Über die neue Generation von Fine Jewellery – luxuriös & nachhaltig

Im Talk mit Helge Maren Hauptmann - der Gründerin der ersten deutschen B Corp zertifizierten Schmuckmarke Maren Jewellery

Interview mit Helge Maren Hauptmann, Gründerin von Maren Jewellery

Maren Jewellery
Source & Copyright by Maren Jewellery

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Autor: Haus von Eden

Für Helge Maren Hauptmann, Gründerin von Maren Jewellery, muss Schmuck mehr können, als nur wunderschön aussehen. In Anbetracht der negativen Umweltauswirkungen sowie prekären Arbeitsbedingungen der Schmuckindustrie geht es für sie neben Ästhetik auch um Fairness, Ethik und Nachhaltigkeit. Und zwar ganzheitlich sowie kompromisslos. Deshalb arbeitet die Schmuckdesignerin ausschließlich mit recycelten Edelmetallen und synthetischen Eco-Diamanten aus dem Labor. Doch das ist noch nicht alles: Eine transparente Lieferkette, enge Beziehungen mit Partner:innen, Philanthropie und Klimaneutralität ergänzen das Commitment-Portfolio der Visionärin.

All das resultiert letztendlich darin, dass Maren Jewellery neue Maßstäbe für die Industrie setzt und genau deshalb als erstes deutsches Schmucklabel zur B Corporation ernannt wurde. Im exklusiven Interview spricht Helge Maren Hauptmann darüber, wie sich Fine Jewellery mit Achtsamkeit und Umweltschutz in Einklang bringen lässt.

Maren Jewellery - Helge Maren Haupmann

Source & Copyright by Maren Jewellery / Anna Duschl

"Selbst wenn ich an der Werkbank ganzheitlich nachhaltig arbeite, bringt dies nichts, solange nicht auch die Wertschöpfungs- und Lieferkette den gleichen Ansprüchen genügen."

1. Gab es einen besonderen Moment, der Dich dazu inspiriert hat, Maren Jewellery zu gründen?

Maren Jewellery ist mein Weg, endlich meinem Herzen zu folgen. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich privat mit veganem Lifestyle, Nachhaltigkeit, aber auch mit Luxusschmuck und habe mich immer gefragt, wie ich das alles kombinieren kann. Ich glaube, dass Leidenschaft der stärkste Antrieb für Veränderung ist - man kann nicht nur ein bisschen leidenschaftlich sein. Ich kann nicht nur privat für die Dinge brennen, die mich bewegen. Irgendwann kam es mir falsch vor, weiterhin für Unternehmen zu arbeiten, die meine Überzeugungen nicht in dem Maß teilen, wie ich mir das wünsche. Und so kam die Entscheidung, mit Maren Jewellery ein Unternehmen zu gründen, das alles vereint, wofür ich arbeiten möchte, wie von selbst.

2. Was unterscheidet Dein eigenes Label von traditionellen Schmuckmarken?

Maren Jewellery unterscheidet sich nicht grundlegend von anderen Labels. Uns geht es genau wie allen anderen darum, möglichst ästhetische Schmuckstücke zu designen. Nur gehen wir einen anderen Weg als die meisten, weil wir Luxusschmuck im Einklang mit der Natur schmieden. Das heißt, dass wir ausschließlich recycelte Edelmetalle verwenden, dass wir synthetische, statt herkömmliche Diamanten verwenden und, dass wir unsere Partner:innen sehr sorgfältig auswählen. Und zwar, da automatisch klar ist, dass nichts daraus wird, wenn sie unsere Vision nicht teilen.

flowers maren

Source & Copyright by Maren Jewellery / Anna Duschl

Diese Entscheidung mag wie eine Einschränkung klingen. Weil wir vielleicht nicht so schnell liefern wie andere. Aber wir empfinden Einschränkungen als Inspiration. Wenn man nicht auf alles zugreifen kann, ist man gezwungen, kreativ zu werden. Und ansonsten versuchen wir uns auch designtechnisch so nah an der Natur zu halten wie möglich: klare Linien, unaufgeregtes Design - Schmuck, der eine Ruhe ausstrahlt.

3. Nachhaltigkeit ist mittlerweile auch in der Schmuckindustrie zum Trendwort geworden. Beobachtest Du viel Greenwashing?

Klar, alle wollen nachhaltig sein. Und Greenwashing ist ein Problem. Ich empfinde es allerdings nicht als riesiges Problem. Solange das Thema Nachhaltigkeit aufgegriffen wird, bewegt sich etwas. Außerdem werden Kund:innen ja auch immer fachkundiger. Sie merken immer schneller, wenn sich Brands grüner darstellen, als sie sind.

4. Was müssen Labels umsetzen, damit ihr Schmuck tatsächlich nachhaltig ist?

Das habe ich eben schon angerissen. Wirklich wichtig ist die Lieferkette und somit die Partner:innen, mit denen man zusammenarbeitet. Selbst wenn ich an der Werkbank ganzheitlich nachhaltig arbeite, bringt dies nichts, solange nicht auch Wertschöpfungs- und Lieferkette den gleichen Ansprüchen genügen.

Maren Jewellery - work

Source & Copyright by Maren Jewellery / Anna Duschl

Für Maren Jewellery umfasst Nachhaltigkeit jedoch noch mehr. Da wir kein Gold aus Minen nutzen, unterstützen wir die Earthbeat Foundation. Diese schafft neue Arbeitsmöglichkeiten in den Gebieten, in denen Menschen von kritischer Minenarbeit abhängig sind. Wir wollen nicht wegschauen, nur weil wir uns gegen Minengold entschieden haben.

5. Erntest du manchmal Kritik, weil du mit recycelten Edelmetallen und synthetischen Eco-Diamanten arbeitest?

Ich habe noch nie Beschwerden bekommen. Und das ist auch ganz einfach zu erklären: Es gibt keinen Unterschied zwischen recyceltem Gold und neu gewonnenem Gold. Auch nicht zwischen herkömmlichen Diamanten und unseren laborgezüchteten Diamanten. Sie sind optisch, chemisch und in ihrer Reinheit identisch mit ihren natürlichen Vorbildern. Nur wesentlich klimafreundlicher.

6. Was bedeutet es für Euch, eine B Corporation zu sein?

Das zeigt uns vor allem, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir freuen uns wahnsinnig, dass unsere Arbeit gesehen wird und, dass wir den krassen Anforderungen entsprochen haben und ein B Corp sind! Gleichzeitig bedeutet das: Wir dürfen uns darauf nicht ausruhen. Um das Zertifikat zu behalten, müssen wir uns nämlich weiterentwickeln. Wer stagniert, verliert.

Maren Jewellery Kette Anna Duschl Fotografie 1

Source & Copyright by Maren Jewellery / Anna Duschl

7. Wie gewährleistest Du Transparenz entlang der Wertschöpfungskette?

Wir haben auf unserer Website all unsere sorgfältig ausgewählten Partner:innen aufgelistet. Wir stehen in engem Kontakt mit ihnen und sprechen über jede Neuerung sowie jede Idee, die unser gemeinsames Produkt noch verbessern kann. Ich bin überzeugt, dass man gerne transparent handelt und sein Engagement offen legt, wenn man alles mit Herzblut macht. Wir sind schließlich stolz auf unsere Arbeit.

8. Was sind aktuell die größten Herausforderungen für Schmucklabels, um nachhaltig zu agieren?

Ich denke, dass es einfach eine gewisse Zeit braucht, bis man seinen Weg findet. Bis man Partner:innen findet, die zu einem passen und deren Wirken ebenso nachhaltig sowie ethisch ist. Dieser Prozess kann natürlich ganz schön zehrend sein. Gerade, wenn man sich umentscheidet, bedeutet das oft, dass viel Zeit, Mühe und auch Geld quasi in den Sand gesetzt wurden. Gleichzeitig macht man sich natürlich viel Druck, weil man so schnell wie möglich mit der eigentlichen Arbeit - dem Schmuckdesign - anfangen möchte. Erfahrungsgemäß sind diese Herausforderungen eine ganz schöne Zerreißprobe.

9. Auf welche Zertifikate können sich Konsument:innen wirklich verlassen?

Das bekannteste Siegel aus dem Bereich Schmuck ist das RJC Zertifikat. Dieses zertifiziert ethisch, sozial und ökologisch verantwortungsvolle Anforderungen an die gesamte Lieferkette. Labels werden unabhängig geprüft, weshalb es sehr vertrauenswürdig ist. Und aufwendig zu erlangen. Entsprechend sind wir sehr stolz darauf, das Zertifikat zu haben.

Maren Jewellery Anna Duschl Fotografie 5

Source & Copyright by Maren Jewellery / Anna Duschl

Zudem gibt es das B Corp Siegel. Ein ebenfalls sehr vertrauenswürdiges Zertifikat, das wir als erste deutsche Schmuckfirma erlangen konnten. Es zeichnet Unternehmen aus, die sich ihrer sozialen, ökonomischen und ökologischen Verantwortung bewusst sind und sich dafür einsetzen, die globale Wirtschaft nachhaltig sowie positiv zu verändern. Neben dieser Siegel ist es vor allem wichtig, dass Unternehmen stets transparent agieren. Ich bin mir sicher, dass nachhaltige Schmuckfirmen immer gerne und offen Nachfragen zur Produktion oder zu den verwendeten Materialien beantworten.

10. Wie schätzt Du die Entwicklung der Schmuckindustrie in den nächsten Jahren ein - welche Rolle spielt Maren Jewellery dabei?

Die Schmuckbranche wird - genauso wie die gesamte Modebranche - immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit rücken. Und ich denke, dass wir uns in den letzten Jahren viel Expertise angeeignet haben, von der andere Labels lernen können. Das wünsche ich mir zumindest: Dass wir keinen Schritt, den wir gehen, alleine gehen.

Vielen Dank für das Interview, liebe Helge!

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