Das Berliner Schmucklabel Sternefeld spezialisiert sich auf Schmuck, geprägt von Individualismus und Nachhaltigkeit. Zusätzlich arbeiten sie ausschließlich mit recycelten Edelmetallen und konfliktfreien Edelsteinen. Wir sprechen mit der Gründerin Elina Sternefeld.
Du bist ausgebildete Goldschmiedin und zertifizierte Diamantgutachterin. Könntest Du uns etwas über Deinen Werdegang erzählen?
Ich absolvierte meine Ausbildung an der Goldschmiedeschule Pforzheim und schloss ein Designstudium in Düsseldorf ab. Aufgrund meines großen Interesses an Farbedelsteinen und Diamanten ließ ich mich zudem in Antwerpen zur Diamantgutachterin ausbilden.
Als Schmuckdesignerin und Product Development Managerin arbeitete ich fast fünf Jahre lang für eine Schmuckfirma. 2019 gründete ich dann meine eigene Schmuckmarke Sternefeld.
Was hat Dich dazu bewegt, die konventionelle Schmuckbranche zu verlassen und Dein eigenes Label zu gründen?
Ich bringe mit Sternefeld die Wertschätzung für das deutsche Schmuckhandwerk und die Zusammenarbeit mit lokalen Experten zurück. Während meiner Ausbildung in der Goldstadt Pforzheim habe ich miterlebt, wie viele kleinere Betriebe schließen mussten, da sie mit den Preisen der großen Schmuckmarken, die zum großen Teil im Ausland produzieren, nicht mehr mithalten konnten.
Labordiamanten werden immer öfter als Lösung für Konfliktdiamanten positioniert. Wie bewertest Du diese Entwicklung?
Zuerst würde ich gerne über den Begriff Labordiamant sprechen. Labordiamanten sind synthetische Diamanten, sprich künstliche Steine, die mittlerweile in großen Massen in Fabriken hergestellt werden.
Natürliche Diamanten, die in der Schmuckbranche in Deutschland gehandelt werden, sind durch den sogenannten Kimberley-Prozess klar von Konfliktdiamanten zu unterscheiden. Nach dem Abbau erhalten natürliche Rohdiamanten das sogenannte Kimberley-Zertifikat, das ihre Herkunft und den legalen Abbau bescheinigt. Dieses Zertifikat begleitet den Diamanten dann auf seinem Weg durch die Lieferkette, von der Mine über den Händler bis zum Verkauf an den Endverbraucher.
Quelle & Copyright Sternefeld
Sind Labordiamanten wirklich nachhaltiger oder können Initiativen wie RJC und Recycling die Bilanz ausgleichen?
Meiner Ansicht nach ist die Nachhaltigkeit von synthetischen Diamanten fraglich, da die meisten von ihnen mit fossilen Energieträgern, wie Kohlestrom, in Indien und China hergestellt werden. Der Energieverbrauch ist enorm und es herrscht somit praktisch kein Umweltschutz.
Natürliche Diamanten können mit nachhaltiger Energie gefördert werden und Minen können durch Renaturierung wieder in ihren natürlichen Zustand zurückversetzt werden. Dies kann sogar eine bessere ökologische Bilanz im Vergleich zu synthetischen Diamanten ergeben.
Recycelte Diamanten werden auch Vintage-Diamanten genannt und sind eine wundervolle nachhaltige Alternative zu neu geförderten Diamanten. Vintage-Diamanten sind Diamanten, die bereits Teil bestehender Schmuckstücke waren und in der Vergangenheit abgebaut wurden. Indem sie recycelt und in neuen Schmuck integriert werden, wird der Bedarf an neuem Diamantenabbau reduziert und Ressourcen geschont. Diese Diamanten können Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte alt sein.
Welche Vorteile haben echte Diamanten gegenüber Labordiamanten?
Synthetische Diamanten sind nicht wertstabil. Sie sind mittlerweile ein Massenprodukt, welches beliebig oft hergestellt werden kann. Bei jedem Messebesuch seit dem Jahr 2020 stelle ich einen signifikanten Rückgang der Preise fest, zum Teil um bis zu 80 %. Gleichzeitig wird von Experten ein Wachstum der produzierten Menge synthetischer Diamanten von ca 70% erwartet. Diese Entwicklung geht so schnell, dass der Endverbraucher sich kein klares Bild mehr von realistischen Preisen machen kann. Ein Produkt, dessen Preise stetig sinken und die Margen stark wachsen (nach Rapport ca 65%), ist für mich keine Option für hochwertigen Schmuck.
Natürliche Diamanten sind hingegen Wunderwerke der Natur und haben einen unschätzbaren Vorteil - ihren Werterhalt. Ihre Seltenheit ist ein zentraler Faktor, der ihren Wert im Laufe der Zeit konstant hält und sogar steigert. Die Edelsteine werden nur begrenzt in der Natur gefunden.
Quelle & Copyright Sternefeld
Der Wert eines Diamanten wird von den 4 C’s bestimmt. Was hat es damit auf sich?
Bei der Suche nach dem perfekten Diamant sind die sogenannten "4 C's" - Carat, Cut, Color und Clarity - wichtige Qualitätskriterien, die die einzigartigen Merkmale und den Wert eines Diamanten bestimmen.
Karat bezieht sich auf das Gewicht eines Diamanten. Ein Karat entspricht 0,2 Gramm. Es ist wichtig zu beachten, dass Karat nicht mit der Größe eines Diamanten gleichzusetzen ist. Ein gut geschliffener Diamant kann größer wirken als ein schlecht geschliffener Diamant mit demselben Karatgewicht. Der Schliff eines Diamanten bezieht sich auf die Art und Weise, wie er von einem erfahrenen Schleifer geformt wurde, um seinen Glanz und seine Brillanz zu maximieren.
Die Farbe eines Diamanten kann von farblos (D) bis leicht getönt (Z) reichen. Diamanten im farblosen Bereich sind die seltensten und begehrtesten, mit zunehmender Tönung (Gelb- oder Braunstich) sinken Preis und Nachfrage. Die Reinheit eines Diamanten bezieht sich auf das Vorhandensein von Einschlüssen oder Unreinheiten im Steins. Diese Einschlüsse sind natürliche Merkmale wie winzige Minerale, feinste Risschen oder Entmischungen.
Kurz gesagt: Je größer, reiner, besser die Schliffgüten und farbloser der Diamant ist, desto wertvoller ist er.
Worauf können Konsument:innen beim Kauf von Diamanten achten - auch ohne viel Recherche oder Expertise?
Es ist entscheidend, dass Sie als Käufer:in zuerst Ihre eigenen Bedürfnisse und Präferenzen klar definieren. Möchten Sie höchste Qualität als langfristige Investition, suchen Sie nach einem Diamanten, der in Schmuckstücken besonders gut zur Geltung kommt. Oder suchen Sie nach einem größeren Stein, der den Geldbeutel nicht zu stark belastet?
Ich empfehle, Diamanten (insbesondere solche über 0,5 Karat) stets mit einem Zertifikat von einem vertrauenswürdigen Labor zu erwerben. Idealerweise sollte der Diamant eine Graduierung vom GIA (Gemological Institute of America) besitzen, das weltweit als führende Institution für die Diamantenzertifizierung bekannt ist.
Quelle & Copyright by Sternefeld
Wie schätzt Du die Entwicklung der Schmuckindustrie in den nächsten Jahren ein - auch im Hinblick auf die Koexistenz von echten und Labordiamanten?
Wenn ich auf die Geschichte der Edelsteine seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zurückblicke und betrachte, was in dieser Zeit mit künstlichen hergestellten Farbsteinen passiert ist, bin ich überzeugt, dass wir eine ähnliche Entwicklung auch bei Labordiamanten erleben werden. Ein Beispiel für diese Entwicklung sehen wir bei den Preisen für synthetische Farbsteine: Ein 10-Karat synthetischer Rubin kostet heute weniger als 10 Euro. Das eigentliche Material kostet nur wenige Cent, während die Kosten hauptsächlich durch den Schleifprozess entstehen.
Synthetische Diamanten werden voraussichtlich denselben Weg einschlagen, da sie in immer größeren Mengen produziert werden können. Die Produktionskosten werden kontinuierlich optimiert, was zu sinkenden Preisen führt.
Mit der Möglichkeit einer nahezu beliebigen Reproduktion könnten "Labordiamanten" in der Zukunft praktisch nahezu wertlos werden. Dies würde wiederum bedeuten, dass der Markt mit synthetischen Diamanten überschwemmt wird, was zu einer verstärkten Nachfrage nach natürlichen Diamanten und somit zu steigenden Preisen führen könnte.
