Patagonia Gründer ernennt die Erde zur einzigen Anteilseignerin

Yvon Chouinard hat seine Marke Patagonia zu 100% an gemeinnützige Stiftungen übertragen, um den Klimawandel zu bekämpfen

Patagonia
Source & Copyright by Patagonia

Autor: Julia

  • Gründer Yvon Chouinard übertragt Patagonia an gemeinnützige Stiftungen
  • Chouinard widmet die Aktien des Milliardenunternehmen zu 100% dem Umweltschutz
  • Die Entscheidung gilt als Denkanstoß für ein neues Verständnis des Kapitalismus

Patagonia hat die Erde zu seiner einzigen Aktionärin ernannt. Gründer und Besitzer Yvon Chouinard hat sein Milliardenunternehmen an zwei gemeinnützige Stiftungen übertragen, um die Bewältigung des Klimawandels mit seinem Vermögen zu unterstützen. "Wenn wir auf einen lebenswerten Planenten hoffen wollen - geschweige denn auf ein prosperierendes Unternehmen - müssen wir mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen alles tun, was wir können", so Chouinard.

Unternehmenszweck: Save the Planet

Eigentlich wollte Chouinard nie Geschäftsmann sein. Allerdings bewegte das wachsende Ausmaß der globalen Erwärmung und Umweltzerstörung ihn dazu, einen positiven Beitrag leisten zu wollen. Seine Marke Patagonia sollte einen Kontrast zu bestehenden Geschäftsmodellen in der Bekleidungsbranche darstellen und mit starren Strukturen brechen. Der Gedanke: Das Richtige tun und gleichzeitig Geld verdienen. Denn nur die Balance zwischen diesen beiden Faktoren hätte genug Schlagkraft, um sowohl Konsument:innen als auch andere Unternehmen zu inspirieren. Und das System hoffentlich von Grund auf zu verändern.

Diese Vision manifestiert sich seit Jahren in verantwortungsvollem Wirtschaften. Patagonia verwendet umweltfreundliche sowie recycelte Materialien, spendet jedes Jahr 1% seines Umsatzes, ist B-Corp zertifiziert und nahm sogar die Rechtsform einer Benefit Corporation an. Zudem ist die Marke aufgrund seiner kompromisslosen Umsetzung nachhaltiger und ethischer Unternehmenswerte zu einer der relevantesten Love Brands des Planeten avanciert. Allerdings reicht dieses Commitment nicht aus, um die Umweltkrise zu bewältigen. Und genau deshalb hat Chouinard nach einem Weg gesucht, um mehr Geld in die Bekämpfung des Klimawandels zu stecken ohne seine Werte in Frage zu stellen.

Patagonia denkt Kapitalismus neu

Das Problem: Bis dato gab es keine Lösung, die sich mit den Unternehmenswerten von Patagonia verträgt. Die Marke zu verkaufen und das gesamte Geld zu spenden schien zu unsicher. Immerhin gibt es keine Garantie, dass neue Eigentümer die Werte beibehalten und das Team von Mitarbeiter:innen weltweit unter den selben, fairen Bedingungen beschäftigen. Doch auch die andere Option, Patagonia an die Börse zu bringen, hielt Chouinard für ein Desaster. Selbst börsenorientierte Unternehmen mit guten Absichten würden letztlich unter dem Druck brechen, kurzfristige Gewinne auf Kosten der langfristigen Vitalität und Verantwortung zu erzielen.

Kurzum bedeutet das: Es gab keine gute Option, weshalb Patagonia seine eigene geschaffen hat. Bei dieser geht es darum, die Quelle allen Reichtums - die Natur - zu schützen anstatt Werte aus ihr zu extrahieren, um Investor:innen zu bereichern. Die finanziellen Ressourcen der Marke sollen die natürlichen Ressourcen unserer Erde schützen und stärken.

Patagonia fördert Purpose: So funktioniert's

Einerseits gehen 100% der stimmberechtigten Aktien des Unternehmens an den Patagonia Purpose Trust, der zum Schutz der Werte des Unternehmens gegründet wurde. Andererseits gehen 100% der nicht-stimmberechtigten Aktien an das Holdfast Collective. Eine gemeinnützige Organisation, die für den Kampf gegen den Klimawandel sowie den Schutz der Natur einsteht. Die Mittel dafür kommen von Patagonia: "Jedes Jahr wird der gesamte Gewinn - das Geld, das wir über die Reinvestition in das Unternehmen hinaus erwirtschaften - als Dividende an das Holdfast Collective ausgeschüttet, um zur Bekämpfung der Umweltkrise beizutragen", so Chouinard.

Der außergewöhnliche Schritt, eine Marke inklusive ihres gesamten Vermögens an gemeinnützige Stiftungen zu übertragen, eröffnet uns einen neuen Blickwinkel auf den Begriff der Ressourcen. Auf die Abhängigkeiten finanzieller und natürlicher Ressourcen. Und auf die Dringlichkeit, die Kausalität umzudrehen: Finanzielle Ressourcen zum Schutz und zur Gesundheit der natürlichen Ressourcen. Nicht (mehr) andersherum. Yvon Chouinard hat sich somit erneut zum Vorreiter nachhaltiger Entwicklung positioniert. Mit der Gründung von Patagonia hat er in der Vergangenheit bereits eine gesamte Branche zum Umdenken inspiriert. So bleibt es nur zu hoffen, dass es ihm nochmal gelingt.

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