Plan A Gründerin Lubomila Jordanova transformiert die Wirtschaft nachhaltig

Wie die SaaS-Plattform Plan A den Übergang zu einer nachhaltigen und dekarbonisierten Wirtschaft ermöglicht, vereinfacht und automatisiert

Im Interview mit Lubomila Jordanova, Co-Founder & CEO "Plan A"

Lubomila Jordanova_CEO_Plan A_© Plan A (1)
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Autor: Julia

Lubomila Jordanova ist Co-Gründerin und CEO von Plan A. Das deutsche Softwareunternehmen hat eine End-to-End-Plattform entwickelt, die maschinelles Lernen sowie neuste wissenschaftliche Standards und Methoden nutzt, um Unternehmen in die Lage zu versetzen, ihre Emissionen zu reduzieren und ihre ESG-Leistung zu verbessern. Die 33-Jährige ist außerdem Mitbegründerin der Greentech Alliance. Einer Gemeinschaft von mehr als 2.000 Startups, die mit mehr als 500 Berater*innen aus VCs, Medien und Wirtschaft verbunden sind.

Vor Plan A war Lubomila im Investmentbanking und Risikokapital sowie in der Fintech-Branche in Asien und Europa tätig. Die gebürtige Bulgarin fungierte als Obama Leader Europe 2022 und wurde unter anderem als MIT Innovator Under 35 Europe 2022, Marshall Fund Fellow 2022, Top 50 Women in Tech in Germany 2021 (Handelsblatt) sowie 30 under 30 (Forbes) ausgezeichnet. Mit uns spricht sie ganz persönlich darüber, wie sie den Kampf gegen den Klimawandel revolutioniert und was die großen Herausforderungen dabei sind.

"Schon vor der Gründung von Plan A habe ich mich intensiv mit dem Thema Klimawandel beschäftigt - bis mir unweigerlich klar wurde, wo ein entscheidender Hebel zur aktiven Bekämpfung des Klimawandels liegt: Bei Privatunternehmen."

Gab es einen Aha-Moment, der Dich dazu inspiriert hat, Plan A zu gründen und welches Kernproblem wolltest Du adressieren?

Mein Wunsch, mehr über den Klimawandel zu erfahren, wurde durch einen Surftrip nach Marokko beeinflusst. Bereits am ersten Tag wurde ich damit konfrontiert, dass die Strände mit Plastik und anderem Müll übersät waren. Von da an öffnete die gesamte Reise mir die Augen für die Missachtung der Menschen gegenüber ihrem eigenen Ökosystem. Nach meiner Rückkehr verspürte ich deshalb den Drang, mich mit den wissenschaftlichen Hintergründen des Klimawandels und den Auswirkungen des Menschen auf unseren Planeten zu befassen. Ein „Hobby”, das sich zu einer einjährigen Untersuchung entwickelte.

Angesichts der gewonnen Erkenntnisse konnte ich mich einfach nicht mehr wohl dabei fühlen, an etwas anderem als der Unterstützung von Unternehmen bei der Auseinandersetzung mit dem Klimawandel zu arbeiten. Und so wurde Plan A geboren. Ein Softwareunternehmen, das Unternehmen unterschiedlichster Branchen mithilfe von Daten und Wissenschaft bei der Dekarbonisierung und ESG-Optimierung unterstützt.

In nur 5 Jahren hast Du den Kampf gegen den Klimawandel revolutioniert. Was ist Dein Erfolgsgeheimnis?

Eine klare Vision, ein schlagkräftiges Team und ein starkes Produkt.

Plan A_Teamfoto_Igor Oliveira_Irina Chitic_© Plan A (1)

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Schon vor der Gründung von Plan A habe ich mich intensiv mit dem Thema Klimawandel beschäftigt. Gespräche, Studien und Projekte durchgeführt - bis mir unweigerlich klar wurde, wo ein entscheidender Hebel zur aktiven Bekämpfung des Klimawandels liegt: Bei Privatunternehmen. Diese tragen nämlich maßgeblich zum Klimawandel bei, während sie gleichzeitig die Innovationskraft und Flexibilität haben, um ihren Impact drastisch zu verbessern.

Also haben wir sukzessiv ein talentiertes Team aufgebaut und eine SaaS-Plattform entwickelt, um Unternehmen bei ihrer Transformation zu unterstützen. Das Ziel war dabei von Anfang an, ihnen ein datengestütztes sowie wissenschaftlich fundiertes Werkzeug an die Hand zu geben, damit sie ihre CO2-Reduktionsziele erreichen und EGS-Leistung verbessern können. Allerdings sind meiner Meinung nach auch gewisse Grundtugenden essenziell für den Erfolg: Positivität, Bescheidenheit und Beharrlichkeit.

Hast Du Deinen Weg als Female Founder mit größeren Hindernissen empfunden?

Als ich Plan A 2017 gründete, spielte der Kampf gegen den Klimawandel in der öffentlichen Diskussion noch eine untergeordnete Rolle. Das hat es nicht unbedingt leichter gemacht, als Gründerin eines Greentechs an Risikokapital zu kommen. Doch auch heute, in einer Zeit mit mehr Möglichkeiten, erhalten Gründerinnen noch immer seltener Finanzierungen. Hier muss dringend ein Umdenken stattfinden. Zudem gründen Frauen anders als Männer - die Finanzierungsangebote sollten daher besser auf die Bedürfnisse und Ideen von Gründerinnen zugeschnitten werden.

Was sind aktuell Eure größten Herausforderungen und welche Industrie hat am meisten zu kämpfen?

Häufig ist es die größte Herausforderung, überhaupt zu starten. Die ersten Schritte sind nämlich oft die schwersten. Die zweite Herausforderung ist das notwendige Know-how. Es braucht Projektmanager mit unterschiedlichen Fähigkeiten - von der Datenerhebung über die Festlegung wissenschaftlicher Ziele bis hin zur Formulierung und Umsetzung eines Dekarbonisierungsplans. Und die dritte Herausforderung - vor allem in größeren Organisationen - liegt in der Zentralisierung sowie Automatisierung von Prozessen.

Aktuell sind diese Herausforderungen universell und gelten für jede Industrie. Allerdings sind insbesondere Unternehmen mit hochkomplexen Lieferketten mit ihnen konfrontiert. Je nach Industrie können die Emissionen in den vor- und nachgelagerten Lieferketten, dem sogenannten Scope 3, bis zu 90 Prozent der Gesamtemissionen ausmachen. Eben diese sichtbar zu machen und Reduktionsstrategien zu entwickeln, ist alles andere als trivial. Genau deshalb wollen wir diesen Prozess für Unternehmen vereinfachen und haben gerade ein in unsere SaaS-Plattform integriertes Zulieferer-Modul gelauncht.

Plan A_Carbon Manager_Dashboard_Laptop_© Plan A

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Was hältst Du von Nachhaltigkeitszielen, die an CEO-Boni gebunden sind?

Das Thema Nachhaltigkeit existiert nicht in Silos. Es kann nicht erfolgreich umgesetzt werden, wenn nur einzelne Vorteile daraus ziehen. Ganz im Gegenteil: Es muss als integraler Bestandteil in der langfristigen Unternehmensstrategie verankert sein. Und jeder einzelne Angestellte muss tagtäglich einen entscheideneden Beitrag leisten. Um das erfolgreich zu implementieren, muss man ein nachhaltiges Mindset schaffen und die Werte schärfen, für die das Unternehmen und damit jeder Angestellte steht.

Die ESG stehen oft in der Kritik dafür, dass Unternehmen trotz umweltschädlichen Business-Modellen ein gutes Rating erzielen können. Was ist Deine Meinung dazu?

Bei ESG handelt es sich um eine Reihe von Indikatoren. Die Kategorisierung in Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien erscheint legitim, da sie alle Dimensionen umfasst, die nötig sind, damit Unternehmen eine bessere Leistung für Umwelt und Menschen erzielen. Woran es jedoch mangelt, sind klare Rahmen und Standards für die nichtfinanzielle Berichterstattung, an denen sich Unternehmen orientieren können. Es besteht ein dringender Bedarf an einem standardisierten, verlässlichen sowie konsistenten Berichtsrahmen. Einschließlich klarer Fristen.

Das wäre auch ein entscheidendes Mittel, um Greenwashing und fragwürdigen Ratings ein Ende zu setzen. Mit der Einführung der EU-Taxonomie auf EU-Ebene sowie der Entwicklung neuer Verordnungen wie der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist dies bereits im Gange. Solange es allerdings zu viele Rahmenwerke gibt, bleiben Gewicht, Bedeutung sowie Verteilung der ESG-Kriterien vage, intransparent und wenig vergleichbar. Das stiftet Verwirrung und stellt die Glaubwürdigkeit dieser Rahmenwerke und von Reporting infrage. Um dem entgegenzuwirken, müssen wir die Grundsätze der Nachhaltigkeitsbilanzierung angleichen. Nur so können wir Transparenz für die Leistungen und Ziele von Organisationen generieren.

Was ist das Ziel Eurer Greentech Alliance und warum sind solche Netzwerke wichtig?

Ohne Greentech ist die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft undenkbar. Schon heute leistet grüne Technologie einen unschätzbaren Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel. Und um junge sowie innovative Unternehmen aus genau diesem Segment zu vernetzen und ihnen eine kollaborative Plattform zu bieten, haben wir die Greentech Alliance gegründet. Mittlerweile verbindet sie weit mehr als 2.000 Startups mit mehr als 500 Beratern aus VCs, Medien und Wirtschaft. So bildet sie eine schlagkräftige Gemeinschaft, die jedem Mitglied Zugang zu Wissen, Best Practice, Experten und Finanzierungsquellen bietet. Das ist allerdings nicht alles. Darüber hinaus lässt sie auch weitere Stakeholder und die Öffentlichkeit über diverse Kanäle sowie Events am Transformationsprozess teilhaben und klärt über nachhaltigkeitsbezogene Themen auf.

Was können wir in Zukunft von Plan A erwarten?

Für die kommenden Monate erwarten wir weiterhin ein rasantes Wachstum. Sei es beim Umsatz, bei der Anzahl der Mitarbeiter, der Erschließung neuer Märkte oder der Erweiterung unseres Kundenstamms. Einer unserer Hauptschwerpunkte wird es sein, unsere Softwareplattform weiterzuentwickeln: Die KI-Kompetenz zu vertiefen und die wissenschaftlich fundierten Berechnungs- sowie Dekarbonisierungstools auf zusätzliche Branchen auszuweiten.

Was unsere Kunden betrifft, so haben wir uns zum Ziel gesetzt, ihre Geschäfte innerhalb der nächsten Jahre um durchschnittlich 15 bis 30 Prozent zu dekarbonisieren. Angesichts der Größe der Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, ist das eine ziemlich ambitionierte Aufgabe. Wir glauben jedoch fest daran, dass dies mit der von uns entwickelten Software möglich ist. Allein die Empfehlungen auf der Plattform haben ein Potenzial von bis zu 60 Prozent.

Vielen Dank für das Interview, Lubomila

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