Debatte um Vintage Altering: nachhaltiger Trend oder Tabubruch?

Darf man alten Designerkleidern einen neuen Look verpassen? Im Netz ist eine hitzige Diskussion über Vintage Altering entbrannt – wir klären die Pro- und Kontrapunkte.

Vintage Altering
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Autor: Haus von Eden

Vintage-Mode hat etwas, das neue Kleidung nicht hat: eine Geschichte! Vintage-Pieces sind modische Zeitzeugen ihrer Epoche und stehen für Einzigartigkeit sowie zeitlose Eleganz. Aber was passiert, wenn jemand beschließt, diese besonderen Stücke zu verändern? Ist das sogenannte Vintage Altering ignorant gegenüber der Historie der Kleider oder einfach eine innovative Form des Upcyclings? Hier beleuchten wir die aktuelle Diskussion aus verschiedenen Perspektiven und erklären, welche Argumente für und gegen Vintage Altering sprechen.

Was genau versteht man unter Vintage Altering?

Der Begriff Vintage Altering beschreibt die Praxis, Vintage-Kleidung oder Accessoires so zu verändern, dass sie einen komplett neuen Look bekommen. Kleinere Korrekturen wie leichte Änderungen der Passform für einen besseren Fit sind hiervon ausgenommen. Zum Vintage Altering gehören zum Beispiel das extreme Kürzen von Kleidern, das Hinzufügen von neuen Details, das Färben oder Bemalen der Kleidung oder das grundlegende Ändern des Schnitts.

Welche Stücke fallen unter den Begriff Vintage?

Auch wenn das Wort Vintage-Mode oft einfach als Synonym für gebrauchte Bekleidung verwendet wird, bezieht es sich streng genommen nur auf Kleidung und Accessoires, die mindestens 20 Jahre alt sind. Charakteristisch für diese Stücke ist oft ihre im Vergleich zur heutigen Massenproduktion sehr hochwertige Verarbeitung. Vintage-Kleidung ist daher meist langlebig, von hoher Qualität und zeichnet sich durch besondere Details wie handgestickte Verzierungen, aufwendige Knöpfe oder kunstvolle Schnitte aus. Jedes Vintage-Stück hat eine Geschichte und spiegelt die Trends seiner Zeit wider. Dabei umfasst Vintage-Mode eine Vielzahl an Stilrichtungen – von den glamourösen Silhouetten der 1920er-Jahre bis zu der ikonischen Pop-Ästhetik der 1980er- und 1990er-Jahre.

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Die Kontroverse um Vintage Altering: Tradition versus Transformation

Wie ist die Debatte um Vintage-Altering entbrannt?

Angestoßen wurde die Debatte von einem TikTok-Post der britischen Influencerin Amelia Liana. In einem Video zeigt die 31-Jährige, wie sie ein klassisches Vintage Dolce & Gabbana Midi-Kleid um rund 25 Zentimeter gekürzt und so in ein sexy Mini-Dress verwandelt hat. In der Kommentarspalte ist daraufhin eine hitzige Diskussion unter ihren Follower:innen entfacht.

Ein Teil der User:innen zeigt sich schockiert und fast verärgert über die drastische Änderung. "Wie konntest du! Das ist so ein Verbrechen“, schreibt eine Followerin. "Das Original war zeitlos und für viele Gelegenheiten perfekt, das veränderte Kleid wird in ein paar Jahren noch billiger aussehen als jetzt“, findet eine andere. Aber es gab auch positive Stimmen, die dagegenhalten. „Ich bin absolut begeistert von diesem Schritt“, kommentiert eine Userin die Transformation des Vintage-Stücks. „Es ist so viel nachhaltiger, dies zu tun, als etwas Neues zu kaufen, und es hat jetzt noch mehr persönliche Bedeutung.“

Warum wird die Diskussion so emotional geführt?

Der Diskurs rund um das Thema Vintage Altering weckt so viele Emotionen, da das Verändern von Vintage-Kleidung persönliche Werte berührt, die eng mit individuellen Überzeugungen und Ansichten über Mode und ihre Historie verbunden sind. Egal, ob es sich um persönliche Stücke wie das Hochzeitskleid der eigenen Mutter oder um ein seltenes Designer-Piece aus dem Secondhandladen handelt, diese Kleidungsstücke sind mehr als nur Stoff und Faden. Sie sind ein Stück Erinnerung und Geschichte.

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Vintage Altering – was spricht dafür und was dagegen?

Darf man Vintage-Kleidungsstücke verändern? Um diese Frage zu beantworten, ist es wichtig, den Diskurs aus allen Blickwinkeln zu betrachten. Auf der einen Seite steht der Verlust der Originalität und damit auch der Wertigkeit des Vintage-Teils, auf der anderen Seite der kreative Ausdruck und der Aspekt der Nachhaltigkeit.

Contra – Vintage Altering:

  1. Verlust der historischen Bedeutung: Ein Vintage-Piece ist wie ein Stück Geschichte zum Anziehen. Doch durch das Umarbeiten geht ein Teil dieser Historie unwiederbringlich verloren.
  2. Würdigung des Originaldesigns: Vintage-Kleidung spiegelt das Design und die Handwerkskunst ihrer Zeit wider. Das Verändern dieser Stücke wird von manchen Vintage-Fans daher als respektlos gegenüber den ursprünglichen Designern und ihrem Vermächtnis angesehen.
  3. Wertminderung: Einige seltene oder hochwertige Vintage-Stücke können an Wert verlieren, wenn sie umgearbeitet werden. Denn Sammler und Liebhaber schätzen insbesondere die Originalität und Authentizität dieser Kleidungsstücke.

Pro – Vintage Altering:

  1. Kreativer Neubeginn: Das Umarbeiten von Vintage-Kleidung ermöglicht es, alten Stücken neues Leben einzuhauchen. Vintage Altering bietet eine kreative Möglichkeit, einen einzigartigen und persönlichen Stil zu kreieren, der sich von der breiten Masse abhebt.
  2. Nachhaltigkeit: Indem alte Kleidung umgearbeitet wird, wird ihr Lebenszyklus verlängert und der Bedarf an neuen Kleidungsstücken reduziert. Dies trägt zur Reduzierung von Abfall und einem geringeren Ressourcenverbrauch bei.
  3. Modernes Upgrade: Vintage-Kleidung entspricht oft nicht den heutigen Passform- und Stilstandards. Doch durch das Umändern können die alten Stücke perfekt an die Trägerin angepasst werden, so dass diese sie wieder gern und häufig trägt.

Fazit: So treffen wir eine ausgewogene Entscheidung

Die Antwort auf die Frage, ob man Vintage-Kleidungsstücke verändern darf, liegt in der Balance zwischen persönlichem Ausdruck, dem Streben nach Nachhaltigkeit und der Bewahrung eines einzigartigen Modestücks als Teil des kulturellen Erbes. Wie man die verschiedenen Aspekte gewichtet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Handelt es sich um ein Ready-to-wear-Piece aus standardisierter Produktion oder um ein maßgeschneidertes Couture-Teil? Welche persönlichen Erinnerungen verbinde ich mit dem Stück? Wird es auch nach der Änderung noch seinen zeitlosen Charakter haben, so dass ich es im besten Fall ein Leben lang tragen kann?

Fest steht: Je länger der Lebenszyklus eines Vintage-Kleidungsstücks ist, desto besser ist es für unsere Umwelt. Auch wenn durch das Vintage Altering die Originalität verloren geht, so lässt sich die Geschichte des Kleidungsstücks dadurch weitererzählen und es kommt sogar ein ganz neues Kapitel hinzu.

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