Clean Meat: So sieht das Fleisch der Zukunft aus

Laborfleisch gilt als die Fleischalternative der Zukunft. Doch was genau steckt hinter dem sogenannten Clean Meat und kann es konventionelles Fleisch tatsächlich ersetzen?

clean meat Mosa Meat Labr Fleisch
Source & Copyright Mosa Meat

Autor: Ilka Bröskamp

Das saftige Steak beim sommerlichen Grillabend, der festliche Braten oder die Wurstscheiben auf dem Frühstücksbrot – für viele Menschen ist Fleisch ein Grundnahrungsmittel, das vom Speiseplan kaum wegzudenken ist. Für Gesundheit und Umwelt bleibt dieser Fleischkonsum allerdings nicht ohne Konsequenzen weswegen bei vielen Verbraucher*innen ein Umdenken stattfindet.

Zu den bereits etablierten Alternativen zählen vor allem pflanzliche Fleischersatzprodukte, die in den letzten Jahren mehr und mehr den Weg in die Supermarktregale und Restaurants gefunden haben. Zukünftige Ernährungstrends weisen aber auf eine weitere, vielversprechende Alternative hin: „In-vitro-Fleisch“, auch Clean Meat oder Laborfleisch genannt. Worum genau es sich hierbei handelt, welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt und wo es erhältlich ist, erfahren Sie hier.

Fleisch aus dem Labor - Was ist Clean Meat eigentlich?

Wie der Name „In-vitro-Fleisch“ schon vermuten lässt, entsteht Clean Meat durch die Entnahme tierischer Stammzellen. Im Labor wachsen diese auf einem entsprechenden Nährboden zu echtem Fleisch heran. Kühe, Schweine oder auch Hühner müssen dafür nicht getötet werden. Echtes Fleisch, aber eben ohne Tierleid.

Auch wenn aktuell der konventionelle Fleischkonsum noch steigt (wachsende Bevölkerungszahlen und zunehmender Wohlstand in den Schwellenländern sind hierfür verantwortlich) – Clean Meat wird laut Prognosen diese umsatzstarke Sparte der Lebensmittelindustrie zukünftig gewaltig auf den Kopf stellen. Die Frage dabei ist weniger, ob Laborfleisch konventionelle Fleischprodukte vom Markt drängt, sondern eher wann.

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Clean Meat als Chance für Umwelt- und Tierschutz

Das auf Basis von Zellkulturen gezüchtete Laborfleisch unterscheidet sich deutlich von der Produktion und Verarbeitung von konventionellem Fleisch. Statt Nutztiere zum Schlachten heranzuzüchten, werden diesen lediglich Stammzellen entnommen. Aus wenigen Mikrometer großen Zellen kann so Fleisch hergestellt werden. Clean Meat verspricht daher nicht nur eine Verbesserung des Tierwohls, sondern vor allem auch eine Entlastung für die Umwelt.

Massentierhaltung, der Ausstoß umweltschädigender Treibhausgase sowie der mit der Fleischproduktion einhergehende enorme Wasser-, Land- und Futtermittelverbrauch gehören so der Geschichte an. Transparente Herstellung und eine Fleischproduktion ohne Antibiotika. Zudem fallen keine Schlachtabfälle wie Haare und Knochen an. Auch leidenschaftliche Fleischesser*innen dürfte das Laborfleisch überzeugen. Textur, Geschmack und Geruch sind von konventionellem Fleisch kaum zu unterscheiden.

Burger-Frikadelle für eine Viertelmillion Euro

Clean Meat ist eine bedeutende Innovation der Lebensmitteltechnologie. Aktuell ist eine Produktion aber nur in kleinen Mengen möglich. Für die industrielle Herstellung müssen zunächst die technischen Voraussetzungen und Verfahren geschaffen werden. Hieraus ergibt sich eine weitere Herausforderung: die Preisgestaltung. Im Forschungsstadium lagen die Kosten einer einzigen Burger-Frikadelle im Jahr 2013 bei rund einer Viertelmillion Euro. Je mehr Forschung und Effizienz der Produktion voranschreiten, desto mehr sinkt dieser Preis aber.

Langfristig könnte Clean Meat sogar günstiger als konventionelles Fleisch sein, ist die Erzeugungskette im Labor doch deutlich kürzer. Heute werden Kosten bereits auf o1 bis 12 US-Dollar pro Buger-Patty geschätzt. Produziert man Laborfleisch in Massen, so können allerdings ökologische Probleme außerdem an anderer Stelle entstehen, denn dieser technische Prozess kostet Energie.

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Stammzellenentnahme und Züchtung nicht unproblematisch

Aus ethischer Sicht, die vor allem für Vegetarier*innen und Veganer*innen eine Rolle spielen dürfte, ergibt sich zudem ein weiteres Problem. Die zur Herstellung von In-vitro-Fleisch kultivierten Muskelzellen werden lebenden Spendertieren per Biopsie entnommen. Die Nährlösung, in der das Fleisch dann wächst, besteht neben Vitaminen, Aminosäuren und Hormonen zudem aus Blut von Kälberföten. Auch hier wird allerdings an Alternativen geforscht. Eine großer Herausforderung ist es zudem Filet und Steaks zu entwickeln, da hierfür ein ganzer Muskel benötigt wird. Derzeit ist Hackfleisch somit das realistische Produkt.

Wo gibt es Clean Meat zu kaufen und wer stellt es her?

Junge Unternehmen und Start-Ups, dazu zählen das niederländische „Mosa Meat“ oder die amerikanischen Firmen „Upside Foods“ und „Eat Just“, sammeln Millionenbeträge, um das vielversprechende Laborfleisch zu einem marktfähigen Produkt zu entwickeln, das zukünftig in keinem Supermarkt fehlen darf. In Singapur verkauft Eat Just bereits kultiviertes Hühnerfleisch und hat ebenfalls pflanzlich-basiertes Ei auf den Markt gebracht. Auch etablierte Fleischkonzerne wie „Wiesenhof“ oder „Cargill“ und „Tyson“ beteiligen sich hier mit Investitionen und beweisen, dass Clean Meat eine Zukunft am Markt hat. Bis das Laborfleisch für Verbraucherinnen und Verbraucher im Handel erhältlich ist, wird es allerdings wohl noch ein bisschen dauern. Vereinzelt finden aber schon von Herstellern durchgeführte exklusive „Verkostungen“ statt.

Source & Copyright Eat Just

Einer Studie zufolge werden in Frankreich und Deutschland die ersten Produkte in der Marktreife für Europa erwartet. Vor allem in Bezug auf Umwelt- und Tierschutz stellt Clean Meat eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Fleisch dar und deutet bereits jetzt einen klaren Umbruch der Fleischindustrie an. Erst die tatsächliche Markteinführung wird zeigen können, wie zukunftsfähig Clean Meat ist, denn am Ende entscheiden darüber vor allem auch die Konsument*innen.

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