News: Das sind die Ergebnisse der COP26 Klimakonferenz

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Zwischen Fortschritt und Raum für Verbesserung: Das sind die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz COP26 und ihre Implikationen für die Zukunft

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Quelle & Copyright by UN Climate Change Conference UK 2021

Autor: Haus von Eden

  • Erklärung fossiler Energieträger zu Auslaufmodellen
  • Stärkung des globalen Südens durch Industrieländer
  • Nachhaltigkeit als erfolgsversprechendes Zukunftsmodell für Unternehmen

Am 13. November kam die COP26 mit einer eintägigen Verspätung zu einer Einigung, nachdem 197 Staaten zwei Wochen lang über Chancen für eine grüne Zukunft diskutierten. Vor Anfang der Klimakonferenz wurde sie als entscheidender Wendepunkt im Kampf gegen den Klimawandel angekündigt - als größte Chance, um koordinierte Handlungsmaßnahmen zur Abmilderung des Klimawandels hervorzubringen. Nach Ende der Konferenz lässt sie aber viele Fragen offen. Obwohl Fortschritte erzielt wurden, gibt es massiven Nachholbedarf, sodass bereits nächstes Jahr modifizierte Pläne zum Klimaschutz lanciert werden sollen.

Das Ergebnis in Kurz: Die bisher vorgelegten Selbstverpflichtungen (NDCs) erreichen eine voraussichtliche globale Temperaturerhöhung von 2,4 Grad bis zum Ende des Jahrhundert. Das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Abkommens liegt somit weit entfernt. Im Vergleich würde aber ein "einfach weiter so" die globale Erderwärmung auf fünf bis sechs Grad erhöhen. Von fast ein Viertel der teilgenommen Staaten liegen noch keine NDCs vor.

Trotzdem: Die COP26 hat unmissverständlich klar gemacht, dass es Zeit für einen nachhaltigen Paradigmenwechsel in Politik und Wirtschaft ist. Dass visionäre Persönlichkeiten und Länder zusammenkommen müssen, um den Planeten jetzt und gemeinsam zu schützen. Wie genau, zeigen die wichtigsten Ergebnisse der Konferenz.

Die wichtigsten Ergebnisse der COP26

  1. Einleitung des Kohleausstiegs
  2. Mobilisierung von Klimafinanzierung und -hilfen
  3. Ambitionierte Selbstverpflichtungen
  4. Ergänzung des Regelbuchs für das Pariser Klimaabkommen

1. Einleitung des Klimaausstiegs

Auch, wenn die COP26 lediglich die Einleitung des Kohleausstiegs markiert, handelt es sich um einen historischen Moment. Erstmals steht die Entscheidung gegen Kohle nämlich klar in der Abschlusserklärung der Weltklimakonferenz. Kohle und andere fossile Energieträger wurden also zu Auslaufmodellen deklariert. Im Zuge dieser Maßnahme gilt der Appell an die Staaten, ihren Ausstieg aus der Kohle einzuleiten oder zu beschleunigen sowie ineffiziente Subventionen für fossile Energien einzustellen. Kritik daran: Welche Subventionen in klimaschädliche Energien für effizient erklärt werden, bleibt jedem Land selbst überlassen.

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Dass es lediglich um die Einleitung des Ausstiegs aus der Kohle geht, liegt an dem Last Minute Veto von Indien, China, Venezuela und dem Iran. Bereits nach Aushandlung des finalen Abschluss Dokuments war COP-Präsident Sharma gezwungen das Papier aufgrund der Ankündigung von Blockierungen durch die jeweiligen Länder zu ändern. Ein Verstoß gegen die Grundsätze der Klimadiplomatie. In der Konsequenz bedeutet dies eine klare Ernüchterung über die Verhinderung des weltweiten Beschlusses zum Kohleausstieg. Ein letzter Widerstand der alten, fossilen Energiewelt.

2. Mobilisierung von Klimafinanzierung- und hilfen

Die Finanzergebnisse der COP26 liegen an der Schnittstelle von Enttäuschung und Hoffnung. Das 2009 gefasste Versprechen der Industrieländer, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar zu mobilisieren wurde auf 2023 verschoben. Diese Mittel sollen vor allem den Ausstieg aus fossiler Energie unterstützen und bei der Anpassungsmaßnahmen umsetzen. Bis 2025 sollen die Investitionen und Kredite dafür allerdings schon verdoppelt werden und insbesondere den Bereich moderner Technologien zur Bewältigung des Klimawandels tangieren.

Die Frage nach Verantwortung, Zuständigkeit und somit auch Solidarität wurde in diesem Kontext zu einem umkämpften Thema. Während Entwicklungsländer seit Jahren einen Mechanismus zum Ausgleich der Klimaschäden verlangen, befürchten die Industriestaaten die Konfrontation mit unkalkulierbaren finanziellen Forderungen oder Haftungen. Und zeigen sich entsprechend zögerlich, Investitionen einzugehen. In der Konsequenz verpflichtete Deutschland sich als eines der wenigen Länder zu einer Investition und arbeitet gemeinsam mit Versicherungen an Konzepten, um die Sorgen anderer Industrieländer zu mindern. Zusätzlich wird ein zuständiges Sekretariat zur Bearbeitung des Themas eingerichtet - eine wie vom globalen Süden geforderte Finanzinstitution wird es vorerst nicht geben.

3. Ambitioniertere Selbstverpflichtungen

Besonders klar wurde wieder die indiskutable Dringlichkeit nach Handlungsbedarf, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. So formuliert das Abschlussdokument der COP26, dass es schnelleres sowie entschiedeneres Handeln erfordert, um die jährliche Menge an CO2 bis 2030 zu halbieren. Unter diesem erhöhten Druck legten bisher 151 Länder Selbstverpflichtungen zum Klimaschutz nieder.

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Quelle & Copyright by UN Climate Change Conference UK 2021

Diese Commitments lindern die globale Temperaturerhöhung bis zum Ende des Jahrhunderts allerdings auf nur 2,4 Grad, erhöhen aber gleichzeitig den CO2-Ausstoß bis 2030 noch um 13,7%. Als größte CO2-Verursacher stehen damit China und die USA im Fokus. China ist für rund 30% der weltweiten Emissionen verantwortlich und will erst ab 2030 seine Emissionen senken. Die fehlenden NSC von rund ein Viertel der Länder sollen bis nächste Jahr vorgelegt werden. Eine Verschärfung des Fünf-Jahres-Rhythmus des Paris-Abkommens, die die meisten Länder betrifft. Es geht darum, die Lücke zwischen Zielen und ihrer tatsächlichen Implementierung zu schließen.

4. Ergänzung des Regelbuches für das Pariser Klimaabkommen

Seit 2015 wurde am Regelbuch für das Übereinkommen von Paris gearbeitet - jetzt wurde es abgeschlossen. Damit gibt es verbindliche Regeln, nach denen alle Staaten ihre Emissionen detailliert erheben sowie berechnen und den Vereinten Nationen bis 2024 melden müssen. Diese Maßnahme soll primär Vertrauen zwischen den Staaten schaffen, da nun sowohl Transparenz als auch Vergleichbarkeit gewährleistet werden können.

Passend regelt das Buch auch die internationale Zusammenarbeit zum Klimaschutz. Um einen größeren Effekt bei der Reduzierung von Emissionen zu erreichen, gilt es als sinnvoller, auch Projekte außerhalb des eigenen Landes zu unterstützen. In der Konsequenz fördert das Regelbuch so auch die Klimafinanzierung durch die Industrieländer und mobilisiert sie trotz Unsicherheiten.

Erfolgsmodell Nachhaltigkeit

Neben den Staaten spielen Unternehmen aufgrund der verheerenden Umweltauswirkungen konventionell operierender Industrien bei der COP26 eine wichtige Rolle. So beschreibt Dickon Pinner, Senior Partner von McKinsey und Co-Leiter von McKinsey Sustainability, die Konferenz als die erste, bei der die zunehmende Rolle des Privatsektors neben den Regierungen im Mittelpunkt stand. Es sei der Moment für „mutige Führung“, da in kürzester Zeit der Aufbau einer neuen Wirtschaft, der die größte Umverteilung von Kapital in der Geschichte erfordert, anstehe.

Mit dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern betrifft diese Umverteilung Investitionen in erneuerbare Energien, sodass jeder Schritt entlang der gesamten Lieferkette nicht mehr mit Kohle betrieben wird. Zudem Investments in nachhaltige sowie recycelbare Materialien aus umweltfreundlicher Produktion. Damit wird Nachhaltigkeit laut Pinner zum neuen Standard für Führungskräfte, zum Organisationsprinzip für Unternehmen. Wer die Nachfrage danach also bedienen kann, wird einen entscheidenen Wettbewerbsvorteil für sich entscheiden können.

Auch Lara Obst, Klimaexpertin von Climate Choice - einem Start-Up für nachhaltige Lösungen zur Klimatransformation von Unternehmen - erklärt im Interview mit Haus von Eden, dass Brands es sich nicht mehr leisten können, nicht in Nachhaltigkeit zu investieren. Derartige Investitionen sind zukunftsorientierte, strategische Entscheidungen, die langfristigen Unternehmenserfolg garantieren. Bedeutet: Wer wettbewerbsfähig sein und bleiben möchte, muss Nachhaltigkeit in seine Unternehmens-DNA integrieren. Und zwar ASAP.

Leitet die COP26 eine neue Ära der Wirtschaft ein?

Auch, wenn die COP26 lediglich den - beinahe - Konsens über die Einleitung des Kohleausstiegs markiert, leitet selbst dieser Schritt eine neue Ära der Wirtschaft ein. Innovative Klimatechnologien statt stetig wachsender CO2 Footprints. Zukunftsfähige Investments statt kurzfristiger Profitorientierung. Kollaboration statt Commitments innerhalb nationaler Grenzen. Es wird klar: Die meisten Branchen müssen ihre Arbeitsweisen umfassend modifizieren oder grundlegend umstellen. Monetäre Erfolge müssen zu Gunsten des Planeten langfristig gedacht werden - es gilt Investitionen in die Zukunft zu treffen. Klimaschutz avanciert zur Number One Priority.

Dass die meisten Länder diese Entwicklung erkennen, hat die Weltklimakonferenz bewiesen. Die bewusste Mentalität scheint sich mehr und mehr in Selbstverpflichtungen zur Erreichung von Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts zu manifestieren. Und genau diese Ansage vieler Staaten sendet ein klares Signal an die Blocker des Wandels: Wer nicht erkennt, dass Kohle, Öl und Gas keine wesentliche Rolle in einer klimaneutralen Wirtschaft spielen können, wird vermeintlich selbst eine Rollenveränderung durchleben. Bedeutet: Durch neue Bedürfnisse verteilen sich Machtverhältnisse um - Länder die wirtschaftlich auf Auslaufmodelle wie Kohle angewiesen sind, verlieren an Relevanz, müssen innovieren oder auf Kooperation pochen.

Entscheidend sind hier die Faktoren Region und Sektor. Der Aufbau einer neuen Wirtschaft steht in Verbindung mit der Infrastruktur, mit finanziellen Kapazitäten. Stichwort: Verantwortung der Industrieländer gegenüber dem globalen Süden. Beispiel: Einige Staaten haben bei der COP26 eine Initiative gestartet, um die Energiewende in Südafrika möglich zu machen. Faktor Sektor braucht dagegen keine Kooperation. Vielmehr ein neues Mindset innerhalb relevanter, umsatzstarker Branchen. Denn genau diese - wie die Modeindustrie - sind es, die neue Arbeitsweisen etablieren müssen, um Klimaschäden zu begrenzen. Drastischen Wandel brauchen, um ihren Footprint zu minimieren.

Zukunftstreiber Dialog

Die Verschiebung wirtschaftlich etablierter Prozesse erhöht den Druck auf Verbraucher, Unternehmen, Investoren und Aufsichtsbehörden sowie Regierungen. Den Druck, möglichst zeitnah nachfrageorientierte Lösungen sowie klimaresistente, emissionsarme Technologien und Verfahren zu liefern. Was es dazu braucht, ist ein inklusiver Dialog zwischen den Parteien, sodass die Förderung öffentlich-privater Partnerschaften erfolgreiche Geschäftsmodelle zur Klimasicherheit hervorbringt. Die COP26 hat diesen Dialog eingeleitet - sein Erfolg bleibt vorerst offen.

Welche Implikationen hat die COP26 für Unternehmen?

Klar ist, dass der Zeitgeist eine neue Nachfrage hervorbringt. Das Bedürfnis nach grünem Wandel. Unternehmen, die genau dieses bedienen können, haben die Möglichkeit sich nun von ihrer Konkurrenz abzusetzen. Mit Zukunftsorientierung die Zukunft für sich zu entscheiden. Auch, wenn diese Chance auch Herausforderungen mit sich bringt, ist es für Unternehmen also produktiv nachhaltige Szenarioplanungen in ihrer Strategie zu priorisieren. Es gilt Finanzierungen und insbesondere Anpassungsfinanzierungen zu durchdenken sowie die Zukunft proaktiv mitzugestalten, um auch perspektivisch relevant zu bleiben.

Was bedeutet die COP26 für die Zukunft?

Wie fast jedes Jahr sorgt die COP für gemischte Gefühle. Insbesondere, weil es wieder viel um Worte, statt um Taten ging. Und während Worte Taten natürlich einleiten können, ist die Skepsis demgegenüber der Vergangenheit geschuldet. Zu oft sind Calls to Action verwässert und das Klima hat sich verschlechtert. Anpassung des Regelbuches und die Verpflichtung bereits nächstes Jahr Verbesserungen der Klimaschutzpläne vorzulegen, setzen jetzt allerdings ein klares Statement für mehr Hoffnung.

Wichtig ist nun das kompromisslose Commitment aller Parteien: der Staaten, der Politik, der Unternehmen und der Konsument*innen. Nachhaltigkeit muss zur einzigen Wahl avancieren. Weg vom Kompromiss-Image. Die Zusammenarbeit bei Veränderung und Druck gegenüber Blockern des Wandels müssen mobilisiert werden, um die Klimaschäden zu begrenzen. Und während noch keine klare Erfolgsbilanz zur COP26 gezogen werden kann, ist die Ermöglichung eines transnationalen Dialogs sowie die Motivation der meisten Staaten ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

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