Slow Food Bewegung will zurück zur Genuss- und Esskultur

Durch Genuss zu einer zukunftsfähigen Food Industrie - Slow Food stärkt die Sinne für ein verantwortungsvolles Lebensmittelsystem

Slow Food: Im Einklang mit Natur, Tier und Mensch

Autor: Vivien Vollmer

Das Problem unserer Esskultur

Nahrungsmittel sind für uns massenhaft verfügbar und zumindest in der westlichen Welt das Hungerproblem somit extrem minimiert. Es ist billig, aus aller Welt und saisonal unabhängig stets erhältlich. Allerdings kennen wir auch die Konsequenz von Fast Food, der Überproduktion von Lebensmitteln, industrieller Fleischverarbeitung und den Flugmeilen für exotisches Obst und Gemüse. Der Schaden für die Umwelt und die eigene Gesundheit ist also bekannt, wird jedoch oftmals ignoriert.

Damit geht auch das Bewusstsein für Genuss und Esskultur zunehmend verloren. Gemäß Slow Food Bewegung ist dies jedoch eine Schlüsselkomponente für eine nachhaltige Nahrungsmittelindustrie. Dieser steigende Gegentrend in der Food Szene treibt die De-Industrialisierung voran, um damit der unbewussten Esskultur entgegen zu streben. Dabei geht es darum, mit Verantwortung zurück zum Genuss zu finden: Regional, saisonal und fair soll es zudem sein.

Quelle & Copyright Markthalle Hobenköök

Was ist Slow Food:

Die Idee hinter diesem Food Trend entwickelte sich ursprünglich aufgrund der Kommerzialisierung von Fast Food, dem steigenden globalen Lebensmittelangebot sowie der Demokratisierung von Fleisch. Alles immer und überall verfügbar zu haben, macht satt und müde. Mit Slow Food soll die Lebensmittelindustrie wieder entschleunigt werden und die Branche somit zu einer achtsamen Produktion führen. Aus Verbrauchersicht wird der bewusste Konsum gestärkt. Gemäß Hanni Rützler treten damit unsere Nahsinne - Riechen, Schmecken, Fühlen - als Orientierungshilfe wieder stärker hervor.

Dabei sollte vor allem auch die regionale Küche, heimische Pflanzen sowie lokale Traditionen unterstützt werden. Der Mega Trend Brutal Lokal ist somit auch ein Teil der Bewegung. Der Begriff Slow Food ist außerdem von Carlo Petrini geprägt, welcher in den 80er Jahren die gleichnamige Organisation gegründet hat. Kern der Philosophie ist es, ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Lebensmittelsystem aufzubauen. Dabei steht im Zentrum das Ökosystem sowie Tierwohl mit Genuss in Einklang zu bringen.

Warum Slow Food?

Die Branche ist mit 26% Verursacher von fast einem Drittel der gesamten CO2-Emissionen. Dabei nimmt alleine der Sektor Food Waste bereits 8-10% ein, welches ein weiteres großes Problemfeld ist. Laut des UNEP Food Waste Index Report 2021 landeten 2019 rund 913 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Erstaunlicherweise führen die Haushalte mit 61% die Liste an, gefolgt von der Gastronomie (26%) und dem Einzelhandel (13%). Darüberhinaus kommen qualvolle Massentierhaltungen, hoher Wasserverbrauch und die Zerstörung der Biodiversität durch Landwirtschaft und Pestizide dazu.

Reichen die vorangestellten Gründe nicht aus, einige Gänge zurück zu schalten, so sollte das überzeugende Argument man selbst sein. Denn Fast Food, Pestizide und Chemikalien sowie verstärkte Inhaltsstoffe wie Zucker und Massentierhaltung sind nicht nur eine große Belastung für die Umwelt, sondern auch für unsere eigene Gesundheit. Ein verändertes Konsumentenbewusstsein könnte hier der Katalysator für den Wandel einer Branche sein, um derzeitige Strukturen und industrielle Prozesse zu verändern.

Verändertes Genussverhalten macht Druck auf Unternehmen

Wenn sich die Genusskultur verändert, erzeugt dies Druck auf Unternehmen. Um die Aufmerksamkeit der Konsumenten zu erhalten, müssen Produkte eine Geschichte erzählen. Neue, ungewöhnliche Geschmäcker anbieten sowie Herkunft und Herstellung offen legen. Zudem muss ein besonderes Esserlebnis geschaffen und Traditionen wiederbelebt werden.

Mit einem großen Zuwachs ist vor allem die Start-up Szene in der Branche hierbei vorangegangen. Gerade wenn es darum geht neue Produkte mit Fokus auf Nachhaltigkeit anzubieten. Aber auch etablierte Unternehmen haben die Chance erkannt, ihr Angebot beispielsweise mit veganen und vegetarischen Optionen zu erweitern.

Die internationale Slow Food e.v. bildet zudem eine Community, die sich für ein sozial und ökologisch verantwortungsvolles Lebensmittelsystem einsetzt, welches die biokulturelle Vielfalt und das Tierwohl schützt. Lebensmittel sollen gut, sauber und fair sein. Auf der Website finden sich weltweit Restaurants und Lokale, die sich dieser Bewegung angeschlossen haben.

Slow Food beginnt zuhause

Aufgrund der Corona Pandemie hat sich bereits zwanghaft etwas in unserem Essverhalten geändert. Während der Zeit zuhause haben sich viele, ihrem Garten oder Balkon gewidmet und eigene Pflanzen und Gemüse angebaut. Da Essen und Trinken ein Grundbedürfnis der Menschen erfüllt, ist das Besondere in diesem Sektor, dass jeder in der Lage ist seine ganz persönliche Ess- und Genusskultur zu entwickeln.

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