Atmungsaktiv, langlebig und umweltfreundlich – Leinen gilt als einer der nachhaltigsten Naturfasern in der Textilindustrie. Wir klären über Vor- und Nachteile des umweltfreundlichen Stoffes auf

Autor: Haus von Eden
Leinen ist vor allem in den Sommermonaten beliebt. Seit einigen Jahren erobert der Stoff aufgrund seiner besonderen Eigenschaften die europäischen Kleiderschränke. Bei hohen Temperaturen ist der Stoff durch nämlich ein absoluter Star, denn seine kühlende Wirkung auf der Haut und sein angenehmes Trage-Gefühl überzeugen. Hier erfahrt ihr alles über den umweltschonenden Stoff und welche Vor- und Nachteile Leinen hat.
Die Flachspflanze als Allroundtalent
Leinen wird aus Flachs hergestellt. Tatsächlich ist die Pflanze ebenfalls unter dem folgenden Namen bekannt: gemeiner Lein oder dem lateinischen Begriff „Linum usitatissimu“. Die Pflanze ist ein natürliches Allround-Talent, welches Menschen bereits vor 30.000 Jahren erkannt haben und seitdem nutzen. Aus dem Rohstoff werden Leinsamen, Leinöl, Bettwäsche, Hosen, Hemden und Servierten produziert.
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Leinen: natürlicher Stoff aus Flachs-Fasern
Leinen besteht aus den Fasern im Stängel der Flachspflanze und hat den Vorteil, auf vielen Teilen unserer Erde zu gedeihen. In Europa ist sie beispielsweise rund ums Mittelmeer, in Nordfrankreich, der Niederlande und Norddeutschland, also relativ regional, auffindbar. Die Naturfaser besteht zu 90 Prozent aus pflanzlichen Erzeugnissen und ist dementsprechend besonders umweltfreundlich.
Doch nicht nur seine Herkunft, auch der Anbau von Flachs machen Leinen nachhaltig. Wenig Wasser und geringer Dünger- und Pestizid-Bedarf sorgen dafür, dass Flachs eine eher anspruchslose Pflanze ist und einen geringen ökologischen Fußabdruck besitzt. Bei der Flachspflanze handelt es sich um einen Jahresblüher, der ungefähr hundert Tage wächst. Zur Einordnung: Baumwolle benötigt circa acht bis neun Monate Zeit bis zur Ernte.
So wird Leinen produziert
Nachdem der Flachs an ihrer Wurzel aus der Erde gerissen wird, trennt man die inneren Fasern vom Stängel der Pflanze. Dies kann passieren, in dem sie weitere Monate zum Trocknen auf einem Feld verbringt oder aber durch Menschenhand mithilfe von Wasser und Chemikalien. Ersteres wird vor allem von ökologischeren Leinenbauern angewendet.
Anschließend werden die Fasern vom Stroh getrennt, gekämmt und dann nach Länge sortiert, damit das Gewebe gleichmäßig groß wird. Daraufhin folgt das Spinnen, bei dem Prozess werden einzelne Fasern zu Fäden gesponnen, welche später gewebt werden und den finalen Stoff ergeben. Sein charakteristischer Schimmer erhält der Stoff durch die glatte Oberfläche der Faser sowie seinen Wachsüberzug.
Das fertige Endprodukt zeichnet sich durch Strapazierfähigkeit, Atmungsaktivität und seine Langlebigkeit aus. Leinen gilt tatsächlich als antibakteriell sowie Allergiker freundlich.
Allround-Talent Leinen
Durch seine vielseitigen Eigenschaften wird Leinen sowohl in der Modebranche eingesetzt sowie in Heimtextilien verwendet. Leinenbettwäsche ist besonders für ihre kühlende und luftige Eigenschaft bekannt und deswegen in den deutschen Schlafzimmern im Sommer gern gesehen. Im Esszimmer findet man Leinenprodukte ebenfalls, denn Servierten und Tischdecken aus der Naturfaser überzeugen durch ihre hohe Qualität. Doch populär ist Leinen vor allem in der Kleidungsindustrie. Leinen können sowohl als Hose, Hemd, Kleid oder sogar als Unterwäsche bei nachhaltigen Modemarken gefunden werden.
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Vor- und Nachteile von Leinenstoff
1.Vorteile von Leinenstoffen
- Umweltschonende Herstellung: Im Gegensatz zu anderen herkömmlichen Materialien der Modeindustrie wird für die Produktion von Leinen wenig Wasser, Dünger und Chemikalie verwendet.
- Nachhaltig: Im Vergleich zu den meisten Gewebe, welche in der Textilindustrie verwendet werden, ist Leinenstoff mit am nachhaltigsten. Auszeichnen tut diese Eigenschaft vor allem der ökologisch schonende Anbauprozess der Flachspflanze. Atmungsaktiv, kühlend und feuchtigkeitsabsorbierend: Besonders beliebt ist Leinen im Sommer, weil es bis zu 20 % seines Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnimmt bevor es anfängt, am Körper zu kleben.
- Zeitlos: Leinen wird bereits seit 30.000 Jahren getragen und ist bisher nie aus dem Trend gekommen. Bereits die alten Ägypter wussten die Naturfaser zu schätzen. Auch sein edler und gleichzeitig lässiger Look sowie seine meist natürliche Farbe sorgen dafür, dass er allzeit tragbar ist.
- Langlebig: Der Stoff gilt als absolut robust, strapazierfähig und außerdem rissfest, was den Stoff langlebig macht.
- Hypoallergen: Als antibakteriell und Allergiker freundlich gilt das Gewebe durch sein selbst produziertes Mikroklima auf der Haut.
- Vielseitig einsetzbar: Sowohl in Heimtextilien als auch Modestücken ist die ökologisch wertvolle Faser zu finden und ist damit ein absoluter Alleskönner.
- Angenehmes Tragegefühl: Durch seine leichte und dünne Struktur sorgen Leinenkleidungsstücke für ein angenehmes Trage-Gefühl, ebenso wie seine Atmungsaktivität.
2. Nachteile von Leinenstoffen
Bereits von den positiven Eigenschaften überzeugt? Zwar gibt es nicht wirklich starke Nachteile, die dafür sorgen, sich gegen Leinenkleidungsstücke zu entscheiden, allerdings sollten Sie diese Punkte vorher beachten:
- Unelastisch: Wer faltenfreie Kleidungsstücke liebt, ist hier nicht an der richtigen Adresse. Da Leinenstoff nicht wirklich elastisch ist, knittern er leicht und muss oft mit einem (Dampf-)Bügeleisen geglättet werden.
- Kostspielig: Laut einer Studie der „Alliance for European Flax-Linen and Hemp“ war der Durchschnittspreis von Leinen im März 2024 um 55 Prozent höher als zum Vorjahr. Das liegt vermutlich an der steigenden Beliebtheit und dem aufwendigen Herstellungsprozess der Stofflichkeit.
- Sehr aufwendiger Herstellungsprozess: Durch die mühsame Trennung von Faser und Stängel ist die Produktion sehr anspruchsvoll. Die Folge daraus ist das Unternehmen, die Stängel nicht zur sogenannten Rotte auf dem Feld zurücklassen, sondern Chemikalien und Wasser verwenden und so unsere Gewässer verunreinigen. Dennoch muss dazu gesagt werden, dass Leinen im Schnitt immer noch deutlich umweltfreundlicher in der Produktion ist als beispielsweise Baumwolle.
- Toxischer Färbeprozess: Umweltbewussten Brands färben ihre Leinenkleidung fast gar nicht oder mit umweltfreundlichen Mitteln. Allerdings sieht dies bei großen Konzernen, die Leinen verkaufen, meist anders aus. Denn sie nutzen hoch toxische Chemikalien zur Einfärbung ihrer Kleidung, was natürlich zur Verunreinigung unseres Grundwassers führt.
Baumwolle und Leinen im Vergleich
Baumwolle gilt als beliebteste Textilfaser weltweit und deckt ungefähr ein Drittel aller Materialien ab, aus denen unsere Kleidung besteht. Doch ist sie das Non-Plus-Ultra für unsere Gewänder? Oder könnte es sein, das Leinen bald Baumwolle ablöst?
Flachs verbraucht nur 20 Prozent des Wassers, welches zum Anbau von Baumwolle nötig ist. Das liegt vor allem daran, dass Flachs allein durch natürlichen Regenfall bereits gedeiht. Baumwolle ist eine anspruchsvolle Pflanze, welche viel Liebe in Form des richtigen Bodens, viel Wasser und besonderen Chemikalien und Dünger benötigt.
Um einen möglichst gewinnbringenden Ertrag von Flachs zu haben, braucht es im Vergleich zu Baumwolle 5-mal weniger oder fast gar keine Pestizide und Dünger. Dementsprechend werden Böden und Grundwasser nicht allzu stark in Betracht gezogen. Generell benötigt es bei der Herstellung von Baumwollstoffen enorm viel umweltfeindliche Mittel. Baumwolle wird beispielsweise in ein Laugenbad aus Natron und Ammoniak getunkt, damit es glänzend und stabiler wird.
Baumwollshirts nutze bei jeder Wäsche immer mehr ab. Leinenprodukte hingegen haben die Eigenschaft, nach jeder Wäsche weicher zu werden. Dementsprechend ist der Stoff aus Flachs sogar langlebiger als Baumwolle. Man sollte allerdings erwähnen, dass Leinen schneller Falten bilden und weniger elastisch sind als Produkte, die aus Baumwolle hergestellt werden.
Dem Stoff wird nachgesagt, durch seine luftige Eigenschaft perfekt für den Sommer zu sein, allerdings hält ein Leinenhemd im Winter genauso warm wie das aus Baumwolle.
Man kann sagen, dass Leinen der Baumwolle in vielen Aspekten sogar fast überlegen ist, denn der Anbau ist nachhaltiger, der Stoff ist langlebiger und das Trage-Gefühl sogar angenehmer. Dennoch wird es noch lange dauern, bis Leinen als unumstößlicher Favorit von Kleidungsherstellern gelten wird. Dies ist vor allem auf die Masse der Baumwollverwendung im Textilbereich zurückzuführen. Baumwolle wird etwa zu einem Anteil von 22 Prozent in der Bekleidungsindustrie verwendet, während Leinen mit 0,3 Prozent weit hinter diesem Wert liegt.
Wie nachhaltig ist Leinen?
Leinen ist einer der ältesten und nachhaltigsten Stoffe überhaupt. Selbst konventionell hergestellte Leinenstoffe sind bereits nachhaltiger als normale Baumwoll- und Synthetik-Stoffe. Denn es werden deutlich weniger Chemikalien und Düngemittel verwendet, was dazu führt, dass Flachs größtenteils umweltfreundlich angebaut werden kann. Das Gewebe gilt sogar als fast vollständig ökologisch abbaubar, sollte es nicht mit anderen Fasern gemischt werden.
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Wie pflegt man Leinen?
Der sorgsame Umgang mit unserer Kleidung ist das A und O für einen nachhaltigen Lebensstil. Damit Leinenkleidung länger hält, gibt es bestimmte Dinge zu beachten:
- Beim Waschvorgang die Maschine nur halb befüllen, damit die Leinen Kleidung schwimmen kann
- Einen schonenden Spülgang bis zu 40 Grad verwenden und einen niedrigen Schleudergang auswählen
- Leinen feucht bügeln
- Als Waschmittel keine Aufheller, Bleichzusätze oder Weichspüler verwenden
- Starkes Licht bleicht Leinen aus, deshalb am besten nicht in der prallen Sonne trocknen
FAQs:
Woraus besteht Leinen?
Leinen ist eine Naturfaser, die fast vollständig abbaubar ist. Sie besteht aus den Fasern im Inneren der Flachspflanze. Zu ihren Eigenschaften gehört besonders robust, rissfest und damit langlebig zu sein, sowie kühlend, atmungsaktiv und feuchtigkeitsabsorbierend zu sein.
Wie wäscht man Leinenkleidung?
Am besten pflegt man Leinen, indem man sie auf einem schonenden Waschgang wäscht. Dabei sollte da ausgewählte Programm wenig Umdrehungen haben und eine maximale Temperatur von 40 Grad Celsius. Leinen lieben es zu „schwimmen“. Da bedeutet, dass die Waschmaschine am besten nur mit wenigen Kleidungsstücken beladen sein sollte – etwas halb voll.
Was ist besser Leinen oder Baumwolle?
Leinen gilt als nachhaltiger, langlebiger und strapazierfähiger als Baumwolle. Baumwollprodukte nutzen viel schneller ab und müssen aus diesem Grund schneller ersetzt werden. Abgesehen von den Eigenschaften zeichnet dich Leinen auch dadurch aus, dass für den Anbau seines Rohstoffes weniger Wasser und Chemikalien verwendet werden.
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