Materialien der nächsten Generation sind sie nur selten in beliebten Retailern zu finden. Woran liegt es, dass nachhaltigere Textilien nicht großflächig verkauft werden, obwohl der Drang nach umweltfreundlicher Kleidung immer weiter steigt? Ein neuer Fashion-Report bietet Antworten

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Autor: Haus von Eden
Schon lange ist klar: Eine Konsumbremse in der Modeindustrie ist notwendig, allerdings muss sich das System ebenfalls ändern. Denn auch wenn weniger gekauft wird, ist da immer noch das Problem mit den Materialien. Wohin mit Pullovern aus Polyester, wenn diese sich nur sehr langsam und mühsam abbauen lassen? Dabei gibt es viele neue Innovationen und Ideen, die herkömmliche Stoffe, wie Leder, Cashmere oder Baumwolle ersetzen können. Leider sind sogenannte Materialien der nächsten Generation im breiten Mode-Markt kaum vertreten, auch wenn sie altbekannte Textilien bereits anfangen zu ersetzen.
Materialien der nächsten Generation: Die Gen Z der Modebranche
Umweltbewusst, fair und individuell könnte man die Generation Z beschreiben. Allerdings passen diese Adjektive auch zu Next Gen Materialien. Beide haben mehr gemeinsam als sich auf den ersten Blick erahnen lässt. Schließlich handelt es bei dem einen um eine Bevölkerungsgruppe, während es bei dem anderen um Textilien geht. Für beide zählt vor allem eins: Klima und planetares Bewusstsein, sowie Nachhaltigkeit. Sogenannte Materialien der nächsten Generation sind umweltfreundliche Alternativen zu herkömmlichen Stoffen.
Piñatex, Orange Fiber, Stoff aus Biomassen, wie die von Keel Labs, gehören zu den Next Gen Materialien. Sie zeichnet aus, dass sie aus erneuerbaren, nicht toxischen Ressourcen produziert werden können. Meist sind diese Textilien tierfrei und besitzen durch ihre innovative Herstellung einen kleinen ökologischen Fußabdruck. Laut dem Report „Finding the Future: Series Fashion“ von Kantar wird der Trend zu Materialien der nächsten Generation größtenteils von der Gen Z vorangetrieben.
Ebenso wie die Gen Z die Zuversicht hat, den Klimawandel aufzuhalten, setzt die Modeindustrie die Hoffnung auf großflächigen Wandel durch die Skalierung von Materialien der nächsten Generation. Warum die weite Verbreitung von nachhaltigen Textilien noch nicht voll im Gange ist, erklärt jetzt endlich ein Report.
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Neuer Report zeigt, was es braucht, um Next Gen Materialien vollends zu skalieren
Sustainabelle Advisory Service, bekannt für nachhaltige Unternehmensberatung, veröffentlicht einen neuen Report über Next Gen Materialien in der Mode-Branche mit Unterstützung der Kering Group und der Laudres Foundation. „Next Gen to This Gen: Scaling Material Innovations in the Fashion Sector” klärt darüber auf, wo nachhaltige und innovative Textilien zum jetzigen Zeitpunkt stehen.
Für die Recherche wurden insgesamt 157 Umfragen gemacht und 62 Interviews mit Investoren, Branchenexperten und Marken geführt. Aus allen geschöpften Daten ergibt sich ein Report, der zeigt, wie Next Gen Materialien für die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Aufgezeigt wird, warum nachhaltige Materialien die Zukunft der Mode sind. Außerdem wird analysiert, woran es gerade fehlt, Next Gen Materials in der breiten Modelandschaft anzuwenden. Weiterhin wird eine Roadmap erstellt, die helfen soll, Veränderung herbeizuführen.
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Zwischen Innovation und Risiko: Woran die Skalierung von Next-Gen-Materialien derzeitig scheitert
Next Gen Materialien können noch so innovativ sein, bisher haben sie sich in der Modeindustrie nicht durchgesetzt. Das liegt laut Sustainabelles Report vor allem daran, dass die Industrie der Next Gen Materialien schnell wächst. Investoren, Marken und Lieferanten können sich nicht entscheiden, es herrscht eine Angebotsübersättigung, welche eine Art Entscheidungsparalyse hervorruft.
Preis, Leistungsfähigkeit und Umsetzung sind Teil des Problems, erklären Befragte. Nachhaltige Textilien gelten als teuer, da sie unter ethischen und umweltfreundlichen Bedingungen hergestellt werden. Immerhin werden bei günstigeren, umweltschädlichen Materialien die Ausbeutung und Verschmutzung unseres Planeten nicht mit eingepreist. Daher ist es ein Problem, dass Fast Fashion meist viel günstiger zu erwerben ist, als nachhaltige Produkte. Sie müssen sich ihren Marktwert noch hart erkämpfen und bei Konsumenten anerkannt werden.
Die Modeindustrie ist sehr festgefahren und, um Next Gen Materialien zu etablieren, müssen Produktion und Lieferkette umgekrempelt und angepasst werden. Dies kann hohe Risiken für Investoren bedeuten, sollte sich das ausgewählte Material am Markt nicht durchsetzen.
Next Gen Materialien als Schlüssel für den nachhaltigen Wandel in der Modeindustrie
Und trotzdem ist da die Gewissheit, dass Next Gen Materials sich durchsetzen können und vor allem müssen. Aus diesem Grund hat „From Next Gen to This Gen“ analysiert, warum die Zukunft von Textilien in nachhaltigen und innovativen Stoffen liegt. Vier primäre Motivationen werden definiert, die den Wandel in der Modeindustrie beeinflussen werden.
1. Ziele die Umweltbelastung zu minimieren, werden dazu führen auf neue Textilien zu setzen.
2. Eine Masse an Regulierungen, die bereits jetzt zu spüren ist, wird auf die Modebranche zukommen. Um diese zu tackeln und beispielsweise CO2-Emmissions-Ziele zu erreichen, werden herkömmliche Textilien an Popularität innerhalb der Branche verlieren.
3. Kaufkraft der Konsumenten verändert sich hingehend zu bewussterem Konsum und umweltfreundlicheren Materialien. Diese Priorität wird auch in den folgenden Jahren weiterhin wachsen.
4. Unternehmen, die langhaltig auf dem Markt überleben wollen, werden ihren Fokus auf nachhaltige Praktiken legen müssen und der bisherige Ansatz. auf Profitmaximierung abzuzielen, wird nicht mehr funktionieren.
Wie also Materialien der nächsten Generation branchenweit zugänglich machen?
Marken und Lieferanten wurden befragt, wie sich auch Erfahrung bisher Next Gen Materials am einfachsten und erfolgreichsten skalieren konnten. Vor allem einig waren sie sich in dieser Hinsicht: Abnahmeverträge sind nötig, um Erfolg zu gewährleisten. Zusammen mit einer starken Marketingkampagne und finanziellen Investoren, die hinter dem Projekt stehen, sowie gute Geschäftsaussichten für innovative Materialien. All diese Aspekte bräuchte es, um Textilien der nächsten Generation zielführend einzusetzen und ihre Verwendung bei der Herstellung von Mode langfristig zu gewährleisten.
Die Roadmap, die der Report gibt, zeigt aber auch, wie wichtig die richtigen Partnerschaften sind. Zusammen ist man stärker als allein und deswegen definieren Sustainabelle und Kering, dass der beste Weg eine Dreiecksbeziehung zwischen Investoren, Marken und Lieferanten sei. So wird nämlich Finanzierung und Risiko gleichmäßig aufgeteilt. Bestes Beispiel dafür: Fashion for Good. Die Organisation fokussiert sich innerhalb ihrer Arbeit ebenfalls darauf, die drei Akteure zu verknüpfen, um Hindernisse in der Modebranche zu verringern und gleichzeitig Lösungen für diese zu finden. Fashion for Goods „Strategic Supplier Initiativ“ bindet Lieferanten, Marken an eine aktive Skalierung von innovativen Textilien.
Dazu stellt der Report fest, dass besser viele Materialien der nächsten Generation von einem Investor, einer Marke oder einem Lieferanten skaliert werden sollten, als alle Hoffnung auf ein Produkt zu setzen. Nur so kann man nämlich feststellen, ob sich Alternativen auf dem Markt durchsetzen können und ob diese in ihrer Beschaffenheit überhaupt eine grüne und gute Alternative zu herkömmlichen Textilien sind.
Source & Copyright by „Next Gen to This Gen: Scaling Material Innovations in the Fashion Sector”-Report
Fazit: Next Gen Materials müssen "This Gen Textilien" werden
Sustainabelle, Kering und die Laudres Foundation bieten der Modebranche genau das, was es jetzt braucht, um Herstellung, Lieferkette und Produkte nachhaltiger zu gestalten: Antworten auf komplexe Fragen und Lösungen. Innerhalb der 154 Seiten werden Probleme analysiert und dementsprechend realistisch aufgearbeitet. Wenn auch dieser Report ein Schritt in die richtige Richtung ist, müssen jetzt Fashion-Konzerne, Investoren und Marken den Willen zeigen, Next Gen Materialien in ihren Textilien zu verwenden. Letzten Endes gibt der Name des Reports genau den Kern des Problems wieder: Materialien der nächsten Generation müssen Textilien von heute werden.
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