5 Fragen an Working Title Gründer Bjoern Kubeja

Mode inspiriert von Kunst und Architektur - So geht High Fashion auch nachhaltig

Interview Bjoern Kubeja, Co-Founder Working Title

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Autor: Haus von Eden

Mode inspiriert von Kunst und Architektur. Gegründet von der Modedesignerin Antonia Goy und dem Architekten Bjoern Kubeja sind die Designs des Berliner Fashion Labels Working Title mutig, minimalistisch, mit auffallenden Details. Das Design-Duo setzt dabei auf saisonlose und zeitlose Styles, die dazu bestimmt sind, eine Garderobe aufzubauen und die Träger*Innen lange Zeit zu begleiten.

Made-to-Order, feine Naturmaterialien, der Verzicht auf mineralöl basierte Stoffe und die Produktion in Europa sind nur einige der nachhaltigen und ethischen Aspekte, die das Unternehmen verfolgt. Der Nachhaltigkeitsansatz der Designer basiert dabei auf der präzisen Konstruktion eines Kleidungsstücks  unter Betrachtung des gesamten Lebenszyklus'. Im Interview mit dem Co-Founder Bjoern erfahren wir mehr über die Vision der nachhaltigen High Fashion Marke.

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Founder Working Title Antonia Goy & Bjoern Kubeja

"Die Schaffung immer neuer Kollektionen macht viele Designer körperlich und seelisch kaputt, es ist ein regelrechtes Burn-Out-System. Um wirklich nachhaltig zu werden, benötigen wir in der Fashion Industrie dringend eine neue Definition von Wachstum und Konsum."

1. Was hat Euch dazu bewegt Working Title zu gründen?

Uns ist es wichtig, dass wir das, was wir lieben auch schützen. Wir lieben das Meer, schwimmen und segeln gerne und haben einen sehr engen Bezug zu Wasser. Demnach liegt uns besonders am Herzen, die Meere vor der Verschmutzung durch Plastikmüll zu bewahren. Gleichzeitig sind wir aber auch Ästheten. Folglich legen wir ebenso viel Wert auf hochwertige Produkte und Materialien, deren Qualität aber auch in Design und Prestige liegt. Denn viele der Marken, die wir selbst lieben, sind leider nicht nachhaltig. Schließlich gab es vor drei Jahren (fast) keine Marken mit zeitgemäßem Design, die tatsächlich und vollumfänglich nachhaltig arbeiteten. Die sogenannte Eco-Fashion fanden wir hauptsächlich aus ästhetischen Gründen nicht besonders interessant.

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Folglich haben wir mit working title einfach eine neue Position erschaffen, die unsere minimalistische und zeitlose Ästhetik mit Nachhaltigkeit vereint. Dabei steht der Brand Name für für Bewegung und Flux. Denn unsere Umwelt ist immer in Bewegung und wir sind es auch. Heißt: wir ruhen uns nicht aus, sondern bleiben neugierig und probieren ständig neue Dinge aus. Unsere Kollektionen sind daher mutig und individuell. Darüberhinaus sind unsere Produkte Made-to-Order, so dass nur so viel produziert wird, wie auch benötigt wird. Wir arbeiten mit hochwertigen Materialien wie Wolle, Bio-Baumwolle und Seide. Zugleich sind unsere Produkte und Verpackungen plastikfrei und daher vollständig degradabel.

2. Ein Architekt und eine Fashion Designerin, was sind die Vorteile dieser Kombo?

Der Vorteil unserer Zusammenarbeit liegt in den unterschiedlichen Sichtweisen auf bestimmte Dinge. Wir haben verschiedene Ausbildungen und eine andere Herangehensweise an unsere gemeinsame Arbeit. Dabei stehen wir jedoch nicht als zwei Designer in Konkurrenz, sondern ergänzen und fordern uns gegenseitig. Denn die Konzeption einer Kollektion, die Materialauswahl und die spätere Verarbeitung sind elementare Bestandteile unserer Zusammenarbeit. Gegenseitiges Feedback ist dabei ein weiteres wichtiges Element. Auf diese Weise erhalten wir am Ende unsere hohe Qualität und ein einzigartiges Design. Zugleich haben wir eine klare Arbeitsteilung, die den größten Teil unserer Arbeit ausmacht, denn das Design ist nur ein kleiner Teil unseres Alltags.

3. Wie beschreibt Ihr das derzeit zentrale Problem der Fashion-Industrie?

Der stetige Druck zu wachsen, und immer neue Kollektionen zu produzieren, schafft viele Probleme. Dabei sind Umweltverschmutzung und der Ressourcenverbrauch nur ein Teil des Problems. Vielmehr sind die unmenschlichen Situationen in vielen Produktionsstätten ein ständiger Konflikt. Aber auch die Schaffung immer neuer Kollektionen macht viele Designer körperlich und seelisch kaputt, es ist ein regelrechtes Burn-Out-System. Auch die sozialen Medien leisten ihren Beitrag dazu. Denn um Aufmerksamkeit zu bekommen, müssen die Marken permanent neuen Content generieren, das kostet viele Ressourcen. Um wirklich nachhaltig zu werden, benötigen wir in der Fashion Industrie dringend eine neue Definition von Wachstum und Konsum.

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4. Ist Sustainability immer noch ein separates Thema und wann wird es zur Selbstverständlichkeit?

Es muss einfach gemacht werden. Als Designer muss man sich mit der Materie auseinandersetzen und anfangen. Mittlerweile gibt es viele Beispiele von jungen Designern, die Kollektionen erstellen, die sowohl ästhetisch als auch nachhaltig sind. Schließlich gehört es für junge Designer mittlerweile einfach dazu. Bei größeren Marken ist das schwieriger, da hier die Prozesse und Strukturen viel komplexer sind. Wichtig ist, dass es kein Greenwashing mehr gibt, denn ein T-Shirt aus Biobaumwolle, welches in einem Entwicklungsland unter schlechten Arbeitsbedingungen gefertigt wurde, ist nicht nachhaltig. Vielmehr aber müssen die Kund*innen über den tatsächlichen Preis eines Produktes aufgeklärt werden, denn jede/r kennt den Preis aber kaum eine/r kennt den Wert eines Produktes.

5. Was ist Euer Erfolgsgeheimnis?

Ein entscheidender Moment war die persönliche Einladung zum Vogue Salon durch die Chefredakteurin Christiane Arp. Es war aber auch ein gutes Timing, da es zu dieser Zeit einfach keine High Fashion Brand gab, die mit unserem Ansatz am Start war. Die Principles von Working Title sind: Stay true to yourself! Dabei entwickeln wir uns stets weiter. Derzeit arbeiten wir zum Beispiel an einer Menswear bzw. Unisex Collection aber auch an Accessoires. Zudem ist es unsere Vision, ein interdisziplinäres Design Studio zu entwickeln.

Vielen Dank für das Interview Bjoern.

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