Die Fashionindustrie hat eine neue vielversprechende Ressource – Algen. Der nachhaltige Rohstoff verringert Umweltauswirkungen und bietet faszinierende Möglichkeiten
Autor: Haus von Eden
Algen sind vielseitige pflanzenartige Lebewesen, die durch ihre erstaunliche Anpassungsfähigkeit und ihre breite Palette an Anwendungen beeindrucken. Neben ihrer wichtigen Rolle als essenzielle Nahrungsquelle in der Aquakultur überraschen sie durch ihre Fähigkeit zur Biokraftstoffproduktion und zur effektiven Abwasserreinigung. Außerdem tragen sie zur Herstellung von hochwertiger Kosmetik und lebenswichtigen pharmazeutischen Produkten bei. Zudem binden Algen Kohlenstoff und reduzieren so schädliche Treibhausgasemissionen.
Die außergewöhnliche Diversität von Algen erstreckt sich von winzigen Mikroalgen bis hin zu imposanten, makroskopischen Sorten. Diese Vielfalt eröffnet faszinierende Möglichkeiten, sie in zahlreichen Bereichen zu nutzen. Seit längerem forschen mehrere Unternehmen bereits daran Algen auch in die Modebranche zu inkludieren.
Ein nachhaltiges Wunder: Algenkleidung
Im Vergleich zur herkömmlichen Textilproduktion, wie zum Beispiel Baumwolle, erfordert die Herstellung von Algenkleidung deutlich weniger Ressourcen und ist umweltfreundlicher. Algen bieten nicht nur eine nachhaltige Alternative, sondern auch eine erstaunliche Vielfalt an Farben für den Textildruck. Von Grün über Blau bis hin zu Rot und Gelb können die verschiedenen Algenarten unterschiedlichste Farbpigmente liefern. Das Besondere: Die Farbe der Algen-Farbpigmente kann sich je nach den Umgebungsbedingungen – also Wasser, Luft und Licht - verändern, was der Kleidung eine einzigartige Dynamik verleiht. Gleichzeitig sind die Farbpigmente so natürlich, dass sie theoretisch sogar essbar sind.
Nike x Algenfarbe
Die neuesten Nike x Billie Eilish Sneakers, der Nike Alpha Force Low x Billie Eilish enthält bereits in geringem Maße Algenpigmente. Nike bezieht diese Pigmente von Living Ink, einem biowissenschaftlichen Startup. Dieses ist auf die Herstellung von Farbstoffen aus Algen spezialisiert.
Source & Copyright by Nike
Obwohl der Anteil an Algenpigmenten in diesen Schuhen vergleichsweise gering ist, markiert er dennoch einen Schritt hin zu umweltfreundlicherer Mode. Denn die Innovation verdeutlicht, dass bedeutende Akteure in der Modeindustrie Maßnahmen gegen Umweltverschmutzungen ergreifen wollen. Doch oftmals scheitert es an der Skalierung dieser Lösungen. Nike hat neben der Nutzung von Algen als Farbquelle bereits mit zahlreichen anderen nachhaltigen Materialinnovationen experimentiert. Dies zeigt die fortwährende Bemühungen von Sportgiganten für die Herstellung umweltfreundlicherer Produkte.
KeelLabs – Garn aus Algen
Auch das New Yorker Startup KeelLabs hat sich aktiv mit der Nutzung von Algen beschäftigt. Aaron Nesser, einer der Gründer des Unternehmens, ist überzeugt, dass eine grundlegende Veränderung in der Modeindustrie mit innovativen Materialien beginnen sollte. KeelLabs stellt Garn aus Algen, Seetang und Seegras her, das nicht nur nachhaltig und ungiftig, sondern auch vollständig kompostierbar ist.
In Algen findet sich ein natürliches Biopolymer namens Alginsäure, das von dem Unternehmen extrahiert und in biologisch abbaubares Garn weiterverarbeitet wird. Dieses Garn kann sowohl maschinell als auch von Hand zur Herstellung von Stoffbahnen verwendet werden. Die daraus entstandenen Kleidungsstücke können am Ende ihrer Lebensdauer problemlos auf dem Komposthaufen entsorgt werden, wodurch KeelLabs einen bedeutenden Schritt in Richtung umweltfreundliche Modeherstellung unternimmt.
Source & Copyright by KeelLab
Algenkleidung: CO2-Speicher, Gesundheitsvorteile und Bewusstseinsbildung
Eine der beeindruckendsten Eigenschaften von Algenkleidung ist ihre Fähigkeit, Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre zu absorbieren. Die Kleidungsstücke betreibt Fotosynthese und geben Sauerstoff ab. Zusätzlich bringen sie auch gesundheitsfördernde Eigenschaften, da Algen positive Inhaltsstoffe wie Mineralien und Vitamine enthalten, die durch die Hautfeuchtigkeit freigesetzt werden und der Haut zugutekommen.
Jedoch erfordert die Pflege von Algenkleidung eine gewisse Hingabe, da sie wie alle Pflanzen Wasser, Licht und Luft benötigt, um zu überleben. Aus diesem Grund eignet sich Algenkleidung nicht für die Waschmaschine, sondern erfordert, dass sie ausschließlich per Handwäsche mit ph-neutraler Seife gereinigt wird. Zudem sollte sie an hellen Orten mit ausreichender Luftfeuchtigkeit gelagert werden. Dieser Ansatz der Pflege erinnert daran, dass Kleidung aus Algen mehr ist als nur ein Kleidungsstück ist. Es handelt sich um lebende Materialien. Diese sollen durch die besondere Pflege die Besitzer:innen dazu anregen, eine Beziehung zu ihrer Kleidung aufzubauen - ähnlich wie zu einer Zimmerpflanze. Dies trägt dazu bei, ein größeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu entwickeln.
Die Zukunft der Algenkleidung
Obwohl Algen in der Modebranche bereits an vielen Schnittstellen für Aufsehen sorgen, steht eine Massenproduktion noch in weiter Ferne. Die Technologien und Produktionsprozesse müssen weiterentwickelt und optimiert werden, um diesen nachhaltigen Ansatz breit zugänglich zu machen.
Algen haben das Potenzial, die Modebranche zu revolutionieren und uns dabei zu helfen, unsere Umweltziele zu erreichen. Sie bieten nachhaltige Materialien, eine breite Farbpalette, CO2-Speicherung und sogar gesundheitliche Vorteile. Die Einführung von Algenkleidung zeigt, dass innovative Lösungen in der Modebranche möglich sind und ermutigt uns dazu, bewusstere Entscheidungen beim Kauf unserer Kleidung zu treffen.