Verena von Eschenbach: Kaschmirs Werte und Ethik in neuer Perspektive

Verena von Eschenbach öffnet die Türen zu ihrer Produktion in der Mongolei und enthüllt, warum ihre Marke speziell arbeiten muss, um nicht nur ästhetisches, sondern auch authentisches Kaschmir anzubieten.

Interview mit Verena Ebner von Eschenbach, Gründerin Verena von Eschenbach

Verena von Eschenbach - Cover
Source & Copyright by Verena von Eschenbach

Autor: Haus von Eden

Mit einer Leidenschaft für edlen Kaschmir und der Überzeugung, dass wahre Schönheit in der Natur zu finden ist, gründete Verena Ebner von Eschenbach ihre gleichnamige Marke. Die Kollektionen spiegeln nicht nur die Anmut und Reinheit der Natur wider, sondern setzen auch ein starkes Zeichen für Nachhaltigkeit und ethische Mode.

Verena Ebner von Eschenbach öffnet die Tür zu ihren Produktionsstätten in der äußeren Mongolei und Nepal und enthüllt, warum ihre Marke auf besondere Art und Weise arbeiten muss, um sicherzustellen, dass ihre Produkte nicht nur ästhetisch, sondern auch authentisch und ethisch. Dabei geht es nicht nur um Mode, sondern auch um Werte, die der Designerin am Herzen liegen. Sie teilt ihre Ansichten darüber, wie die Modeindustrie sich in Zukunft verändern muss, um nachhaltiger und umweltfreundlicher zu wirtschaften, und wie sie mit ihrer Marke ein Zeichen für diesen Wandel setzen möchte.

Verena von Eschenbach - Portrait

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Wie würden Sie ihr Label in einem Satz beschreiben?

Verena von Eschenbach ist Luxus aus der Natur, edel und pur.

Was hat Sie im Jahr 2014 zur Gründung bewegt?

Mein Opa besaß früher einen Schneider Salon. Die Stoffe und Möglichkeiten haben mich bereits früh fasziniert. Ursprünglich bin ich gelernte Modedesignerin, aber nach meinem Einstieg in die konventionelle Arbeitswelt, stellte ich schnell fest, dass ich nicht auf Knopfdruck „from 9 to 5“ kreativ sein konnte. Während meiner freiberuflichen Tätigkeit erzählte mir eine damalige Kollegin eines Tages, dass sie in Nepal, in Kathmandu, Kaschmir Schals weben ließe. Das hat direkt meine Aufmerksamkeit geweckt und ich fragte, ob sie mir einen Schal machen lassen könnte. Ohne zu ahnen, was das für ein komplexer Prozess sein würde.

Zwei Wochen später rief sie mich an und sagte, dass es technisch nicht möglich sei und dass ich mindestens 20 Stück von den angefragten Teilen nehmen müsse. Daraufhin fragte ich meinen Bekanntenkreis ab, ob Interesse an den Teilen bestände und konnte letztendlich eine rentable Bestellung aufgeben. Ich bekam meine Kaschmir Produkte und habe im selben Zug realisiert was für ein Prozess dahinter steckte, also was es heißt, am Webstuhl zu weben und wie viel davon für die Menschen vor Ort abhängt. Ich konnte einige Wochen lang nicht schlafen und überlegte mir, was man daraus machen könnte. Ungefähr vier Monate später habe ich meine Marke Verena von Eschenbach gegründet.

Auf Ihrer Homepage steht “Kaschmir symbolisiert Charisma”, was bedeutet das genau?

Wenn jemand charismatisch ist, dann sieht man das daran, dass die Person eine innere Ruhe sowie Würde ausstrahlt und ein Leuchten in den Augen hat. Wir sehen das so: Wenn eine Person, die man zuvor noch nie gesehen hat, einen Raum betritt und man merkt wie sich der Raum schlagartig füllt, dann ist diese Person charismatisch. Ich habe häufig beobachtet, wie genau dieser Effekt bei meiner Kundschaft auftritt, sobald sie unseren Kaschmir anprobieren, ein Tuch umlegen oder eine Decke anfassen. Spätestens wenn die Kund:innen das Kleidungsstück wirklich tragen, sieht man, wie der Ausdruck im Gesicht weich wird und man spürt, wie sich das Charisma entfaltet. Genau das macht für mich die Symbolik von Charisma aus: Die Ausstrahlung und den Schutz der naturbelassenen Wolle zu spüren.

Cashmere Mantel

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Was ist die prekäre Situation bei dem Material Kaschmir?

Ich stellte bei meinen Reisen fest, dass die meisten Firmen nicht unbedingt vor Ort sind, um mit den Kaschmir Lieferanten zu kooperieren. Bei den meisten Firmen zählt am Ende des Tages bloß der Umsatz und sie kaufen daher oft einfach den billigsten Rohstoff. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Partner:innen in der Mongolei es anders handhaben, da ihre Tiere für ihren Lebensunterhalt sorgen. Sie gehen mit den Tieren ganz anders um und kämmen die Kaschmir-Ziegen, Yak oder Baby-Kamele ein mal im Jahr achtsam aus. Die Erträge sind limitiert und die Tiere werden nicht nochmal nachgekämmt, rasiert oder Schlimmeres.

Bei anderen Tierhalter:innen, hauptsächlich in China, kommt das aufgrund der Nachfrage sowie des Gewinns häufiger vor. Zusätzlich glaube ich, dass die Wollverarbeitung nicht selten aufgemischt wird. Das Fälschen der Wolle hat fürchterliche Ausmaße angenommen. Der Rohstoff wird beispielsweise mit Silikon oder anderen synthetischen Stoffen verlängert, damit die Wolle mehr glänzt. Zudem gibt es Wolle, die mit Säure ummantelt wird - Schaafswolle - und dem Kaschmir beigemischt wird. Das erkennt man daran, dass sich der Kaschmir seifig und glitschig anfühlt. Im Preis sind die Produkte außerdem völlige No Go's, diese Kosten sind technisch gar nicht möglich.

Wo produziert Verena von Eschenbach und was macht die Marke anders?

Wir produzieren ausschließlich in der äußeren Mongolei, da ich dort, bei meiner Suche nach dem besten Kaschmir, gelandet bin. Zusätzlich haben wir einen Weber in Nepal, der unsere Tücher und Decken webt. Die Zusammenarbeit funktioniert nur gut, wenn man intensiv miteinander arbeitet, sich vor Ort aufhält und im Gespräch bleibt. Durch das Offenlegen der gesamten Lieferkette bis hin zur Produktübergabe an die Kund:innen, kann ich den Vorgang transparent darstellen. So können wir zeigen, dass wir nichts zu verbergen haben und fair arbeiten. Es gibt zwar Zertifizierungen für nachhaltigen Kaschmir, allerdings sind die meisten sehr teuer und die Tierhalter:innen können sich diese oft nicht leisten. Bloß durch persönliche Anwesenheit und Mitarbeit bei den Tierhalter:innen kann ich mein Versprechen einhalten.

Verene von Eschenbach - Decken

Source & Copyright by Verena von Eschenbach

Was war die größte Herausforderung auf dem Weg zu nachhaltigem und fairem Kaschmir?

Am schwierigsten war es meinen Standpunkt, neben den vielen Kaschmir-Firmen, die bereits seit über 20 Jahren auf dem Gebiet tätig sind, zu vertreten. Wir arbeiten anders, wir arbeiten nachhaltig - dies durchzuhalten war eine riesen Herausforderung und ist es auch immer noch. Nächstes Jahr gibt es uns zehn Jahre und es war ein harter Weg, aber er war sehr spannend, aufregend und vor allem wichtig. Wir haben von Anfang an nachhaltig und ethisch gearbeitet. Von Beginn an gab es zum Beispiel kein Plastik in der Verpackung. An so etwas muss man aber regelmäßig arbeiten, damit es gut funktioniert.

Welche Werte sind Ihnen besonders wichtig?

Auf jeden Fall ist es Ehrlichkeit. Respekt vor den Leuten, vor den Mitarbeitenden, vor den Zulieferer:innen, vor den Leuten, die es möglich machen, dass ich die Wolle verarbeiten darf. Balance, Höflichkeit, Liebe. Liebe ist ganz wichtig, zu Tier, Natur sowie den Menschen, auch wenn ich sie nicht kenne. Der liebevolle, achtvolle Respekt, sich auf Augenhöhe zu begegnen und natürlich sich wertzuschätzen. Wertschätzung ist ein absolutes Muss.

Verene von Eschenbach - Kleidung

Source & Copyright by Verena von Eschenbach

Sie wollen mit Ihrer Marke ein Zeichen setzen, wie muss sich die Modeindustrie in Zukunft wandeln?

Ich glaube, dass es ganz viele Gespräche zwischen den Menschen braucht. Das lässt sich nicht durch Online-Programme oder ähnliches ersetzen. Man muss außerdem Fragen stellen, das ist essentiell für alle Seiten, da es wichtige Antworten liefert. Es ist nicht damit getan, in der Modeindustrie so weiterzumachen, wie die Jahre zuvor. Die Frage ist daher: Wie müssen sich die Trends entwickeln, damit sie sich von dieser Problematik distanzieren? Was passiert zum Beispiel mit den Produkten, wenn sie nicht mehr getragen werden?

Ich glaube, die Mikroplastik Thematik, die Plastikverpackungen, die Schnelllebigkeit muss sich dahingehend verändern, dass man den Leuten vermittelt: Kleidung kann repariert und länger getragen werden sowie durch neue Kombinationsvarianten eine längere Gültigkeit haben.

Vielen Dank für das Interview Verena Ebner von Eschenbach.

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