Pflanze statt Tierhaut: Warum immer mehr Designer:innen auf Kaktusleder setzen

Kaktusleder erobert die Spitze der nachhaltigen Lederalternativen. Alles was Sie über das Trendmaterial wissen müssen - von der Entstehung bis hin zu momentanen Herausforderungen

Desserto Kaktusleder
Source & Copyright by Desserto

Autor: Haus von Eden

Leder zählt besonders in diesem Jahr zu den angesagtesten Materialien der Fashionbranche. Besonders Lederröcke, Lederpants oder Ledermäntel erfreuen sich 2024 großer Beliebtheit. Und das nicht ohne Grund: Das hochwertige Material ist langlebig, robust und mit nahezu jedem Kleidungsstück kombinierbar. Allerdings ist der Preis für dieses Rohprodukt ein hohes Maß an Tierleid, Ausbeutung und hohe CO2-Emissionen. Alleine das Nachbereiten von tierischem Leder erfordert bis zu 500 Liter Wasser und jede Menge Chemikalien pro Quadratmeter. Um trotzdem dem Ledertrend aller Ehre zu werden, setzen bereits erste Unternehmen auf pflanzliches Leder. Ein Klassiker: das Kaktusleder. Doch ist diese Alternative wirklich eine umweltfreundlichere Lösung?

Das Wichtigste im Überblick:

  • Lederkleidungsstücke sind 2024 besonders im Trend, doch ihre Herstellung birgt Probleme wie Tierleid, Ausbeutung und hohe Umweltauswirkungen.
  • Kaktusleder aus dem sogenannten Nopal-Kaktus bietet eine umweltfreundliche Option mit Vorteilen wie geringem Wasser- und Energieverbrauch und nachhaltiger Ernte.
  • Das innovative Material ist zwar kostengünstig und tierfreundlich, jedoch bringt die Kunststoff-Basis Herausforderungen wie schwierige Recycelbarkeit und schädliche Inhaltsstoffe mit sich.

Was ist Kaktusleder?

Wie der Name bereits verrät, besteht das innovative Leder aus einem Kaktus, genauer gesagt aus den Blättern des Nopal-Kaktus oder auch Feigenkaktus. In früheren Zeiten wurde diese Pflanze zunächst als Nahrungsergänzungsmittel bei Übergewicht und Diabetes verwendet, bis erste Unternehmen den Kaktus auch für die Fashionbranche als Alternative zu tierischen Materialien entdeckten. Das resultierende Leder ist strapazierfähig, weich, wasserabweisend und atmungsaktiv, und ähnelt somit mit seiner Haptik dem konventionellem Leder ungemein.

Wie wird Kaktusleder hergestellt?

Um der Herstellung von Kaktusleder auf den Grund zu gehen, lohnt sich ein Blick nach Nordamerika, genauer gesagt Mexico. Hier werden die reifen Blätter der Kaktuspflanze auf speziellen Ranches geerntet, wobei die Pflanze selbst bis zu 8 Jahre lang bestehen bleibt. Eine sehr nachhaltige Anbaumethode, denn so bleibt die Kaktuspflanze immer erhalten und nur die Blätter werden zu Leder verarbeitet. Durch das schnelle Nachwachsen können diese Blätter dann alle 6-8 Monate neu geerntet werden.

Nach der Ernte der Blätter werden diese drei Tage lang einem Trocknungsprozess unterzogen. Hierfür genügt einzig und allein die Sonneneinstrahlung auf die Kaktusblätter. In zahlreichen Produktionsprozessen von Kaktusleder werden die getrockneten Blätter letztendlich mit Kunststoff gemischt und auf einem zarten Baumwollstoff als Grundlage aufgebracht.

Ist Kaktusleder eine nachhaltige Alternative zu konventionellem Leder?

Auf dem ersten Blick erscheint das innovative Material aus der Kaktuspflanze also durchaus vielversprechend, jedoch besteht insbesondere bei der Weiterverarbeitung noch Raum für Verbesserungen. Häufig wird in der Herstellung für Kaktusleder Kunststoff verwendet, welches aufgrund seiner Inhaltsstoffe und mangelnden Recyclingfähigkeit nicht als umweltfreundlich gilt. Trotzdem bedeutet die Herstellung von Leder aus der Kaktuspflanze weniger Tierleid und CO2 Emissionen. Diese Vor- und Nachteile bringt Kaktusleder demnach mit sich:

VorteileNachteile
  • kostengünstiger
  • keinerlei Tierleid
  • Kakteen wachsen mit extrem wenig Wasser
  • Bloßes Ernten der Blätter, die Pflanzen selbst bleiben bestehen
  • Kunststoffgemisch ist schwer zu recyceln
  • Kunststoffe können giftig sein, was zu schlechten Gesundheitsbedingungen für die Arbeiter:innen in den Produktionsstätten führen kann
  • Einer der Rohstoffe von Kunststoffen ist Erdöl, eine durchaus umweltschädliche Ressource
  • Lange Transportwege von Mexico nach Deutschland

Kaktusleder als branchenübergreifende Innovation

Das Material findet seinen Einsatz genau dort, wo auch herkömmliches tierisches Leder benötigt wird – sei es in der Mode- oder Automobilbranche, als Bestandteil von Uhrenarmbändern oder in Handyhüllen. Aufgrund seiner robusten und strapazierfähigen Beschaffenheit erweist sich dieses vegane Leder als perfekte Alternative zu herkömmlichen Varianten. Ein maßgeblicher Akteur in der Kaktuslederproduktion ist das Unternehmen Desserto, das bereits erfolgreiche Kooperationen mit renommierten Marken wie H&M, Mercedes Benz oder Fossil vorweisen kann. Dieser Trend zu veganem Leder findet jedoch auch bei immer mehr kleineren Unternehmen anklang.

Vielversprechendes Potential mit Entwicklungsbedarf

Dass immer mehr Designer:innen auf Kaktusleder setzen, ist also durchaus nachvollziehbar: Die Herstellung ist kostengünstig und benötigt nur einen Bruchteil der Ressourcen, die für konventionelles Leder gebraucht werden. Durch die Tatsache, dass kein Tier für diesen Prozess leiden muss, ist es außerdem für die Endverbraucher:innen eine durchaus ethischere Alternative. Doch trotzdem benötigt dieses innovative Material noch Verbesserungen. Unternehmen müssen sich Gedanken machen, wie sie die häufig verwendeten umweltschädlichen Kunststoffe mit ökologischeren Möglichkeiten austauschen, damit das Kaktusleder wirklich als nachhaltiges Material zählen kann.


FAQs:

Was ist Kaktusleder?

Kaktusleder ist ein pflanzliches Material, das aus dem Nopal-Kaktus gewonnen wird und für seine Strapazierfähigkeit, Weichheit und Wasserabweisung bekannt ist.

Wie wird Kaktusleder hergestellt?

Kaktusleder wird in Mexiko durch Ernten der Kaktusblätter, Trocknen unter der Sonne und anschließendes Vermischen mit Kunststoff hergestellt, wobei dies auf einem dünnen Baumwollstoff als Basis angebracht wird.

Ist Kaktusleder nachhaltig?

Kaktusleder bietet einige nachhaltige Vorteile, wie geringen Wasserverbrauch und tierfreundliche, effiziente Erntepraktiken, jedoch sind Herausforderungen wie die Verwendung von Kunstoffen und Umweltauswirkungen durch den Transport nicht außer Acht zu lassen.

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