Beabond: Schmuck, der die planetaren Grenzen schützt, statt überschreitet

Beabond Gründerin Ferelith Moltke über rückverfolgbare Diamanten, lebendiges Kunsthandwerk und Schmuck zum Schutz der Natur und Tiere

Interview mit Ferelith Moltke, Founderin von Beabond

Beabond
Source & Copyright by Beabond

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Autor: Haus von Eden

Die Schmuckindustrie ist bekannt für fragwürdige Arbeitsbedingungen, wenn nicht Menschenrechtsverletzungen, komplexe Lieferketten und nur leise Nachhaltigkeitsbekenntnisse. Allerdings gibt es Bewegung in der Industrie: Beabond steht genau für das Gegenteil. Die Schmuckmarke folgt dem Ethos weniger, aber dafür besseres herzustellen. Materialrückverfolgbarkeit, CO2-Kompensation, Made-to-Order und enge sowie fördernde Zusammenarbeit mit wohltätigen Initiativen bilden deshalb die Säulen des Wirkens der Brand.

Im Interview spricht Gründerin Ferelith Moltke über verantwortungsvolle Beschaffung, ethische Botswana-Diamanten, reiche Tradition und Geschäftsmodelle, die die Schmuckbranche sowohl in Richtung Klimaneutralität als auch Fairness lenken.

Ferelith Moltke Credit Iona Wolff 53-2-3

Ferelith Moltke, Founderin Beabond / Source & Copyright by Iona Wolff

"Da wir uns in einer Klimanotlage befinden, müssen wir als Bürger:innen und Verbraucher:innen einfach bewusster sein. Als Gründerin eines Unternehmens bedeutet das für mich, Projekte zu unterstützen, die einen positiven Einfluss auf Menschen und den Planeten haben."

Was hat Dich dazu inspiriert, Beabond zu gründen?

Es war ein entscheidender Moment für mich, als ich vor zehn Jahren nach Botswana zog und mein Leben als frischgebackene Mutter in der Subsahara-Afrika begann. In den fünf Jahren, in denen ich in diesem Land lebte, habe ich ein langsameres Leben angenommen, Widerstandsfähigkeit und eine Verbindung zur Natur aufgebaut. Deshalb wurde Beabond in einer Zeit gegründet, als mein Herz und mein Verstand im Einklang waren. Der Name Beabond wurde von meiner persönlichen Verbindung zu Afrika inspiriert: Mein Brand ist nach meiner Großmutter mütterlicherseits - born and raised in Kenia - benannt.

Aus diesem Mindset entstand die Vision, eine Marke mit einem klaren Zweck zu schaffen. Beabond arbeitet mit Gemeinschaften zusammen, unterstützt die Tierwelt und beleuchtet die Komplexitäten des bewussten menschlichen Lebens im Zusammenspiel mit der Welt. Es geht darum, wann immer möglich, eine positive Wirkung zu erzielen.

Wie würdest Du die Philosophie von Beabond in drei Sätzen beschreiben?

Unsere Philosophie lautet "Weniger, aber dafür bessere Dinge". Der Ethos von Beabond basiert gesamtheitlich auf Nachhaltigkeit: Alle wunderschönen, handgefertigten Stücke stammen aus ethischen Quellen und haben eine positive Klimabilanz. Jedes einzelne ist ein Kunstwerk, das jetzt sowie für immer geschätzt werden soll.

Wie überwindest Du die Herausforderungen der verantwortungsvollen Beschaffung und was steckt hinter "Botswanamark"?

Verantwortungsvolle Beschaffung ist von großer Bedeutung, aber immer noch eine Herausforderung. Die gute Nachricht: Mit der neuen EU-ESG-Gesetzgebung und größerer Transparenz von Stoffen bis hin zu Diamanten verbessert sowie vereinfacht sich die Rückverfolgbarkeit der Materialien. Und zwar bis zu ihrer Quelle zurück.

Allerdings ist der kritische Ruf von Diamanten nicht zu verallgemeinern. Der Umgang mit den Rohstoffen definiert ihre ökologischen und sozialen Folgen. Da ich fünf Jahre in Botswana lebte, kenne ich die positiven Auswirkungen, die Diamanten auf die Gemeinschaft sowie das Land insgesamt haben können. Daher war es für mich eine klare Entscheidung, Botswana-Diamanten in unserem Schmuck zu verwenden. Sie sind vollständig rückverfolgbar, ethisch abgebaut und verantwortungsvoll beschafft.

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Mokola Collection / Source & Copyright by Beabond

Die Vorteile von Botswana-Diamanten gehen sogar über das Etikett "konfliktfrei" hinaus. Ethische Diamanten wie diese bedeuten, dass keine Menschenrechte verletzt werden, Mitarbeiter:innen fair entlohnt werden und unter sicheren Bedingungen sowie mit umweltverträglichen Praktiken arbeiten. So schaffen sie einen messbaren Nutzen für die Gemeinschaften, in denen sie entdeckt werden. Die Herkunft der Diamanten ist ein Eckpfeiler des "Botswanamark". Dieses Programm etabliert unter dem Leitsatz "Empowering a Nation" eine vollständig rückverfolgbare, intelligente sowie kohlenstoffneutrale Lieferkette.

Warum spielen Kreislaufwirtschaft und Recycling eine größere Rolle in der Mode- als in der Schmuckbranche?

Wir wollten von Anfang an ein Unternehmen schaffen, das Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt rückt. Unser übergeordnetes Ziel ist deshalb, keinen Abfall zu produzieren. Allerdings umfassen einige der Initiativen, die wir umgesetzt haben, die Umwandlung von Stoffresten in Accessoires, Papierverpackungen aus recycelten Materialien und die Wiederverwendung sowie Rückführung von Kleidung in und nach Botswana. Diese spenden wir an die Kinder der Gemeinschaften, mit denen wir zusammenarbeiten. Entsprechend nutzen wir Abfall - falls er überhaupt entsteht - kreislauffähig und recyceln beziehungswiese upcyceln ihn.

Ich glaube, dass Recycling generell weniger in der Schmuckbranche als in der Modebranche diskutiert wird. Und zwar, weil wir die Materialien grundsätzlich als für die Ewigkeit gemacht sowie recycelbar ansehen. Die aus dem Boden gewonnen Rohstoffe werden auch lange nach uns existieren - Diamanten halten ewig und Gold kann unendlich oft verfeinert werden. Aus einer Nachhaltigkeitsperspektive sollte es vielmehr darum gehen, alle Facetten der Branche zu betrachten. Die Initiative "Watch & Jewellery 2030" ebnet den Weg für bedeutende und langfristige Veränderungen.

Größere Probleme, die sowohl in der Mode- als auch in der Schmuckindustrie bestehen, aber in der Mode einfach sichtbarer sind, sind Überproduktion sowie -konsum. Denken Sie nur an die Berge unerwünschter Kleidung auf Mülldeponien in der Atacamawüste, die aus dem Weltraum sichtbar sind.

Auf welche Weise unterstützt Beabond das Handwerk und garantiert ethische Arbeitsbedingungen?

Als wir in Botswana wohnten, haben wir eine persönliche Beziehung zu allen Kunsthandwerker:innen aufgebaut, mit denen wir kreativ zusammenarbeiten. Ein Beispiel: Unsere Kooperation mit dem Ngamiland Basket Weavers' Trust. Ein Programm, das sich auf handgewebte Körbe spezialisiert hat, die Generationen von indigenem Wissen, Können und Technik repräsentieren.

Die Weber:innen sind Nachfahr:innen des Hambukusku-Stammes aus Angola, die in den 1960er Jahren als Flüchtlinge nach Botswana kamen und später die Staatsbürgerschaft erhielten. Als soziales Unternehmen verfolgt NBWT die Mission, Frauen aus der Armut zu befreien und gleichzeitig die reiche Kultur sowie Tradition von Botswana im Weben und Korbherstellen zu bewahren. Aus diesem Grund dauert das Weben eines Korbes bis zu einem Monat - es geht um die Weitergabe von generationsübergreifendem Wissen, Wertschätzung und lebendige Kultur. Zudem spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle: Jeder Korb besteht aus nachhaltig geernteten Mokola-Palmen und Gräsern, alle verwendeten Farbstoffe stammen aus einheimischen Pflanzen und Wurzeln.

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NBWT Lampe aus gewebtem Korb / Source & Copyright by Beabond

Um den NBWT ferner zu unterstützen, haben wir die Mokola Schmuckkollektion entworfen, dessen Erlös zu 20% an das soziale Projekt gespendet wird.

Welche Herausforderungen bestehen für Schmuckmarken bei der Umsetzung des Konzepts der Klimaneutralität?

Die Erreichung von Klimaneutralität ist eine Herausforderung, da die Lieferketten für Diamanten und Schmuck oft zu komplex sowie intransparent sind. Der erste Schritt besteht darin, zu verstehen, woher Materialien stammen. Nur so können Marken ihre Umweltauswirkungen wirklich greifen und darauf aufbauend einen Nachhaltigkeitsplan erstellen. Es geht also darum, Partner zu finden, die über vollständig rückverfolgbare sowie transparente Lieferketten verfügen.

Deshalb war Botswanamark Diamonds eine naheliegende Wahl. Durch diese Zusammenarbeit kann ich sowohl den sozialen Handabdruck als auch den ökologischen Fußabdruck dieser natürlichen Diamanten messen und verstehen. Allerdings geht Klimaneutralität weit über die Produkte selbst hinaus. Zum Beispiel sind Energiequellen für Büros sowie Filialen, Verpackungen und Abfall wichtige Aspekte, die die Klimabilanz einer Marke beeinflussen. Außerdem können Geschäftsmodelle wie Made-to-Order - wir stellen unseren Schmuck nur auf Bestellung her - einen positiven Beitrag leisten.

Während wir daran arbeiten, unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern, gleichen wir unseren CO2-Fußabdruck von etwa 11 Tonnen pro Jahr aus. Und zwar, indem wir uns an der Holzofen-Initiative im Okavango-Delta beteiligen. Darüber hinaus arbeiten wir mit Wohltätigkeitsorganisationen und NGOs zusammen, die Ökosysteme sowie Artenvielfalt unterstützen.

Jede Schmuckkollektion von Beabond feiert die Natur und forciert einen guten Zweck - was steckt hinter dieser Philosophie?

Ich bin sehr dankbar dafür, fünf Jahre lang in Afrika gelebt zu haben. So konnte ich meine Verbundenheit zur Natur wiederentdeckten - eine Erfahrung, die wir alle machen sollten. Da wir uns in einer Klimanotlage befinden, müssen wir als Bürger:innen und Verbraucher:innen einfach bewusster sein. Als Gründerin eines Unternehmens bedeutet das für mich, Projekte zu unterstützen, die einen positiven Einfluss auf Menschen und den Planeten haben.

Zum Beispiel haben wir im Mai die DIRT x BEABOND Coco Collection eingeführt. Der Erlös dieser Kollektion geht als Spende an DIRT, die Wohltätigkeitsorganisation der Umweltaktivistin Arizona Muse, die sich auf die Regeneration von Böden als Lösung für die Klimakrise konzentriert. Die Coco Collection symbolisiert einen Samen, eine Quelle des Lebens mit unbegrenztem Potenzial. Der größte und schwerste Samen der Welt - die bedrohte Coco Du Meer, die Meereskokosnuss, ist deshalb das Ausgangsmaterial dieses Designs. 30% des Erlöses der Kollektion gehen an DIRT's Projekt Kufunda. Ein Lernzentrum und Ökodorf in Simbabwe, das biodynamische Landwirtschaft praktiziert.

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Arizona Muse in DIRT x Beabond Necklace (Coco Locket) / Source & Copyright by Iona Wolff

Eine weitere Zusammenarbeit, die von einer starken Verbindung zur Natur inspiriert ist, ist unsere ECOEXIST x BEABOND Kollektion. Fünf Jahre lang in Botswana zu leben, das Heimatland von 130.000 Elefanten, hat mir die Augen, Ohren und das Herz für das komplexe Thema des Naturschutzes geöffnet. Die Erkenntnis, dass ein rapider Rückgang der Elefanten dazu führen könnte, dass das größte landlebende Säugetier der Welt in der Lebenszeit meiner Kinder oder Enkelkinder verschwindet, war etwas, dem ich nicht tatenlos zusehen konnte. Bisher haben wir 3.000 Euro für Ecoexist, eine kleine gemeinnützige Nichtregierungsorganisation im Okavango-Delta, gesammelt.

Viele Schmuckmarken, insbesondere für Fast Jewellery, überschreiten die planetaren Grenzen anstatt sie zu schützen - warum und wie können sie sich ändern?

Das ist sehr komplex, da die Geschäftsmodelle für Fast Jewellery - genau wie für Fast Fashion - auf dem Konzept von Neuheit, Zugänglichkeit und einem hohen Maß an Konsum-fördernder Dopamin-Ausschüttung aufbauen. Es gibt Schritte, die Marken unternehmen können, wenn es um die Materialien geht, die sie beziehen. Von Metallen bis zu Edelsteinen. Aber selbst wenn die Produkte nachhaltiger werden, glaube ich, dass es entscheidend ist, Verbraucher:innen über den Einfluss des Konsums zu informieren. Wir müssen eine verantwortungsvolle Denkweise fördern, sonst werden wir einfach keinen gesunden Planeten für zukünftige Generationen haben.

Gelten die gleichen Nachhaltigkeitsherausforderungen auch für andere Produkte wie Interieur und Kinderkleidung?

Die Philosophie von "weniger, aber bessere Dinge" gilt für alle Aspekte von Beabond. Bei Schmuck bedeutet dies, Stücke zu entwerfen, die als moderne Erbstücke gedacht sind. Pieces, die über Jahre geliebt und schließlich an die nächste Generation weitergeben werden. Das Gleiche gilt für unsere Inneneinrichtung und unsere Kinderkollektion, die in Zusammenarbeit mit Kunsthandwerker:innen in Botswana hergestellt wird. Die Herausforderungen für uns bestehen darin, dass sich die Gemeinden, mit denen wir eng zusammenarbeiten, in extrem abgelegenen Gebieten in Botswana befinden. Die Kommunikation und der Transport von Waren sind also große Hindernisse, die wir überwunden müssen. Insbesondere im Hinblick auf den ökologischen Fußabdruck.

Wie lautet Deine Vision für die Zukunft von Beabond?

Wir möchten weiterhin mit unserer Community darüber sprechen, woher unsere Inspiration kommt. Über Natur, Boden, Wildtiere und Kunsthandwerker:innen. Wir möchten teilen, wie wir Dinge tragen können, die der Umwelt und den Gemeinschaften mehr zurückgeben als sie wegnehmen. Ich hoffe, dass wir andere etablierte Marken dazu inspirieren können, ethischer zu sein. Ich glaube, dass Zusammenarbeit sowie der Austausch von Informationen und Wissen in Unternehmen entscheidend sind, um sich gegenseitig zu stärken. Die Herausforderungen können überwältigend erscheinen, und es ist an der Zeit, dass alle zusammenkommen, um eine bedeutungsvolle Veränderung zu bewirken.

Vielen Dank für das Interview, liebe Ferelith! 

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