Überraschende Food Alternativen aus Algen - Im Food Valley werden essbare Lösungen für eine nachhaltige Lebensmittelindustrie gekocht.
Autor: Vivien Vollmer
Das steckt in dem Futurefood Algen
Algen befinden sich auf dem Aufmarsch in der Lebensmittelindustrie. Sie werden auch als Superfood bezeichnet. Denn sie sollen positive Effekte auf die Gesundheit haben durch einen hohen Gehalt an wertvollen Vital- und Nährstoffen. In den Meerespflanzen steckt vor allem ein hoher Jodgehalt, welcher dazu beitragen kann, den Cholesterinspiegel zu senken. Außerdem machen gesättigte Fettsäuren, Zink, Eisen, Antioxidantien sowie Calcium Algen zu optimalen Gesundheitsförderern.
Darüberhinaus versprechen Algen jedoch nicht nur Vorteile für die Ernährung, sondern auch für die Umwelt. Bei einer stetig wachsenden Bevölkerung sowie dem Klimaproblem braucht es innovative Lösungen, wie die Menschen ernährt werden können und dabei einen möglichst geringen Schaden auf der Erde hinterlassen. Können somit Algen auch ein Gamechanger für die Agrarindustie sein?
Algen Innovationen in Europas Food Valley
Eine zentrale Plattform für Innovationen in der Lebensmittelindustrie bietet das Foodvalley in den Niederlande. Seit 2004 fördern sie mit ihren Partnern ein nachhaltiges Lebensmittelsystem. Denn als zentrale Herausforderung sehen sie das Ziel, bis 2050 die Industrie darauf vorzubereiten ca. 10 Milliarden Menschen mit sowohl erschwingliche, gesunden als auch nachhaltige Lebensmittel zu versorgen. Ihre Mission fokussiert sich auf eine langfristige Transformation, dem sich nicht nur innovative Start-ups, sondern auch große Konzerne wie Unilever anhängen.
Der angestrebte nachhaltige Strukturwandel eröffnet auch der Algenindustrie neue Potentiale. Somit zog auch das Start-up Sophie’s Bionutrients aus Singapur in die Niederlande. Das Unternehmen startete mit der Forschung an Algen für Meeresfrüchte Alternativen. Seitdem erkannten sie die Möglichkeiten von den proteinreichen Mikroalgen und entwickelten ein FOOD TECH-Unternehmen. Mit der zum Patent angemeldeten Technologie stellten sie Anfang des Jahres die weltweit erste Milchalternative aus Mikroalgen her.
Quelle & Copyright Sophie's Bionutriens, Milch aus Mikro-Algen
Algen - Mikro, Makro, „Meer“
Bereits seit Milliarden von Jahren gibt es Algen, waren sie die ersten Sauerstoffproduzenten. Auch auf dem Teller sind Algen nicht unbekannt. Zumindest in großen Teilen Asiens wie in Japan oder China gehören sie seit Tausenden von Jahren zur Ernährung. Im Westen gewinnt die Meerespflanze immer mehr an Popularität - in Pulverform als Nahrungsergänzungsmittel oder als trendige Delikatesse.
Damit lässt sich die Meerespflanze in zwei Gruppen aufteilen: Makro- und Mikroalgen. Makroalgen gehören zu den traditionellen Lebensmitteln, während die Mikroalgen erst seit einigen Jahren bekannt sind, heute aber als Superfood gelten. Es gibt deutlich mehr Mikro- als Makroalgen Arten. Diese sind meist als Kapseln, Pulver, Tabletten oder Flocken verarbeitet und werden als Zusatz oder Ergänzung für Lebensmittel und Nahrung verwendet. Die bekanntesten Mikroalgen sind Chlorella und Spirulina, welche aufgrund ihrer hohen Proteingehalte gern und häufig eingesetzt werden.
Aktuell forscht die als Nr. 1 in Agrarforschung & Food Sciences in Deutschland ausgezeichnete Universität Hohenheim an der Kohlenhydrat Gewinnung aus Makroalgen und Seegras. Das EU geförderte Projekt Biocarb-4-Food untersucht dabei das Potential der Meerespflanzen als natürlichen alternativen Rohstoff, da sie nicht im Wettbewerb mit der Lebensmittelproduktion steht. Deshalb sind marine Ressourcen für nachhaltige Lösungen wichtig.
Green Food für Umwelt und Industriewandel?
Aufgrund von ihrem schnellen Wachstum beim Anbau sehen Experten große Chancen für Algen, dem Bevölkerungs- und Klimaproblem entgegenzutreten. Einerseits konkurriert die Kultivierung von Algen nicht mit anderen Ackerflächen. Damit müssen andere essentiellen Ressourcen nicht weichen, wodurch auch das Experimentieren mit Algen deutlich attraktiver wird. Andererseits kann bei der Kultivierung größtenteils auf Pflanzenschutzmittel und Pestizide verzichtet werden. Allerdings befindet sich die technologische Entwicklung sowie die Forschung der Produktionsmöglichkeiten noch in den Anfangsstadien. Aus diesem Grund können noch keine eindeutigen Ergebnisse zur Zukunftsfähigkeit der Algen für den Klimaschutz und der Welternährung ausgewiesen werden.
Jedoch zeigt der aktuelle Trend für Lebensmittelalternativen und Food Start-ups ein eindeutiges Interesse und Wirtschaftspotential. 2020 lag bereits ein Umsatz von ca. 7 Milliarden Dollar aus der Algenindustrie vor. Insbesondere der stark wachsende Markt für vegetarische und vegane Alternativen treibt die Branche an, das Potential der Algen auszuschöpfen. Beispielsweise sind Makroalgen bereits ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Fischersatz Produkten.
Mikroalgen spielen meist als Nahrungsergänzungsmittel eher eine Nebenrolle, auch wenn sie als Geheimzutat für gesundes Essen gilt. Um die kleinen Meerespflanzen als alternative Proteinquelle ähnlich wie Soja oder Erbsen einzusetzen, sind größere Investitionen nötig. Dadurch sind Produkte also Mikroalgen eher hochpreisig. Trotzdem wäre die industrielle Kultivierung von Mikroalgen grundsätzlich weniger aufwendig. Innovationen brauchen somit ihre Zeit für den Massenmarkt fertig ausgestattet zu werden. Ein Blick auf aktuelle Start-ups, Anbaumethoden sowie Technologieentwicklungen macht Hoffnung wie etwa die Produktinnovation Spirulina-Blau. Ein natürlicher Farbstoff, der bereits günstig zu erwerben ist und häufig zum Einsatz kommt.
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