Wie nachhaltig und gesund ist der pflanzliche Ersatz für Milch wirklich?

Der Verzicht auf tierische Produkte gilt als umweltfreundlich und gesund, aber stimmt das? Hier ist die Ökobilanz der Milchalternativen im Vergleich

Milchersatz nachhaltig

Autor: Ilka Bröskamp

Soja-, Mandel-, Hafer-, Reis-, Cashewmilch: Die Auswahl an pflanzlichem Ersatz für Milch ist, dank wachsender Popularität, riesig. Während die meisten Unternehmen ihre Milchersatzprodukte marketingwirksam als umweltfreundliche Alternativen auf den Markt bringen, ist eine Überprüfung dieses Versprechens meist weniger leicht zu durchschauen.

Die Ökobilanz von Produkten als Ersatz für Milch hängt von vielen Faktoren ab

Aktuelle Klimadebatten beweisen: Das Thema Nachhaltigkeit ist komplex und Lösungen sind selten einfach. Das gilt vor allem auch für die Diskussion um Milch sowie ihre vermeintlich klimafreundlichen Ersatzprodukte.

Denn möchte man den ökologischen Fußabdruck eines Produktes überprüfen, so spielen hier viele unterschiedliche Faktoren eine entscheidende Rolle. Der Ausstoß umweltschädlicher Treibhausgase, der Verbrauch von Wasser sowie Anbaufläche, auslaufende Chemikalien oder die Entstehung von Abfall. Alles Teile der Produktion, vom Anbau der Rohstoffe über die Verarbeitung bis hin zum Transport. Diese Faktoren müssen daher hinsichtlich ihrer ökologischen Vor- und Nachteile abgewogen werden und in die Bewertung einfließen.

Unterschiedliche Herstellungsprozesse erschweren den Vergleich

Selbst wenn man sich zunächst auf eine Milchalternative fokussiert, ist ein Vergleich nicht immer einfach. So vielfältig das Angebot an Herstellern ist, so unterschiedlich sind auch die Produktionsverfahren des pflanzlichen Ersatzes für Milch. Außerdem sind hier weitere wichtige Faktoren wie Nährwerte sowie die Auswirkungen auf unsere Gesundheit noch nicht einmal berücksichtigt.

Mit all diesen Informationen im Hinterkopf werfen wir hier einen Blick auf eine Auswahl beliebter pflanzlicher Ersatzprodukte für Milch.

Welche Milchalternativen nun besonders gut für unsere Umwelt sowie Ihre Gesundheit sind, lesen Sie hier:

1. Sojamilch

Sojamilch ist die Mutter der Milchalternativen. In Europa ein absoluter Bestseller. Geschmack, Konsistenz sowie Nährwert kommen regulärer Kuhmilch sehr nahe. Sojabohnen haben ihren Ursprung in China. Mittlerweile werden sie aber auf der ganzen Welt angebaut.

Zumindest theoretisch sollte Sojamilch eine der nachhaltigsten Alternativen zu konventioneller Milch sein. Der CO2-Ausstoß im Rahmen der Produktion ist hier deutlich niedriger. Zum Anbau der Sojabohnen wird allerdings sehr viel Landfläche benötigt. Neben Milch wird Soja zusätzlich zur Fütterung von Tieren verwendet. Die Nachfrage nach Soja ist mittlerweile so hoch, dass riesige Monokulturen entstanden sind, die zunehmend Teile des Regenwaldes zerstören.

Die Fakten auf einen Blick:

Vorteile:

  • geringerer CO2-Ausstoß (ähnlich wie bei Mandelmilch)
  • deutlich weniger Wasserverbrauch, als beispielsweise Mandelmilch
  • Sojabohnen binden Stickstoff, wodurch zusätzliche Stickstoffdünger überflüssig sind
  • reich an Protein

Nachteile:

  • Sojaanbau benötigt viel Land (deutlich mehr als Mandeln) und begünstigt so Monokulturen
  • zwar werden keine Stickstoffdünger verwendet, dafür kommen häufig aber Phosphordünger zum Einsatz, die das Ökosystem stark belasten

Fazit:

In puncto Geschmack, Konsistenz sowie Nährwert, kann Sojamilch eine sehr gute Wahl sein. Beim Kauf sollte man aber auf eine Biovariante setzen.

2. Mandelmilch

Mandeln stecken voller gesunder Nährstoffe, für viele ist Mandelmilch daher ein sehr beliebter Ersatz für Milch. Ihr enorm hoher Wasserverbrauch wird dabei aber leider häufig außer Acht gelassen. Rund 80% des weltweiten Mandelangebots stammt aus dem sonnigen Kalifornien. Der durchschnittliche Wasserfußabdruck nur einer Mandel beträgt rund zwölf Liter. Vor allem im Vergleich zu anderen Pflanzen ist das extrem viel. Gerade die Tatsache, dass Mandeln im trockenen, von Dürre bedrohten Kalifornien angebaut werden, verschärft diese Problematik zusätzlich.

Wirft man einen genauen Blick auf die Verarbeitung der Mandeln zu Milch, muss man außerdem feststellen, dass hier viele der wertvollen Nährstoffe verloren gehen.

Die Fakten auf einen Blick:

Vorteile:

  • geringer CO2-Ausstoß
  • Anbau verbraucht nicht besonders viel Land
  • dank wertvoller Nährstoffe sind Mandeln sehr gesund

Nachteile:

  • enorm hoher Wasserverbrauch in einem Gebiet, in dem diese Ressource sowieso schon knapp ist
  • viele Nährstoffe gehen bei der Verarbeitung der Mandeln zu Milch verloren

Fazit:

Gerade in Bezug auf Nachhaltigkeit, ist Mandelmilch als Ersatz für Milch nicht die beste Wahl. Der Mandelanbau schluckt immense Wassermengen in einem Gebiet, indem Wasser ohnehin schon ein rares Gut ist. In Bezug auf die Gesundheit lohnt es sich noch eher, ein paar Mandeln so zu verzehren. Die Nährstoffdichte ist so deutlich höher als in Mandelmilch, die zu einem Großteil sowieso aus Wasser besteht.

3. Hafermilch

Hafermilch ist in den Supermarktregalen mittlerweile allgegenwärtig. Auf Grund seines hohen Ballaststoffanteils, ist Hafer nicht nur nahrhaft, sondern auch gesund. Die Herstellung von Hafermilch ist zudem denkbar einfach sowie ressourcenschonend. Geschroteter Hafer wird mit Wasser sowie einer Mischung natürlicher Enzyme vermischt. Im Vergleich zu Kuhmilch, wird bei der Produktion bis zu 80% weniger CO2-Emissionen ausgestoßen, 60% weniger Energie sowie 80% weniger Land verbraucht.

Während Hafermilch eine höhere Nährstoffdichte als Mandelmilch aufweist, reicht sie in diesem Punkt aber nicht an Sojamilch heran. Außerdem haben Untersuchungen gezeigt, dass Hafer häufig stark mit gesundheitsschädlichem Glyphosat belastet ist.

Die Fakten auf einen Blick:

Vorteile:

  • Anbau und Produktion sind besonders ressourcenschonend
  • hoher Ballaststoffanteil macht Hafer nahrhaft und gesund
  • Geschmack und Konsistenz sind besonders beliebt

Nachteile:

  • Konventionell angebauter Hafer ist häufig durch gesundheitsschädigendes Glyphosat belastet

Fazit:

Vor allem ökologisch sowie geschmacklich ist Hafermilch eine der besten Milchalternativen, die es aktuell auf dem Markt gibt. Achtet man beim Kauf auf Bioqualität, ist Hafermilch zudem auch noch nahrhaft und gesund.

Jeder Ersatz für Milch hat eigene Vor- und Nachteile

Die hier vorgestellten Milchalternativen sind nur ein Teil dessen, was mittlerweile in den Supermärkten zu finden ist. Schon dieser Vergleich zeigt, dass es schwierig ist, einen klaren Gewinner zu benennen. Zu komplex sind die Themen Nachhaltigkeit, Produktion und Inhaltsstoffe. Hier lohnt es sich, genau hinzusehen. Wägen Sie vor dem Kauf ab, welches Produkt für Sie persönlich sowie für die Umwelt die beste Wahl ist.

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