Global Fashion Summit 2023 wandelt Ambition in Aktion um

Global Fashion Summit 2023 beschleunigt den positiven Wandel der Mode durch Innovation und Kollaboration - kollektiv, konstruktiv & kritisch

Global Fashion Summit 2023
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Autor: Haus von Eden

Der Global Fashion Summit wurde vom 27. bis 28. Juni von der Global Fashion Agenda in Kopenhagen ausgerichtet. Als führendes internationales Forum für Branchenzusammenarbeit und Nachhaltigkeit in der Mode diente das Event als Zukunftsplattform für Diskussionen, Synergien und strategische Planung zwischen Interessengruppen. Das Motto: "Ambition to Action" für den Übergang zu einer positiven Modeindustrie. Und zwar im Hinblick auf soziale, ethische und ökologische Nachhaltigkeit.

Im Fokus des Diskurses stand das übergeordnete Ziel, echte Fortschritte zeitnah sowie konzentriert zu erreichen. Es ging darum, Ideen durch Austausch zu stimulieren, Innovation zugänglich zu machen und Zusammenarbeit zu forcieren. Schließlich kann ein systemisches Problem nur kollektiv gelöst werden.

Zur Relevanz des Global Fashion Summit

Die globale Bekleidungsindustrie ist ein Milliardenmarkt, der kontinuierlich wächst, für etwa 4 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist und mehr als 60 Millionen Menschen, von denen 80 % Frauen sind, entlang der Wertschöpfungskette beschäftigt. Verbunden mit drastischen sozialen Auswirkungen innerhalb der Lieferkette, kann dieses Geschäftsmodell einfach nicht mehr reproduziert werden. Es entspricht keinen ethischen Sozialstandards und füttert den Klimawandel anstatt Zielen nachhaltiger Entwicklung gerecht zu werden.

Und das, ohne hinreichende Argumente für diesen Way of Business liefern zu können. Angesichts der gesellschaftspolitischen Entwicklung, modernem Kaufverhalten und Werten relevanter Verbraucher:innen, insbesondere im Luxussegment, widersprechen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sich nicht mehr. Vielmehr gilt sozial sowie ökologisch verantwortungsvolles Verhalten nicht nur als Chance, sondern geradezu als Anforderung für Unternehmen, um zukunftssicher und wettbewerbsfähig zu bleiben.

"Wir können eine florierende Industrie aufbauen, die Wohlstand für Menschen und Gemeinschaften schafft, den Klimawandel umkehrt und die biologische Vielfalt schützt. Damit dies geschehen kann, müssen wir jetzt handeln." - Global Fashion Agenda 

Global Fashion Summit: Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit in der Mode

Der Global Fashion Summit, zuvor bekannt als Copenhagen Fashion Summit, hat sich seit seiner ersten Edition 2009 zum Knotenpunkt für die wichtigsten ökologischen, sozialen und ethischen Themen der Mode etabliert. Als Multi-Stakeholder-Event bringt er weltweit führende Branchenvertreter:innen, Entscheidungsträger:innen und Vordenker:innen, aber auch relevante Interessengruppen wie junge Designer:innen, Investor:innen und Vertreter:innen von Politik sowie NGOs zusammen.

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Das Ziel: den Übergang zu einer nachhaltigeren Modeindustrie durch dynamische Interaktion, Zusammenarbeit und Wissenstransfer beschleunigen. Um Wandel ganzheitlich zu skalieren, braucht es einfach die kollaborative Kraft der ganzen Industrie sowie ein führendes Zentrum für Cross-Pollination sowie Thought Leadership. Den Global Fashion Summit.

Ambition to Action: Diese Kräfte können nachhaltige Vorhaben in Taten umsetzen

Das diesjährige Motto des Summits war ein unmissverständlicher Appell, nachhaltige Vorhaben in konkrete Maßnahmen zu übersetzen und die Kluft zwischen ihnen zu schließen. Ambition to Action: Ehrgeiz zum Handeln - oder anders interpretiert Von der Ambition zur Aktion. Viele Programmpunkte konzentrierten sich deshalb auf greifbare sowie nachweisbare Auswirkungen der Branche und handlungsorientierte Case Studies. Die thematischen Schwerpunkte lagen auf politischen Veränderungen, der Lieferkette, der Bewirtschaftung von Textilabfällen, transparenter Kommunikation und der Rolle innovativer Technologien. Zudem fanden Daten und Storytelling als einige der wichtigsten Kräfte, die die Modeindustrie prägen, Beachtung.

Insgesamt umfasste der Global Fashion Summit 2023 mehr Redner:innen und Inhalte als je zuvor. Neben zehn strategischen Rundtischgesprächen, die den produktiven Dialog zwischen C-Level und Politik forcierten, erstreckten sich Diskussionen sowie Präsentationen über vier Bühnen. "New Era Leaders", "Transforming The Fashion Sector With Nature" und "Redressed: Storytelling For Sustainability" waren nur einige der inspirierende, zukunftsweisenden Themen.

Unter den 137 Redner:innen befanden sich Antoine Arnault (Image & Environment bei LVMH Group), Jonathan Anderson (Creative Director & Founder von JW Anderson; Creative Director bei Loewe), Nicolaj Reffstrup (Founder von Ganni) und Fanny Moizant (Co-Founderin von Vestiaire Collective). Doch auch Initiativen wie das United Nations Environment Programme und das Next Gen Assembly der GFA kamen zusammen, um generationenübergreifenden Dialog und innovatives Denken zu fördern.

Kollaboration und NextGen Talent ersetzen Konkurrenzgedanken in der Mode

Antoine Arnault adressierte bei einem Penal Talk die Kritik an LVMH, Aktionsbündnissen wie dem von Kering CEO Pinault vorgeschlagenen Fashion Pact nicht beizutreten. Der Grund: Die Komplexität des Portfolios des Luxusgiganten sowie die Teilnahme von Fast Fashion Unternehmen an derartigen Nachhaltigkeitsinitiativen. Es sei nicht das Richtige, mit den Akteur:innen der Fast Fashion in Verbindung gebracht zu werden.

Vielmehr brauche es eine starke Zusammenarbeit zwischen führenden Luxusunternehmen, um die Ziele der Branche zu erreichen. „Ich denke, es ist wichtig, dass wir die führenden Köpfe dieser Branche, der Luxusbranche, zusammenbringen, um zusammenzuarbeiten“, so Arnault. Die Konkurrenz werde in diesem Szenario zur Allianz, um neue Standards zu etablieren und die richtige Art, Geschäfte zu machen, zu finden.

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Jonathan Anderson, Gründer und Creative Director des LVMH-eigenen Labels JW Anderson, wies zudem darauf hin, dass die junge Generation das Tempo antreibe, wenn es um Nachhaltigkeit in der Luxusmode geht. Während Nachhaltigkeit zu seiner Ausbildungszeit keine Rolle spielte, sei sie heutzutage ein zentraler, fast selbstverständlicher Aspekt des Designprozesses. Dieser Switch manifestiere sich im Wirken aufstrebender Designer:innen. Sie würden mehr hinterfragen, innovieren und mit Produktionsprozessen wie Upcycling experimentieren. Im Gegensatz dazu müsse er nachhaltiges Design jetzt erst und auf eine rückwärtsgewandte Art lernen.

Weitere Panels-to-Watch drehten sich um Transparenz in Verbindung mit Consumer Empowerment, Greenwashing sowie -hushing und Textilabfälle als zukünftige Ressource. Darüber hinaus diskutierten die Teilnehmer:innen über digitale Tools zur Verbesserung von Lohnsystemen.

Global Fashion Summit präsentiert beispiellose Synergien

Bereits am ersten Tag des Summits wurde eine vielversprechende Synergie verkündigt: Ganni x Rubi Labs. Ganni ist der erste Modeanbieter, der mit der Technologie von Rubi Labs hergestellte Stoffe testet. Dabei handelt es sich um ein Garn aus Lyocell, gewonnen aus Kohlendioxid. Da dieses Treibhausgase bindet, revolutioniert es die Produktion von Kleidung. Und führt ohne umstrittene Kompensationen zu wirklich klimaneutraler Produktion.

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Ganni Gründer Reffstrup bezeichnete diese Kollaboration als natürliche Erweiterung der Carbon-Insetting-Strategie von Ganni, um die Emissionen der eigenen Lieferkette zu reduzieren. Zudem könne diese Deep-Tech-Lösung auf den gesamten Handlungsspielraum der Marke skaliert werden. Die Vision: Eine abfallfreie Pipeline von der Emissionserzeugung bis zur Rohstoffproduktion schaffen. Allerdings bestehe der erste Schritt darin, die Stoffe ausgiebig zu testen, mit Industriematerial zu mischen und Qualitätsstandards sicherzustellen.

Innovationsforum: Plattform und Matchmaker für Trailblazer

Doch nicht nur Rubi Laboratories, sondern mehr als 25 weitere Trailblazer bereicherten den Global Fashion Summit 2023. Das GFA-Innovationsforum präsentierte eine kuratierte Auswahl der weltweit vielversprechendsten nachhaltigen Lösungen. Und zwar entlang des gesamten Wertschöpfungskreislaufs - von innovativen Materialien über hybride Resale Experiences bis hin zu End-of-Use-Lösungen. Mit seinem Matchmaking-Format bringt es diese Vordenker:innen mit Modemarken und Einzelhändler:innen zusammen, um relevante Innovator:innen mit der breiteren Modeindustrie zu verbinden, neue Ideen zu fördern und den Markt zu stimulieren.

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Unter den diesjährigen Aussteller:innen:

    • Algaeing - Innovation, die Algen in Biofasern und - färbe umwandelt, um der wachsenden Marktnachfrage nach nachhaltigen Produkten mit entgiftenden Textilien zu begegnen
    • Carbonfact - Die einzige modespezifische Carbon-Management-Plattform, die Marken hilft detaillierte Ökobilanzen in einem Bruchteil der Zeit und Kosten herkömmlicher Methoden zu erstellen
    • Hilos - End-to-End-Plattform, die es Marken durch die Kombination von 3D-Druck und algorithmischem Design ermöglicht, Schuhe radikal neu - ohne Lagerbestände oder Abfall am Ende der Lebensdauer - zu entwerfen

Regulierungsdruck soll handfeste Ergebnisse in der Mode beschleunigen

Neu und erwähnenswert: Die Rolle der Politik bei der Neugestaltung des Nachhaltigkeitskurses der Modebranche. Ein potenzieller Grund für die prekäre Lage der Industrie - trotz Bewusstsein und Innovationskraft - ist, dass sie sich lange jeglicher Regulierung entzogen hat. Dieses Zeitalter der Unterregulierung sei jetzt jedoch zu Ende, so EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius in einem Interview beim Global Fashion Summit.

Schon letztes Jahr veröffentlichte die EU eine Strategie für nachhaltige Textilien und einen politischen Fahrplan zur Art und Weise, wie Produkte entworfen sowie vermarktet werden sollen. Buzzwords, die die nächsten Richtlinien dominieren werden, sind Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Recycling und Kennzeichnungsvorschriften. Das Langzeitziel: Fast Fashion abschaffen.

Global Fashion Summit 2023: Motor des Wandels

Der Global Fashion Summit 2023 hat wertvolle Synergien geschaffen, produktive Interaktion ermöglicht und zukunftsweisende Erkenntnisse geliefert. Innovation und Zusammenarbeit sind Imperative, um die Branche in eine positive Richtung zu lenken. Und zwar jetzt - an dem kritischen Wendepunkt, der es noch zulässt, die Zukunft widerstandsfähig zu gestalten. Der steigende Regulierungsdruck kann dazu beitragen, dieses Potenzial schnell zu mobilisieren. Allerdings ist es eine gleichermaßen wichtige wie kritische Aufgabe, die Perspektiven verschiedener Interessengruppen adäquat in umsetzbare Strategien und Gesetze zu überführen.

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