-Scootern in der städtischen Mobilität könnte neu entfachen. Trotz der negativen Aspekte bieten E-Scooter auch Möglichkeiten zur Verbesserung der CO2-Bilanz. Beispielsweise durch eine bessere Integration in den öffentlichen Nahverkehr. Städte müssen die Vor- und Nachteile von E-Scootern sorgfältig abwägen, um eine nachhaltige und lebenswerte Umgebung für ihre Bewohner zu schaffen.

Die Betreiberunternehmen planen, den Rückgang der E-Scooter durch eine Erhöhung der Anzahl von E-Bikes auszugleichen, da diese nicht von dem Verbot betroffen sind. Lime hat bereits 10.000 E-Bikes in Paris, Dott und Tier sind jeweils mit 5.000 E-Bikes vertreten und streben an, diese Zahlen weiter zu erhöhen. Ob E-Bikes jedoch E-Scooter vollständig ersetzen können, ist noch unklar. Viele E-Scooter-Nutzer:innen möchten nicht auf E-Bikes umsteigen, da diese einen höheren körperlichen Aufwand erfordern.

Sind E-Scooter wirklich nachhaltig?

Das Verbot der E-Scooter wirft die Frage auf, ob E-Scooter eine nachhaltige Alternative zur herkömmlichen Mobilität darstellen oder eher ein Hindernis für umweltfreundliche Fortbewegungsmittel sind.

Eine Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) hat die Umweltauswirkungen von E-Scootern untersucht und festgestellt, dass sie dem Klima mehr schaden als nutzen. Die Studie zeigt, dass geteilte E-Scooter hauptsächlich umweltfreundlichere Fortbewegungsmittel wie den öffentlichen Nahverkehr, Fahrräder und Fußgängerwege ersetzen. Eine überraschende Erkenntnis war der Unterschied zwischen privatem Besitz und dem Sharing-Modell. Geteilte E-Scooter emittieren mehr CO2 als die Verkehrsmittel, die sie ersetzen, während private E-Scooter weniger CO2 emittieren als die verdrängten Verkehrsmittel.

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