Die Bank von morgen stellt sich den Raubtieren der Finanzwelt

Erfolg wird oft über Geld definiert - Bei dem Fintech Start-up Tomorrow Bank definiert Nachhaltigkeit über den Erfolg des Geldes

Im Interview mit Michael Schweikart, Co-Gründer Tomorrow Bank

Tomorrow Bank

Autor: Haus von Eden

Bei der Tomorrow Bank wird heute in morgen investiert und damit den Kunden eine Lösung geboten, mit ihrem Geld in die Umwelt und ihre eigene Zukunft zu investieren. Die Bank lenkt eine neue Richtung ein, indem sie Erfolg neu definiert. Nicht in Form von Wachstum und Zahlen, sondern als Wertvorstellungen und eine starke Community.

Mit einer gemeinsamen Vision gründeten Inas Nureldin, Jakob Berndt und Michael Schweikart 2018 das FinTech Start-up. Geld ist mächtig und Geld ist Teil des Klima-Problems. Daraus entwickelten die drei Männer eine Idee: Geld als Lösung für das Klima, indem es positiv eingesetzt wird. Mit ihrem Geschäftsmodell setzen sie neue Nachhaltigkeitsstandards für die Branche und wollen den Bad Banks die Stirn bieten. Das Unternehmen sammelte erst kürzlich in einer Finanzierungsrunde 14 Millionen Euro ein.

Mit ihrem Anspruch macht Tomorrow deutlich, dass Veränderung ein Prozess ist und kein Übernacht-Erfolg. Deshalb bezeichnen sie sich selbst auch als Zebra - das „bessere“ Unicorn. Im Interview mit Gründer Michael Schweikart erklärt er, wie Tomorrow Bank sich als Zebra in der Wildnis der Finanzwelt durchsetzen will und so mit den Raubtieren mithalten kann.

"Wenn wir die Bank von morgen bauen wollen, dann müssen wir gleichzeitig dafür sorgen, dass wir eine Welt von morgen finanzieren"

Gründer-Team - Source & Copyright Tomorrow Bank

Viele denken beim Banking gar nicht an Nachhaltigkeit, warum ist das aber so wichtig?

Man sagt „Geld bewegt die Welt“ und da ist auch etwas wahres dran, allerdings gehen wir davon aus, dass sie sich dadurch in die falsche Richtung bewegt. Und das ist der Grund warum wir Tomorrow gegründet haben. Geld hat eine Wirkung, es macht somit einen Unterschied wo man es hinlenkt. Geld ist aus meiner Sicht das Blut des Kreislaufsystems. Je nach dem wo es investiert wird, kann dort auch etwas wachsen und gedeihen.

Dementsprechend ist es auch wichtig bei welcher Bank man ist. Denn Banken arbeiten mit dem Geld ihrer Kund*innen. Aktuell investieren viele Banken leider in gestrige Industrien und fördern damit leider die Unternehmen, die unseren Planeten zerstören.

“Banken investieren mit unserem Geld in klimaschädliche Industrien, ohne unser Wissen”: Warum ist das überhaupt möglich?

Ich glaube in der alten Welt, war es eben ganz normal, das Kund*innen ihr Geld den Banken anvertrauen. Und dass ist erstmal auch gut so, damit man das Geld nicht zuhause verstecken muss. Aber was eben nicht Teil der Vereinbarung ist, und wo auch nicht wirklich drüber gesprochen wird, ist das Banken eben mit dem Geld arbeiten. Sie investieren in Dinge, die den größten Profit machen und gehen dabei sehr intransparent vor. Man stimmt dem Konzept zu, dass das Geld dort verwahrt wird und wird nicht darauf hingewiesen, das man im Grunde kein Mitspracherecht hat.

Was macht Tomorrow Bank anders als die Konkurrenz?

Unser großes Differenzierungsmerkmal ist ganz klar die Nachhaltigkeit. Im Gegensatz zu N26 zeigen wir zum Beispiel eben ganz transparent auf, wo die Gelder liegen - und das in Echtzeit. Wir zeigen wie viele Good Banker*innen wir in jedem Moment haben, wir stellen auch sicher, dass die Gelder wirklich in nachhaltige Projekte fließen. Und wir haben Nachhaltigkeit in jedes Element unseres Geschäftsmodells integriert.

Das heißt die Händlergebühr bei Bezahlungen wird in Klimaschutzprojekte gesteckt. Wir wollen außerdem nachhaltigen Konsum und nachhaltiges Verhalten stärken und fördern. Aktuell haben wir ein CO2-Footprinting, damit man nachvollziehen kann, wie viel CO2-Emissionen eine Transaktion verursacht. Das machen wir, um aufzuklären und Transparenz zu schaffen, ohne kritisieren zu wollen.

N26 ist wahrscheinlich Konkurrenz und Inspiration zugleich, trotzdem machen wir unser Ding. Sie sind auf jeden Fall in Bezug auf die Nutzerfreundlichkeit des Bankings vorausgegangen. Wenn wir aber die Bank von morgen bauen wollen, dann müssen wir gleichzeitig dafür sorgen, dass wir eine Welt von morgen finanzieren, in der wir auch wirklich leben wollen und indem wir den Menschen auf dem Weg dorthin helfen.

Quelle & Copyright Tomorrow Bank

Mit ESG gibt es doch bereits Nachhaltigskeitsstandards im Finanzsektor?

ESG ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber es ist nur ein Minischritt, der oftmals den falschen Eindruck erweckt. ESG sind Grundstandards, die eingehalten werden sollten, aber trotzdem werden diese oft missbraucht. Das heisst Unternehmen erhalten ein gutes ESG-Rating, obwohl sie eigentlich ein zerstörerisches Geschäftsmodell haben. Denn ESGs sind sehr oberflächlich.

Beispielsweise hat Nestlé ein gutes ESG-Rating, weil sie gewisse Kriterien erfüllen. Dabei zerstören sie nachweislich Landschaften. Da wird also nicht auf die richtigen Sachen geschaut und vor allem wird das Geschäftsmodell nicht durchleuchtet. Ein positives ESG-Rating, heißt somit nicht, dass es ein nachhaltiges Unternehmen ist. Deswegen ist es aus meiner Sicht eher irreführend.

Daher haben wir einen eigenen Prüfungsprozess etabliert, wo wir im ersten Schritt durch 44 Negativ-Kriterien ganz viele Anlagen ausschließen. Darunter fallen Fossil Fuels, Kinderarbeit, Transparenz, Arbeit an Embryonalzellen etc. Darüber hinaus checken wir, ob die Geschäftsmodelle wirklich nachhaltig sind. Nur wenn  das Investment einen positiven Impact auf die 17 SDGs hat, ist es aus unserer Sicht nachhaltig. Dann haben wir noch einen Impact Council. Das ist ein wichtiger letzter Teil des Prüfungsprozesses, der nochmal die kontroversen Fälle diskutiert.

Wer steckt hinter Tomorrow Bank?

Wir, Inas, Jakob und ich, sind alle drei Serien-Gründer. Wir haben alle schon etwas im sozialen Unternehmertum gemacht und bereits gesehen, dass man damit wirklich was bewegen kann. Das ist eine Passion, die uns eint. Wir sind dann aber eher zufällig zusammengekommen, als wir alle zum selben Zeitpunkt gerade ein Projekt abgeschlossen hatten und auf der Suche nach neuen Ufern waren.

Wir hatten weiterhin das Ziel mit nachhaltigem Unternehmertum die Welt zu verändern. Damals gab es ca. 350 „nachhaltige Fonds“, von denen dann tatsächlich aber nur drei wirklich nachhaltig waren. Heute gibt es 800 Fonds, die auf dem Papier nachhaltig sind und trotzdem nur drei wirklich nachhaltige. Das war für uns ein Punkt: Lass uns das angehen. Wir wurden dann letztlich über gemeinsame Freunde verknüpft und haben dann auf diese Art zueinander gefunden.

Was können wir in Zukunft von Euch erwarten?

Das Ziel ist es maximal viel Geld in die richtige Richtung zu lenken und damit einen positiven Impact zu haben. Wir haben uns auf die Nase geschrieben, dass wir Europas größte Finanzplattform für nachhaltiges Denken werden und haben dafür die Zielsumme von 1 Mio. Kunden*innen ins Auge gefasst. Momentan stehen wir bei 87.000 Kund*innen. Es geht gerade sehr schnell voran. Dabei wollen nicht nur in Deutschland bleiben, sondern auch über die nationalen Grenzen hinaus arbeiten. Es ist bisher eine unglaublich starke Community entstanden und wir wachsen vor allem durch den Kanal Freunde werben Freunde. Deshalb freuen wir uns immer über Weiterempfehlungen.

Hier geht es zum nachhaltigen Banking bei Tomorrow Bank

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