Abseits von den aktuellen Trends wie etwa der "Barbie Core" gibt es momentan noch ein weiteres Mode-Phänomen, was die Branche aufhorchen lässt: Quiet-Luxury. Nach dem Motto: "Money talks, wealth whispers", steht hier die zurückhaltende und klassische Eleganz im Vordergrund. Dank der HBO-Serie "Succession" und der Gerichtsmode von Gwyneth Paltrow, nimmt der Trend aktuelle wieder Fahrt auf.
Basis ist die Fetischisierung des Wohlstands und die langjährige amerikanische Besessenheit vom alten Geld-Adel. Der Trend ist in der US- Kultur nichts Neues, besonders in der Mode. Schließlich haben amerikanische Designer wie Ralph Lauren, Donna Karan und Perry Ellis ihre gesamten Marken auf dem Bild eines begehrten Luxuslebens aufgebaut.
Was ist Quite Luxury?
Das Schlüssel-Merkmal von Quiet Luxury: Neutral gefärbte Pieces, in hochwertiger, zurückhaltender Ästhetik, die ein ruhiges und dennoch anspruchsvolles Lebensgefühl vermitteln. Wie etwa Gwyneth Paltrow, die bei ihren kürzlich angetretenen Gerichtsterminen beigefarbene, Logo-lose Teile von Marken wie Loro Piana und The Row trug und dafür gehyped wurde.
Ebenso die unscheinbare Garderobe der HBO-Serie "Succession". Die auf den ersten Blick simple Kleidung wird jeweils am Montag nach der Ausstrahlung auf Twitter und der New York Times sorgfältig auseinander genommen. Die Vogue spricht bei dem Stil gerade vom "größten Trend des Jahres". Schließlich sei er "weniger streng als Minimalismus, aber ausgefeilter als Normcore".
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Cancel Culture gegen Old Money Aesthetic
Getreu der "Cancel-Culture" der Generation Z, will eine Gegenbewegung den Stil als langweilig und öde abstempeln. Für den TikTok Hashtag #OldMoneyAesthetic gibt es mittlerweile allerdings schon 2 Mrd. Aufrufe. Als Antwort werden vor allem Streetwear Luxury mit bunten Farben und auffälligen Logos in den Mittelpunkt gerückt. Gegner unterstellen Quiet Luxury weiterhin, dass die Wohlhabenden 1% schlichtweg zu langweilig seien, um etwas individuelles zu tragen und echte Statements zu setzen. Es sei alles andere als schlicht, sondern lediglich eine andere Form des auffälligen Konsums.
Markt reagiert trotzdem auf Quiet Luxury: Ende der Logo-Manie?
Und natürlich können auch Fashion-Labels bei dem Style mithalten. Ganz vorne ist da z.B. die schlichte F/S Kollektion von Mathieu Blazy für Bottega Veneta oder die elegante Linie von Max Mara. Auch Gucci will nach Logo-Manie und ausschweifenden Maximalismus unter neuer Führung in eine ähnlich ruhige Richtung wechseln.
Und auch der Mass-Market reagiert: So bietet der Ultra-Fast-Fashion-Riese „Shein“ in seinem Shop eine „Quiet Luxury“-Sektion an. Auch wenn die Shein-Teile für ein paar Dollar definitiv nichts mit Luxus oder Nachhaltigkeit zu tun haben, spielen sie mit dem Trend, dass echter Luxus eben nichts mit Logos zu tun hat.
Allerdings würden Kennerinnen den Polyester-Satin sofort von Seide unterscheiden können – und genau darin liegt das Geheimnis von Quiet-Luxury: Mit ihm wird Kleidung zunehmend als Investition gesehen, die man jahrelang trägt und die das eigene Image verfestigen. Quiet Luxury ist zeitlos und nicht verschwenderisch, so zumindest der zeitgeistige Tenor.
